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Heute werde ich entlassen! Ich kann es noch immer nicht glauben, aber ich kann der Klinik den Rücken kehren. Ein Semester habe ich verpasst, aber ich werde es nachholen. Alles werde ich nachholen. In drei Wochen soll der Prozess sein, hier in Österreich.

Ich lebe wieder in der kleinen gemütlichen Stube der Tante, und sie verwöhnt mich. Aber ich bin noch keine drei Tage zu Haus, da will ich schon verreisen.

»Muss das denn sein, Bub?«

»Ja, es muss sein«, sage ich und packe meinen kleinen Koffer.

Zum ersten Mal bin ich allein in der Öffentlichkeit. Niemand merkt etwas. Auf der ganzen Bahnfahrt nicht, und auch nicht, als ich in Deutschland aussteige. Die Adresse habe ich mir

rechtzeitig besorgt. Ein Taxi bringt mich dorthin. Frau Hof öffnet auf mein Läuten. Verblüfft sieht sie mich an.

»Sind Sie es wirklich?«

»Ja, Frau Hof. Ich bin gesund.«

»Wie mich das freut«, sagt sie herzlich. »Aber kommen Sie doch herein. Ach, wir haben ja so oft an Sie gedacht! Immer wieder haben wir von Ihnen gesprochen und gegrübelt, wie es Ihnen wohl gehen mag.«

»Ich danke Ihnen für die Anteilnahme. Aber eine Frage, hat Marianne auch von mir gesprochen?«

»Sie? Nein. Mein Mann wurde schon richtig wütend deswegen und hat sie herzlos genannt. Es brauchte nur Ihr Name zu fallen, schon wurde sie wütend und verließ das Zimmer. Aber so sind die jungen Leute.«

Sie führt mich ins Wohnzimmer, und da sitzen wir uns gegenüber.

»Übrigens, seit jenem Bericht hat unsere Tochter großen Erfolg bei der Zeitung. Man wurde auf sie aufmerksam. Sie können sich ja wohl vorstellen, was das für Marianne bedeutet. Jetzt ist sie nicht mehr schüchtern und lässt sich auch nicht mehr an die Wand drücken.«

Ich schweige und lächle.

»Sind Sie nur hier durchgekommen, Herr Hofstätter? Oder haben Sie in unserer Stadt etwas zu erledigen? «

»O ja«, sage ich und mache ein bitterböses Gesicht. »Ich bin gekommen, um Ihre Tochter zu verprügeln.«

Einen Augenblick ist es ganz still, dann lacht die Mutter hell auf.

»Wie bitte?«

»Sie hat mich einen abscheulichen Mann genannt!«, sage ich wütend. »Und das lasse ich mir nicht gefallen!«

»O je, so schlimm hat sie es getrieben?«

»Sie haben eine Hexe zur Tochter!«

»Wirklich? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.« Ihre Augen beginnen zu glitzern. »Wir verstehen uns prächtig.«

»Sie haben doch nichts dagegen, Frau Hof?«

»Sie ist volljährig«, antwortet die Mutter. »Von mir aus können Sie mit ihr machen, was Sie wollen.«

»Prächtig!«, sage ich. »Das ist wirklich prächtig! Die ganze Zeit in der Klinik habe ich nur auf diesen Augenblick hingearbeitet. Da können Sie sich wohl denken, wie wütend ich bin.«

»O ja, wirklich.«

Draußen klappt eine Tür.

»Ich glaube, das ist die Hexe«, sagt die Mutter und steht auf.

Mir verschlägt es die Sprache. Eigentlich wollte ich mich noch ein wenig vorbereiten.

»Ich werde mal nachsehen.«

Ich bin allein. Himmel, mir ist ganz mulmig.

Dann geht die Tür auf. Marianne kommt herein. Die Mutter hat nichts verraten, denn die Überraschung ist echt. Sie starrt mich an, als wäre ich ein Geist.

»Damit haben Sie wohl nicht gerechnet wie? Sie dachten sicher, dieser Mensch hinter den Bergen, der kann mir nicht gefährlich werden. Sie haben sich gründlich geirrt!«

Marianne wird erst rot und dann weiß, und dann wütend.

»Was erlauben Sie sich! Verlassen Sie sofort dieses Haus!«

»Ihre Mutter hat mich eingeladen.«

Himmel, sie hat sich wirklich verändert. Wie sicher sie auftritt! Auch ihr Äußeres hat sich verändert. Sie ist nicht mehr die kleine unscheinbare, graue Maus. Fast habe ich so etwas wie Angst, aber dann fällt mir der Zettel wieder ein.

»Ihre Mutter hat nichts dagegen, dass ich Sie verprügle«, sage ich böse.

Das freche Stück lacht doch tatsächlich los!

»Lachen Sie mich aus oder an?«, frage ich misstrauisch.

»Das müssen Sie schon selbst herausfinden.«

Ich gehe auf sie zu. Sie sieht mich an, und ein Leuchten steigt in ihre Augen.

»Viktor, wie schön«, sagt sie weich. Mehr nicht. Aber mein Herz wird ganz warm.

Wir stehen uns gegenüber.

»Ich werde Sie jetzt verprügeln. Von wegen abscheulicher Kerl, das ist einsame Spitze!«

»Es entspricht der Wahrheit«, antwortet sie standhaft.

Ich packe sie, starre in ihr Gesicht. Sie ist sehr schön.

»Nein!«, sage ich laut.

»Angst?«, frotzelt sie.

»Herrgott, Sie sind wirklich eine Hexe.«

»Dann passen Sie nur auf, dass ich Sie nicht verzaubere«, sagt sie lachend.

»Das haben Sie schon.«

Wieder sehen wir uns stumm an. Jeder kann in den Augen des anderen lesen.

»Ich werde dich nicht verprügeln, das macht viel zu viel Mühe. Nein, ich werde dir kurzerhand den Hals umdrehen. Die Wirkung ist kolossal.«

»Spürst du, wie ich zittere?«

»Marianne, nimm den 'abscheulichen Kerl’ zurück und ich lasse dich am Leben.«

»Wahrheit soll man nie Lügen strafen.«

Ich nehme ihren Hals in beide Hände.

»Schade«, seufze ich, halte sie fest und küsse sie leidenschaftlich.

Nach ziemlich langer Zeit, jetzt dürfte sie kaum noch atmen, lasse ich sie wieder los. Aber zu meiner Verwunderung lebt sie noch immer, und zwar so intensiv, dass sie ihre Arme nimmt und um meinen Hals legt. Für einen Augenblick gerate ich ins Schwanken.

»Abscheuliche, gemeine, hinterlistige Hexe, bei dir helfen wohl gar keine Mittel, dich ins Jenseits zu befördern, wie?«

»Vielleicht, wenn du es recht oft wiederholst«, sagt sie langsam.

»Marianne, ich werde dich nicht auf Händen tragen, ich werde dich jeden Tag verprügeln. Und Essen bekommst du auch nur einmal die Woche.«

»Soll das vielleicht ein Heiratsantrag sein?«

»Ja was hast du denn gedacht?«

»Du wirst dich wundern, aber ich nehme ihn an.«

7 Heimat-Romane um Liebe  in den Bergen: Bergroman Sammelband 7019

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