Читать книгу Ferien Sommer Bibliothek Juni 2021: Alfred Bekker präsentiert 19 Romane und Kurzgeschichten großer Autoren - A. F. Morland - Страница 26

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Als Susann am Morgen erwachte, war das Bett neben ihr leer. Ein Blick auf die Uhr ließ sie hochfahren. Es war bereits nach neun Uhr. Also war Andros allein zum morgendlichen Joggen aufgebrochen und hatte sie schlafen gelassen.

„Wie rücksichtsvoll“, murmelte sie und grinste. „Hätten aber auch Frühsport im Bett machen können.“ Dabei dachte sie nicht an irgendwelche sportlichen Übungen, sondern an den Sex mit ihm.

Susann dachte wieder daran, wie er sie in der Nacht geküsst und zärtlich berührt hatte, wie er es immer wieder geschafft hatte, sie zu einem Höhepunkt zu führen. Total erschöpft war sie dann in seinen Armen eingeschlafen. Er hatte sie vergessen lassen, dass sie bedroht wurde, dass man nach ihrem Vermögen und nach ihrem Leben trachtete.

Ihr wurde plötzlich kalt, als das wieder mit Macht auf sie einstürmte.

Ja, sie hatte Angst. Aber sie war auch wütend. Und sie fragte sich, was ihr Onkel wohl vorhatte, wenn sie sich nun in zwei Tagen mit ihm in Marseille traf.

Susann schüttelte den Kopf, als könnte sie so die schlechten und beunruhigenden Gedanken verscheuchen. Da das nicht viel nützte, schob sie ihre Decke beiseite und stand auf. Nach dem Duschen stand sie unschlüssig vor ihrem Kleiderschrank. Ein Blick aus dem Fenster sagte ihr, dass es wieder ein schöner Tag war. Die Sonne schien ins Fenster, und der Himmel war wieder strahlend blau. Also schnappte sie sich eins der Sommerkleider.

Rosalia wirtschafte in der Küche, als Susann sie betrat.

„Du hast ziemlich lange geschlafen“, merkte Rosalia an und mustert sie von der Seite.

„War ‘ne lange Nacht. Hatte noch einen unangenehmen Anruf“, sagte Susann und holte sich eine Tasse aus dem Schrank, um sich Kaffee einzugießen.

„Er hat also angerufen. Hm, und was sagt dieser Schuft?“

„Er will sich mit mir treffen, in Marseille. Jetzt ist er noch gieriger geworden.“

„Was will er denn noch?“

„Alles – das Geld, die Firma ...“

„Und … wirst du fahren?“

„Ja, um dem ein Ende zu bereiten.“

„Oh, oh! Mir ist nicht wohl dabei.“ Die Sorge stand Rosalia im Gesicht geschrieben.

„Mir auch nicht. Aber es muss sein. Auch wenn ich nicht weiß, was mich erwartet“, seufzte Susann und rieb sich fröstelnd über die Oberarme, obwohl es in der Küche sehr warm war.

„Wirst dich wieder mit ihm treffen?“, fragte nun die ältere Frau und schmunzelte.

Susann wusste natürlich sofort, wen sie meinte und wurde rot.

„Tja, was soll ich sagen ...“, antwortete Susann. Schnell drehte sie sich von Rosalia weg, denn sie sollte ihre Verlegenheit nicht bemerken. Aber das hatte sie schon und lachte in sich hinein.

„Geh auf die Terrasse! Ich mach uns jetzt was zu Essen“, bestimmte Rosalia und fing auch gleich an.

„Gut, dann geh ich noch ein paar Bahnen schwimmen“, entgegnete Susann. Sie hoffte, dass diese körperliche Betätigung sie von ihren Gedanken ablenkten, die in ihrem Kopf kreisten. Immer wieder drängten sie sich ungewollt auf. Und mit ihnen die Angst …

Nach einer halben Stunde kletterte sie aus dem Pool. Angekleidet lehnte sie sich an das Geländer und schaute auf das Meer, das schmale weiße Kämme an den Strand schob.

Wieder einmal im Meer baden, dachte sie, ja – das würde ich gern. Wenn alles glücklich überstanden ist, dann werde ich er wieder wagen. Wenn alles gutgeht … Wenn ich nicht umgebracht werde ...

Plötzlich griffen langsam Hände um ihre Taille. Susann hatte ihn nicht kommen gehört. Andros zog sie zu sich heran und vertiefte sein Gesicht in ihre Haare.

„Sie riechen nach Sonne und Meer“, murmelte er.

„Du bist nicht geblieben“, sagte sie leise mit einen leichten Vorwurf in der Stimme.

„Du hattest noch so fest geschlafen, entschuldige. Aber ich musste arbeiten – Dinge organisieren ...“

„Verstehe“, seufzte sie.

Er hatte Susann am gestrigen Tag auch erklärt, was er zu tun gedenkt. Wenn alles geplant und organisiert war, dann wollte er mit ihr alles Notwendige besprechen.

„Und – fertig?“

„Nein. Ein paar Details fehlen noch. Das hat bis morgen Zeit“, antwortete er und hauchte ihr einen Kuss auf die Schulter. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“

„Was?“ Sie wusste wirklich nicht, was er gerade meinte.

„Dass du noch nie mit einem Mann intim warst.“

„Ist das so wichtig?“

„Nein, aber es hat mich überrascht. Du bist eine wunderschöne Frau. Dir kann es an Verehrern eigentlich nicht fehlen.“

„Mag sein, aber ich wollte keinen von denen. Zumal mich einer von diesen sogenannten Verehrern ziemlich enttäuscht hat. Auf so etwas kann ich verzichten.“

„Kommt! Das Essen ist fertig.“ Rosalia stand an der Terrassentür, und das schon eine Weile. Sie hatte die beiden mit einem Lächeln im Gesicht beobachtet. Es gefiel ihr, dass Susann und Andros sich gefunden hatten. Sie glaubte fest daran, dass er auf sie achten und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dem Onkel das Handwerk legen würde. Aber sie machte sich auch Sorgen. Was passiert, wenn was schief geht und Susann verletzt wird. Über Schlimmeres weigerte sie sich nachzudenken.

„Ich vermute mal, sie hat dich gefragt, ob du zum Essen wieder da bist.“ Mit einem Schmunzeln windete sich Susann aus seiner Umarmung heraus und schaute ihn nun an.

„Na ja, so spare ich mir das Kochen“, grinste er.

„Du meinst, ein Fertiggericht in die Mikrowelle stellen“, spöttelte sie.

„So in etwa“, gab er zu. Dann griff er nach ihrer Hand und zog sie mit ins Haus.

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