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Einige Tage vergehen, werden zur ersten Woche.

Wir sitzen in der Küche, die bedeutend tiefer ist als breit. Dennoch, so gerade geht es um unseren kleinen Tisch herum auch zu dritt.

Isabella reicht mir das Brötchenmesser.

„Danke, dass du mir geholfen hast mit dem Prüfungsamt“, sagt sie in diesem Moment zu Kathi.

„Kein Problem, das ist wie eine deutsche Behörde. Glaub mir, da braucht man jahrelanges Training, um alles sofort so hinzubekommen, wie man will.“

Ich schmunzle und bastle mir mit Remouladensauce, Kochschinken und Salat ein aufwendigeres Frühstücksbrötchen.

Ich bemerke Isabellas Blick.

„Soll ich dir was abschneiden?“

„Gern“, sagt sie und ich halbiere das Brötchen.

An Brötchen musste sie sich erst gewöhnen, entsprechend probiert sie aktuell alle Kreationen durch, die Kathi und ich sonst so gern essen. Von Kathi hat sie inzwischen gelernt, dass man Camembert auch mit Preiselbeermarmelade essen kann. Erst dachte unsere neue Mitbewohnerin allerdings, Kathi will sie verarschen.

„Liest du eigentlich auch privat?“, frage ich Isabella nun. „Ich meine, bisher hab ich dich nur Fachtexte lesen gesehen.“

„Ich muss einiges ... nicht aufholen, aber ... einarbeiten? Reacondicionamiento ... nein, aufarbeiten“, sagt sie. „Bei vielen Wörtern kenne ich nur das spanische und manchmal das englische. Es ist eine Sache, in Deutsch etwas einzukaufen und eine andere, Fachtexte zu lesen.“

„Stimmt natürlich“, sage ich. „Aber ich wollte eigentlich wissen, was du zur Unterhaltung liest.“

„Achso“, sagt Isabella. „Hemingway, Jack London ... Mein Vater arbeitet im diplomatischen Dienst und ist ein Jack London-Fan. Ich habe deswegen viele amerikanische Autoren gelesen, auch wenn das von manchen nicht gern gesehen wird.“

„Hat Hemingway nicht auf Kuba gewohnt?“, fragt Kathi.

„Ja, wir haben ein wunderschönes Museum aus seinem Haus gemacht“, sagt Isabella und beißt in das Brötchen.

Sie wirkt nachdenklich, während sie kaut. Beim zweiten Bissen, sieht sie aus, als würde es ihr schmecken.

„Was liest du so?“, fragt sie mich. „Dass Kathi gerne Animes liest, weiß ich ja inzwischen.“

„Mangas“, korrigiert sie Kathi pikiert. „Mangas sind die Bücher, Animes die Filme.“

„Also“, ignoriere ich Kathis Einwurf, „aktuell viel für die Masterarbeit zu Totenritualen. Aber privat gern Science-Fiction.“

„Ich hab ein paar Bücher dabei, sollen wir tauschen?“, fragt mich Isabella. „Ich bin sehr daran interessiert, was ihr so lest. Du leihst mir eins aus, ich dir eins?“

„Gern“, sage ich.

Nach dem Frühstück bekomme ich von Jack London ‚Wolfsblut‘, während sie von mir Stan Nicholls’ ‚Der Magische Bund‘-Trilogie bekommt.

Kathi entscheidet sich für Hemingways ‚Der Alte Mann und das Meer‘ und schafft es, Isabella dazu zu überreden, ihre geliebten Animes zu schauen. Als ich an Kathis Zimmer vorbeigehe, ruft sie mich. Kathi sitzt vor dem Fernseher, gemeinsam mit Isa.

„Willst du mitschauen?“, fragt Isabella von Kathis Schlafcouch aus. Der gegenüber steht ein beachtlicher Flachbildschirm. Es ist der alte von Kathis Vater. Dieser hat den Auszug seiner Tochter genutzt, ihn ihr zu schenken, was den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass er sich einen neuen kaufen konnte. Kathi lacht über Isabellas Frage.

„Nein, Animes schaut er nicht. Ist ihm zu sehr Kinderkram. Dabei wäre die Serie was für dich“, sagt sie.

Mein Reflex ist, nein zu sagen, doch ich überlege kurz und setzte mich dann zu den beiden aufs Sofa. Links von mir sitzt nun Kathi und rechts Isabella. Unsere Beine berühren sich, während Kathi im Schneidersitz sitzt und etwas weiter von mir wegrutscht.

„Por qué ... hmm. Wieso schaust du keine Animes?“, fragt Isabella neugierig. „Ich habe letzte Woche zufällig Kathi dabei gestört und sie hat mich eingeladen mitzusehen. Manches ist seltsam, aber ich finde, es gibt schöne Geschichten. Die sind nicht nur für Kinder.“

„Was schaut ihr denn?“, frage ich und weiche Isabellas Frage aus. Zugegeben habe ich mich nie sonderlich mit Kathis Liebe für japanischen Zeichentrick beschäftigt, weniger weil ich Vorurteile habe, sondern weil das, was sie mir früher gezeigt hat, einfach nicht meins war oder vollkommen bescheuert.

„Black Lagoon“, sagt Kathi und startet die Folge.

Wir sehen die nächsten Stunden ohne große Pause die gesamte Serie. Keiner von uns muss heute zur Uni. Kathi und ich haben eh nur noch wenige Veranstaltungen, ich bin ja nur noch mit meiner Masterarbeit beschäftigt und muss deswegen nur regelmäßig zum Institutskolloquium, während Kathi nur eine Veranstaltung hat und natürlich ihr Grabungspraktikum.

Es wird bereits dunkel draußen, als wir fertig sind und ich mit gemischten Gefühlen zurückbleibe. Es hat mir gefallen. Nebenbei ist Isabella nicht weggerückt, wir sitzen noch immer ziemlich nahe. Sie riecht angenehm fruchtig, allerdings kann ich nicht genau sagen wonach. Wirklich danach schnüffeln geht schlecht, ohne echt seltsam zu wirken.

„Mehr Folgen gibt es nicht?“, frage ich Kathi. Isabella steht auf und streckt sich, bevor sie auf die Toilette eilt.

„Nein, aber ein paar Bände des Mangas sind nicht verfilmt. Die kann ich dir ausleihen.“

„Hmm“, brumme ich und weiß, dass ich dafür vermutlich eh keine Zeit habe in den nächsten Monaten.

Ferien Sommer Bibliothek Juni 2021: Alfred Bekker präsentiert 19 Romane und Kurzgeschichten großer Autoren

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