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Am Nachmittag besuchte Karsten Wanders seine Mutter. Barbara Wanders erzählte ihrem Sohn nicht, dass sie noch einmal operiert worden war.

Karsten hatte dafür gesorgt, dass es ihm gut ging. „Wann kommst du nach Hause?“, wollte er wissen. Er saß auf einem Stuhl neben dem Krankenbett.

Barbara Wanders lächelte. „Ein klein wenig musst du dich schon noch gedulden.“

„Ich vermisse dich.“

„Geht es daheim drunter und drüber?“

Karsten schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht.“

„Räumst du deine Klamotten immer brav weg?“

„Aber sicher doch. Ich habe gestern sogar Staub gesaugt.“

„Ist ja nicht zu fassen! Mein Sohn entwickelt sich zum Hausmann.“ Karsten lachte. „Da staunst du, was?“

„Du steckst voller Überraschungen.“

Sie schwiegen eine Weile. Dann fragte Karsten: „Brauchst du irgend etwas? Kann ich irgend etwas für dich tun?“

„Es könnte nicht schaden, wenn du ein bisschen mehr essen würdest.“ Karsten kräuselte die Nase. „Ich habe keinen allzu großen Appetit, solange du im Krankenhaus liegst.“

„Du verschlingst auch keine Riesenportionen, wenn ich draußen bin.“

„Weil es nicht gesund ist, Riesenportionen zu verschlingen. Ich esse ernährungsbewusst.“

Barbara Wanders musterte sein schmales, blasses Gesicht. „Du siehst schlecht aus, mein Junge.“

Er grinste und breitete die Arme aus. „Ich fühle mich prima.“

„Vielleicht solltest du dich hier mal ansehen lassen.“

„Wozu? Ich bin okay. Ich fühle mich gut. Wozu soll ich den Ärzten ihre wertvolle Zeit stehlen?“ Er gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. „Der Kranke bist du. Nicht ich. Alles klar? Sieh zu, dass du so bald wie möglich wieder auf die Beine kommst. Die Wohnung ist entsetzlich leer ohne dich.“

Die Tür öffnete sich, und ein gutaussehender schwarzhaariger Mann trat ein. Er war sportlich gekleidet und hatte einen Blumenstrauß in der Hand.

„Ach, der“, murmelte Karsten so leise, dass es zwar seine Mutter, aber nicht der Eintretende hören konnte.

„Karsten“, ermahnte Barbara Wanders ihren Sohn zischend.

Der Junge erhob sich. „Tag, Herr Häussler.“ Er verlieh seiner Stimme einen freundlichen Klang.

„Grüß dich, Karsten“, gab Harald Häussler, Barbara Wanders’ Kollege, ebenso freundlich zurück. „Wie geht’s?“

„Gut. Und Ihnen?“

Der Reporter nickte. „Ich bin zufrieden.“

Karsten hob die Schultern. „Dann werde ich jetzt mal gehen.“

„Hoffentlich nicht meinetwegen“, sagte Harald Häussler.

„Nein, nein“, versicherte Karsten ihm. „Ich bin schon eine Weile hier und hab’ noch einiges zu erledigen. Wenn die Mutter nicht zu Hause ist, muss man ja alles selber machen.“ Häussler grinste. „So wird man selbständig.“

Karsten verabschiedete sich von seiner Mutter mit einem Kuss. Häussler gab er die Hand. Dann ging er. Er wusste, dass Harald Häussler gern mehr als bloß Mutters Kollege gewesen wäre, und deshalb stellten sich auch immer ein wenig seine Nackenhaare quer, wenn er ihn sah.

Im Grunde genommen hatte er nichts gegen Häussler. Er fand ihn sogar hin und wieder sympathisch und amüsant. Aber er konnte sich ihn nicht als Stiefvater vorstellen.

Vorläufig hielt Mutter den geschiedenen Kollegen noch auf Distanz, aber irgendwann würde sie das vielleicht nicht mehr tun, und dann...

Karsten verließ die Paracelsus-Klinik. Er musste einen Freund daran erinnern, dass er seit langem bei ihm Schulden hatte und dass es an der Zeit war, diese endlich zu begleichen.

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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