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Erschrocken schlug Rosalia ihre Hände vor ihr Gesicht, denn sie nahm an, dass ihr Schützling verletzt sei, als Andros Susann aus dem Wagen hob und sie ins Haus trug. Susann zitterte am ganzen Körper und fühlte sich außerstande, selbst zu gehen. Zielsicher steuerte Andros auf das Schlafzimmer zu und legte Susann auf das Bett. Um die ältere Frau, die vor dem Zimmer wartete, zu beruhigen, berichtete er kurz, was geschehen war und dass Susann jetzt Ruhe brauchte. Sein Bericht beruhigte Rosalia keinesfalls, sondern regte sie noch mehr auf.

„Oh, du lieber Himmel! Sie hätte sterben können ...“, rief sie aufgewühlt aus. Tränen liefen ihr über das Gesicht.

„Ja, das hätte sie. Aber es ist ja noch einmal gut gegangen. Ich kam noch rechtzeitig dazu, um das Unglück zu verhindern“, sagte er grimmig.

„Unglück?“, brauste Rosalia auf. „Ich wette, dass da Absicht hinter steckte. Susann sollte heute sterben. Und Sie, Monsieur de Mácon, wissen genau, wer dahinter steckt.“

„Ja, das weiß ich. Aber wo ist er? Wo hält er sich versteckt? Ich bin mir sogar fast sicher, dass es noch mindestens einen Komplizen gibt. Und ich werde mich auch um diese Personen kümmern“, grollte er. „Ich muss jetzt noch einmal los, um gewisse Dinge ins Rollen zu bringen. Danach komme ich wieder her, denn wir haben einiges zu besprechen.“

Rosalia nickte stumm und ging dann zu Susann.

Als Andros das Haus verließ, sah er Martin an seinem Wagen stehen, der sich kopfschüttelnd das ramponierte Heck besah. Das konnte nur eine Werkstatt wieder richten. Schnell luden sie den Einkauf aus.

„Ich komme mit Ihnen“, sagte Martin und sah Andros auffordernd an. Der nickte zustimmend.

Bevor sie zu Susanns Wagen fuhren, brachte Andros seinen zu sich und tauschte ihn gegen seinen zweiten, etwas kleineren aus. Unterwegs erklärte er Martin, was er vorhatte. Der hörte sich alles stumm an und nickte zustimmend.

Nach über zwei Stunden waren sie wieder zurück und saßen gemeinsam mit Rosalia und Susann im Wohnzimmer. Susann ging es besser. Sie hatte sich einigermaßen von dem Schock erholt, sah aber noch sehr blass aus.

Aber bevor Andros dazu kam, etwas zu sagen, fing Susann an, Fragen zu stellen, die ihr schon durch den Kopf gingen, als sie noch im Schlafzimmer gelegen hatte.

„Danke, Andros, dass du mich gerettet hast. Ich glaube, die nächste Kurve hätte ich nicht mehr geschafft. - Aber ich denke, du bist mir auch eine Erklärung schuldig. Wieso warst du so plötzlich hinter mir?“

Er sah sie einen Moment ernst an, überlegte, was er ihr nun sagen sollte. Ausreden oder die Wahrheit? Er entschied sich für die Wahrheit und gab sich einen Ruck, in der Hoffnung, dass sie ihn danach nicht aus dem Haus schmiss und von ihm verlangte, nicht mehr in ihrer Nähe aufzutauchen.

„Ich passe auf dich auf!“, sagte er.

„Wie bitte? Wie … wie soll ich das verstehen?“ Mit einem fragenden Blick sah sie zu Rosalia und Martin. Doch die hielten ihre Köpfe gesenkt. „Hm, ihr beide seit eingeweiht - nehme ich an“, schlussfolgerte sie ziemlich verärgert aus dem Verhalten der beiden. „Also, ich warte. Wie kommst du dazu, auf mich aufzupassen?“, fragte sie in einem gefährlichen Ton.

„Ich wurde dazu beauftragt.“

„Beauftragt?! Du wurdest beauftragt?! Von wem?“ Kaum hatte sie diese Frage gestellt, kannte sie auch schon die Antwort. „Jonas!“, zischte sie. „Wie konnte er nur … gegen meinen ausdrücklichen Willen ...“

„Susann, jeder von uns ist auf deine Sicherheit bedacht. Und du musst doch zugeben - wie du heute es auf eine sehr harte Art erfahren musstest, ist das notwendig. Jemand, den du kennst, will dir schaden“, erinnerte Andros sie an das Geschehen.

„Ja, ich jedoch nicht glauben können, dass er so weit gehen würde“, entgegnete sie,sah ihn jedoch weiter verärgert an. „Ich verstehe nur nicht, warum du mir nicht gesagt hast, dass du hier den Bodyguard spielen sollst“, warf sie ihm vor.

„Hättest du das denn, wenn ich es dir gesagt hätte, akzeptiert?“ Ein leiser Vorwurf klang wegen ihrer Frage in seiner Stimme mit, denn Jonas Hofman hatte ihm erklärt, Susann nichts von seiner eigentlichen Aufgabe zu erzählen, weil er ihn ohne ihr Wissen beauftragte.

„Nein, hätte ich nicht“, gab sie widerwillig zu.

„Und ich verrate dir auch noch, dass nur vier Personen sind eingeweiht: Jonas Hofman, Rosalia, Martin und meine Person.“

„Hm“, murmelte sie, denn sie dachte bei sich, dass das so schon seine Gründe hätte, wollte aber noch etwas von ihm erfahren. „Dann nehme ich mal an, dass du das Grundstück mit dem Strandhaus nicht gekauft hast, sondern Jonas, damit das Theaterstück auch authentisch auf mich wirkt.“

„Theaterstück?“ Andros sah sie mit einem enttäuschten Blick an, denn er hatte ihre Anspielung sofort richtig gedeutet. Susann glaubte nun, dass er, um seinen Auftrag voll und ganz zu erfüllen, nicht nur ihre Nähe, sondern auch ihre Zuneigung gesucht hatte. Dass seine Küsse nur dem Auftrag dienlich waren. „Ich muss dir in allem widersprechen. Das Grundstück habe ich erworben. Wenn du darauf bestehst, zeige ich dir den Kaufvertrag“, erklärte er ihr. „Der Zufall hatte da wohl seine Hand im Spiel. So bin ich in deinem Fall in der Lage, die Arbeit mit dem Schönen zu verbinden.“

Susann sah die Betroffenheit in seinen Augen und spürte, dass sie echt war. Doch sie wollte in Gegenwart von Rosalia und Martin das nicht weiter erörtern. Also stellte sie ihm weiter ihre Fragen.

„Hm, du sagtest, dass du eine Computerfirma leitest - wie kommt es dann, dass Jonas dich als Bodyguard anheuert?“

„Ich hatte es dir schon gesagt, dass meine Firma ELCOM heißt. Nur einen kleinen Rest habe ich dir unterschlagen. Nämlich ,und Detektei‘. Wir beraten, planen und bauen alles ein, was mit Sicherheitstechnik und Sicherheitsanlagen zu tun hat. Außerdem untersteht mir eine Detektei mit fünf gut ausgebildeten Detektiven, die auch ab und zu den Job eines Bodyguards übernehmen.“

„So wie du seit ein paar Wochen.“

„Richtig! Ja, und falls du dich fragst, wie Jonas gerade auf mich gekommen ist: Jonas und mein verstorbener Vater waren befreundet.“

Susann atmete tief ein. Sie nahm sich vor, mit Jonas ein ernstes Wörtchen zu reden. Aber eigentlich müsste sie ihm dankbar sein, denn hätte er Andros de Mácon nicht angeheuert, dann wäre sie jetzt gewiss auf dem Grund des Meeres und tot. Sie fragte sich aber, wenn er mehrere Detektive beschäftigt, warum er nicht einen von denen geschickt hatte. Warum also gerade er?

Andros unterbrach ihren Gedankenzug und sprach nun ganz sachlich mit ihr: „Deinen Wagen haben wir erst einmal zu einer Werkstatt bringen lassen. Jemand hat sich an deinen Bremsen zu schaffen gemacht, die Bremsleitung war angeschnitten. Und ich denke, du wirst bald einen Anruf bekommen. Ich möchte, dass du Folgendes tust ...“ Er erklärte ihr nun, was er von ihr erwartete und was sein Plan war. „Wenn diese Sache Erfolg haben soll, ist eines noch ganz wichtig. Jonas Hofman darf davon nichts erfahren.“

„Warum denn nicht? Ich vertraue ihm voll und ganz“, meinte Susann verständnislos, die sich alles genau angehört hatte. Sie verstand auch den Sinn und Zweck seines Planes, aber er beunruhigte sie.

„Das ist völlig in Ordnung. Aber versteh bitte - umso weniger Leute eingeweiht sind, umso besser. Umso schneller haben wir Erfolg und können deinen Onkel dingfest machen. Bitte, Susann, ich habe meine Gründe.“ Eindringlich sah er sie an.

„Okay, ich verstehe zwar nicht, warum, aber ich werde keinem etwas sagen. Ich hoffe nur, dass dein Plan aufgeht“, meinte sie skeptisch – und sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Oh Gott, worauf lasse ich mich da nur ein, stöhnte sie im Stillen. Wenn das mal gutgeht!

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