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„Wanders! He, Wanders!“, rief Kai Diesner, Karstens Kollege.

Karsten war gerade dabei, in der großen Halle die Paletten mit dem frostsicheren Fliesenkleber so aufzustellen, dass die Kunden das Sonderangebot nicht übersehen konnten. „Ja?“, rief er vom Gabelstapler herunter.

„Sollst zu Hayner kommen!“

„Warum?“ Karsten Wanders’ Magen krampfte sich zusammen. Er witterte Ärger.

Kai Diesner machte eine vage Handbewegung. „Weiß ich nicht.“

„Ich muss hier noch...“

„Sollst sofort kommen.“

„Na, schön.“ Karsten sprang vom Gabelstapler. „Machst du hier weiter?“

Diesner nickte und kletterte auf das Gefährt. Karsten machte sich auf den Weg ins Büro. Es ging ihm nicht gut. Er hatte Angst vor dem Gespräch mit Paul Hayner, denn er befürchtete zu wissen, wie es ausgehen würde.

Hayner, ein großer, breitschultriger Mann mit Boxernase, telefonierte gerade mit einem säumigen Lieferanten, als Karsten eintrat. Mit einem Kopfnicken bedeutete Hayner dem Jungen, sich zu setzen.

„Es interessiert mich nicht, aus welchen Gründen Sie Ihre Zusagen nicht einhalten können“, herrschte er den Mann an, den er an der Strippe hatte. „Mir sitzen die Kunden im Nacken. Wir machen eine große Flugblattaktion und wenn die Leute dann zu uns kommen, haben wir nicht genug Ware für sie. Das schadet dem guten Ruf der Firma Kambach. Legen Sie Sonderschichten ein. Wenn Sie bis übermorgen nicht liefern, was wir bestellt haben, sorgen wir dafür, dass Sie in der Branche erledigt sind. Haben wir uns verstanden? Ja? Na, fein.“

Mit einem derben Kraftausdruck warf Paul Hayner den Hörer auf den Apparat. Er starrte Karsten so durchdringend an, dass dieser einige Zentimeter schrumpfte.

„Und nun zu dir!“, sagte Hayner hart. „Du bist entlassen!“

Karsten Wanders riss entsetzt die Augen auf. „Sie schmeißen mich raus?“

„Du bist für die Firma nicht länger tragbar“, erklärte Paul Hayner herzlos. „Du richtest zu viel Schaden an.“

Karsten Wanders schwitzte. „Ich - ich hatte eine Pechsträhne...“

Hayners Zeigefinger stach in seine Richtung. „Ich habe dich gewarnt. Ich habe gesagt, wenn noch mal was passiert, fliegst du raus.“

„Ich hab’ das doch nicht absichtlich getan.“ Karstens Stimme klang weinerlich.

„Du bist ein Schädling“, behauptete Paul Hayner. „Du kommst die Firma zu teuer. Auf dein Konto gehen ein demolierter Kleintransporter, Marmorplatten im Wert von mehreren tausend Mark, und heute hast du mit dem Gabelstapler beinahe das halbe Glashaus der Gartenabteilung zerstört.“

„Mir, mir war einen Augenblick schwindelig...“, stammelte Karsten verzweifelt. Er brauchte den Job. Er brauchte das Geld, das er hier verdiente, um seine Sucht finanzieren zu können. Heiko Rossmann gab ihm nichts, wenn er keine Banknoten knistern hörte.

„Wenn du krank bist, geh zum Arzt“, sagte Paul Hayner frostig.

„Bitte.“ Karsten rang die Hände. „Bitte, Herr Hayner, geben Sie mir noch eine Chance.“

Hayner schüttelte unerbittlich den Kopf. „Du hattest deine Chance.“

„Ich werde mich zusammennehmen.“

„Das hast du mir schon nach dem ersten und dem zweiten Schaden hoch und heilig versprochen, und ich war so blöde, dir zu glauben. Ein drittes mal kriegst du mich nicht dran. Das Maß ist voll, mein Junge. Es ist Zeit, dass wir uns trennen.“ Hayner räusperte sich. „Vielleicht hätte ich noch mal ein Auge zugedrückt, aber Kambach will dich nicht mehr in seiner Firma haben, und ich kann mich nicht gegen seine Entscheidung stellen, sonst wirft er mich ebenfalls raus.“ Karstens Augen füllten sich mit Tränen. Wie kann Hayner nur so hart sein?, dachte er unglücklich. Begreift er nicht, dass er mich damit ruiniert? Ich hatte dreimal hintereinander Pech. Na und? Der Schaden, den ich angerichtet habe, wird doch ohnedies von der Versicherung bezahlt. Was regt sich Kambach, dieser geldgierige Idiot, denn so auf?

Hayner sagte: „Geh ins Lohnbüro, da liegt bereits alles für dich bereit. Du kriegst, was dir zusteht, und kannst ab sofort zu Hause bleiben.“ Karsten stand auf. Er fühlte sich wie gerädert, brauchte Stoff, um über diesen bösen Tiefschlag hinwegzukommen. Zitternd starrte er Paul Hayner in die Augen und sagte: „Ich werde überall herumerzählen, dass Sie was mit Lisa und so gut wie mit jeder Frau, die bei Kambach beschäftigt ist, haben.“

„Soll das ein Erpressungsversuch sein?“ Hayner lachte, als wäre er belustigt. „Du armes Würstchen.“ Seine Miene verfinsterte sich. „Mach, dass du rauskommst, sonst gibt’s was auf die Schneidezähne.“

Er trat hinter seinem Schreibtisch hervor, packte Karsten beim Kragen und warf ihn aus seinem Büro.

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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