Читать книгу Ferien Sommer Bibliothek Juni 2021: Alfred Bekker präsentiert 19 Romane und Kurzgeschichten großer Autoren - A. F. Morland - Страница 28

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„Linda“, stieß Susann mit voller Verachtung und Wut hervor. „Du steckst mit dem da unter einer Decke? Ich fass es nicht. Wenn das Jonas erfährt ...“

„Schätzchen, er weiß es bereits“, winkte sie lässig ab. „Und nicht Linda, sondern Marina bitte!“

Das war eine Information, die Susann Schlimmes ahnen ließ. Trotzdem sagte sie: „So? Na, hoffentlich hat er dich hochkant rausgeschmissen.“

Marina lachte spöttisch auf.

„Nein, viel besser. Ich habe ihn mitgebracht. Er ist hier. Er wollte dich unbedingt sehen und wartet bereits zwei Tage hier auf dich.“

Dieses hässliche Gehabe der Frau nervte Susann und sorgte dafür, dass sie noch wütender wurde.

„Was soll das hier werden? Bestimmt kein liebevolles Treffen unter Freunden.“ Susann ging mit geballten Fäusten einen Schritt auf sie zu. Sofort war wieder Jim zur Stelle und hielt sie mit einem festen und schmerzhaften Griff an ihrem verletzten Arm zurück, so dass ihr einen Schmerzlaut entschlüpfte. Das wiederum schien Marina zu amüsieren.

„Oh, das Kind war unartig“, verspottete sie sie.

„Du verdammtes Miststück!“, fauchte Susann sie an. Wenn Jim sie nicht festgehalten hätte, hätte sie sich garantiert auf Marina gestürzt und ihr wenigsten einen kräftigen Schlag verpasst, der sie erst einmal verstummen lassen würde. „Wo ist Jonas?“, wollte Susann von ihr wissen.

„Du kannst gleich zu ihm. Nur – du musst noch einen Brief verfassen“, meinte sie daraufhin mit einem spöttischen Grinsen.

„Was denn noch? Thomas hat doch schon alles ...“

„Ja, ja, ja …“, unterbrach sie Susann, „aber nicht nur Thomas. Hör zu! Ich bin diejenige, die alles geplant und organisiert hat, Schätzchen. Da steht mir ja wohl das größere Stück vom Kuchen zu.“

„Ich verstehe dich nicht. Du hast doch alles. Jonas hat dir doch alles gegeben, was du wolltest“, warf sie ihr vor. Doch Marina schüttelte nun ärgerlich den Kopf.

„Du irrst dich. Er wurde in den letzten Jahren immer knausrigerer. Und das gefiel mir nicht, wie du sicher verstehen wirst. Also habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, wie ich diesen Umstand ändern kann. Und wie du weißt, ist mir das bis jetzt sehr gut gelungen.“

„Aber Jonas Anteile an der Firma …?“

„Alles meins. Und ich meine – alles, wenn er von uns geht. Unser netter Notar, den du heute kennenlernen durftest, hat alles wunderbar zu meinen Gunsten geregelt“, erfuhr Susann von ihr. „Doch genug geplaudert. Jetzt wird ein Brief verfasst!“

Man führte Susann in den Nebenraum. Dort stand ein Tisch mit einem Stuhl. Jim schob sie zum Stuhl und drückte sie auf den Sitz. Marina deutete auf den Stift, der auf einem Blatt Papier lag.

„Nimm ihn! Ich werde dir jetzt sagen, was du zu schreiben hast.“ Dann fing sie auch schon an.

„Ich vermisse meine Eltern so sehr, so dass ich mich entschieden habe, ihnen zu folgen ...“

„Waaas? Ich schreibe hier doch nicht einen Abschiedsbrief! … Ihr wollt mich umbringen und es nach Selbstmord aussehen lassen!“ Fassungslos und mit Protest legte sie den Stift auf das Blatt zurück, auf dem nun noch kein Wort stand. „Ich weigere mich, das zu schreiben.“

„Gut, mal sehen, ob wir sie doch noch bewegen können. Hol ihn!“, befahl Marina.

Thomas verschwand und kam kurz danach wieder - mit ihm Jonas, seine Hände im Rücken gefesselt, den er vor sich hin stieß.

Als Susann ihn sah, wurde sie ganz blass vor Schreck.

„Ihr Schweine! Warum habt ihr ihn so zugerichtet?“

„Na ja, er hätte sich eben nicht weigern dürfen. Wenn er kooperiert hätte … Aber das spielt doch keine Rolle, denn morgen interessiert euch das nicht mehr“, meinte Marina und verdrehte demonstrativ die Augen in Richtung Zimmerdecke.

Jonas Lippe war aufgeplatzt und sein Gesicht blutverschmiert. Um seinem rechten Auge schimmerte es blau, und es war geschwollen. Susann wollte zu ihm eilen, doch Jim drückte sie unsanft auf den Stuhl zurück.

„Schreibst jetzt, oder der liebe Jonas wird wegen deines Widerwillens leiden müssen!“, sagte Marina mit einem kalten Lächeln, das Susann klarmachte, dass sie es bitterernst meinte. Also nahm sie den Stift und wartete. Marina wiederholte den Satz und Susann schrieb. In ihr tobte es. Sie war wütend, aber sie hatte nun auch Angst. Man hatte geplant, sie und Jonas zu töten. Und alles wegen Geld. Susann fragte sich, wie sie sie beide ermorden wollten.

„Schreib weiter: Ich habe alles geregelt und meinen neuen Notar Simon Peeters beauftragt, alles Weitere zu regeln, ohne ihn jedoch von meinem Vorhaben zu informieren. Ich gehe freiwillig, um endlich wieder bei meinen geliebten Eltern zu sein ...“

Susann schrieb alles auf, was Marina ihr befahl. Zwischendurch kam ihr der verrückte Gedanke, ihr den Stift ins Auge zu stechen, unterließ es aber dann doch.

„Unterschreib das!“

„Soll ich auch noch ein paar Herzchen malen oder schon ein paar Kreuze setzen?“, zischte Susann.

„Nein, Schätzchen! Susann reicht vollkommen“, sagte sie gefährlich leise. „Du solltest mich nicht weiter reizen.“

„Nein, warum nicht? Bringt ihr uns dann gleich hier um?“, konterte Susann.

„Freu dich nicht zu früh! Jedoch – Jim würde sich sehr freuen, wenn er ein paar Muster in deine Haut ritzen darf.“

„Hm, für die anstehende Obduktion ist das aber bestimmt nicht gerade von Vorteil. Dann könnte man schnell auf einen Mord schließen“, gab Susann ihr zum Nachdenken. Doch Marina grinste sie nur an.

„Denkst du wirklich, dass man von euch auch nur ein Krümelchen finden wird?“

„Darf man erfahren, wenn du schon so supertoll alles geplant hast, wie du unser Ableben gestalten willst?! Eine Information im Tausch zu unserem Vermögen, das du dir erpresst hast ...“ Abwartend sah Susann die verhasste Frau an.

„Okay, ein fairer Tausch“, grinste sie. „Du sollst nicht unwissend zu deinen Eltern gehen, denn ihr beide werdet dort euer Ende finden, wo sie das Zeitliche gesegnet haben. Deine Eltern hätten wahrscheinlich den Sturm unbeschadet überstanden. Doch leider war da eine kleine Bombe, die Thomas unsichtbar hinter dem Tank versteckt hatte, die ich dann nur per Knopfdruck aus der Ferne zünden musste. Das war der erste Streich ...“

„Ihr habt was?“, unterbrach Susann sie. „Ihr … du hast meine Eltern umgebracht? Mörderin, du verfluchte Mörderin!“ Susann war aufgesprungen und sofort bei der Frau, ohne, dass sie diesmal aufgehalten wurde. Jim war gerade mal sehr unaufmerksam gewesen. Mit einem heftigen Schlag mit der Faust in das schöne Gesicht der Frau ließ sie ihrer Wut freien Lauf. Marina taumelte an die Wand, denn darauf war sie nicht gefasst gewesen. Susann war sofort wieder bei ihr und versetzte ihr noch einen Schlag – genau auf ihre Nase, die auch sofort anfing zu bluten. Im gleichen Moment wurde sie von Jim, der aus seiner Erstarrung erwacht war, nach hinten gerissen und auf den Stuhl zurück verfrachtet. Thomas schubste Jonas in die Ecke und wies Jim an, beide mit seiner Waffe in Schach zu halten. Dann flitzte er los und kam mit einem nassen Lappen und einem Handtuch zurück. Beides reichte er Marina, die ihm das wütend aus der Hand riss.

„Ihr Vollidioten! Seid ihr nicht mal in der Lage, auf so ein dummes Stück aufzupassen? Die hat mir die Nase gebrochen. Das ziehe ich euch von eurem Anteil ab, denn das sind zusätzliche Scheine, die ich beim Schönheitschirurgen hinblättern muss“, keifte sie. „Und du, du verdammtest Dreckstück, am liebsten würde ich dich jetzt gleich umlegen.“

„Warum tust du es denn nicht? Passt wohl nicht zu deinem Plan?“, spottete Susann, denn es war ihr eine Genugtuung zu sehen, wie das Blut immer noch aus ihrer Nase spritzte und sich ein blauer Fleck unter ihrem Auge bildete.

„Halt‘s Maul!“, schrie Marina sie an.

„Du verliert deine Contenance, auf die doch immer so viel Wert gelegt hast“, tadelte Susann sie. „Du wolltest uns doch noch etwas mitteilen. Entschuldige für die Unterbrechung. Aber das war für meine Eltern. Das musst du doch verstehen.“

Marina murmelte etwas Unverständliches, doch dann redete sie etwas nuschelig weiter: „Der zweite Schritt war einfach. Thomas sollte dich unter Druck setzen, was er hervorragend geschafft hat, denn ich wollte, dass du zum Strandhaus flüchtest. Ich hatte sogar noch einen Helfer. Der liebe Jonas hat es dir nicht ausgeredet. Okay, ich habe meinen keinen Teil dazu beigetragen und ihm zugestimmt, dass dieser Ort sicher für dich ist, denn Thomas wird annehmen, dass du irgendwo anders hin verreist, nur nicht dorthin. Ihr beide seid voll darauf reingefallen. Was uns jedoch etwas Sorge bereitet hatte, war die Tatsache, dass Jonas dir unbedingt einen Bodyguard aufschwatzen wollte. Gut, dass du das nicht wolltest. Da hätte ich umdisponieren müssen. Und jetzt zu eurer Zukunft, die morgen früh endet. Du wirst deinen Wagen an einer Kurve weiter geradeaus lenken, so dass er in die Tiefe auf die Klippen stürzt. Eine kleine Bombe wird noch dafür sorgen, dass der volle Tank und somit der ganze Wagen explodiert und alles bis zur Unkenntlichkeit verbrennt. Und wenn du Glück hast, siehst du deine Eltern auf der anderen Seite wieder – falls es eine andere Seite gibt. Ich glaube nicht an so einen Quatsch.“ Dann blickte sie zu Thomas. „Bringt beide in die Kammer! Lass sie schlafen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen! Roberto müsste eigentlich schon hier sein. Wo bleibt der denn so lange? Ruf ihn an! Wir brauchen ihren Wagen – vollgetankt!“

„Los, komm!“, fuhr Thomas Susann grob an. Er zog sie mit sich. Jim kam mit Jonas ihnen nach. Sie brachten beide hinunter in den Keller, wo es kalt und feucht war und muffig roch. Susann und Jonas, der bis jetzt noch kein Wort gesprochen hatte, wurden in eine kleine Kammer ohne Fenster gestoßen. Nur eine schwache Glühbirne beleuchtete den Raum etwas.

Thomas zog aus seiner Tasche eine schmale Schatulle und wollte sie gerade öffnen, da hörte er, wie es laut von oben her polterte und Marina wütend aufkreischte.

„Pass auf die beiden auf! Ich will nachsehen, was da los ist“, sagte er zu Jim und lief auch schon los.

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