Читать книгу Dreimal fachgerecht gemordet: Krimi Großband 3 Romane 10/2021 - Alfred Bekker - Страница 25
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Es war gegen Mittag, als Roy und ich zu Jana Herzog fuhren, um ihr einen Besuch abzustatten. Sie war bei ihrer Schwester Claire für ein paar Tage untergekommen.
Claire bewohnte eine großzügige Eigentumswohnung in einem mehrstöckigen Apartmenthaus in guter Wohnlage.
Sie war ein paar Jahre älter als Jana, sah ihr aber sehr ähnlich.
Claire begrüßte uns an der Tür. Sie führte uns ins Wohnzimmer und ließ uns dort mit Jana allein.
Wir ließen uns in die äußerst tiefen Sessel fallen. Ich wechselte einen Blick mit Roy. Keiner von uns hatte große Lust, ihr reinen Wein einzuschenken. Aber es musste sein.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Mit einer schnellen Bewegung strich sie sich dann das Haar zurück und schlug die Beine übereinander.
»Haben Sie schon eine Spur?«, fragte sie.
Ich sagte: »Wir haben einen Mann namens Russo festgenommen. Eine große Adresse in der Unterwelt. Synthetische Drogen, Schutzgelderpressung... und Mord!«
»Und der hat etwas mit Maiks Tod zu tun?«
»Möglich.« Das war Roy. Jana wirkte etwas verwirrt.
Noch war es nicht heraus.
Roy sah mich an.
Und ich wusste, dass das Unangenehmste wieder mal an mir hängenbleiben würde.
»Maik hat sein Gehalt als Polizist so gut wie überhaupt nicht angerührt«, stellte ich fest. »Ein Informant hat ausgesagt, dass er Russos Maulwurf bei der Polizei war und in seinem Schließfach waren 40 000 Euro in bar.«
Jana erbleichte.
»Herr Jörgensen, was reden Sie da?«, flüsterte sie.
»Der Verstand sagt einem, dass es überall ein paar schwarze Schafe geben muss. Auch bei uns. Selbst wenn es sich dabei um absolute Ausnahmen handelt...« Ich zuckte die Schultern. »Keiner von uns hätte gedacht, dass ausgerechnet Maik...«
»Hören Sie auf!«, rief Jana aufgebracht. Sie sprang auf.
Und ich erhob mich. »Reden Sie nicht weiter...«
»Frau Herzog...«
»Halten Sie den Mund!«
Ich ging auf sie zu, fasste sie bei den Oberarmen.
»Beruhigen Sie sich«, sagte ich. »Maik wäre nicht der Erste, der da in etwas hineingerät... Jemand bietet dir eine so große Summe, dass du nicht nein sagen kannst oder hilft dir mal aus der Patsche und hat dich dann in der Hand. Vielleicht hat es so angefangen...«
Jana schluchzte.
Sie wich meinem Blick aus und vergrub das Gesicht in meinem Mantel.
Sie wusste mehr, als sie uns bisher hatte glauben lassen wollen...
»Die Anhaltspunkte sind ziemlich eindeutig«, sagte ich so ruhig wie möglich. »Wir haben inzwischen auch die Aussage eines gewissen Moretti, der bei Russo für das Finanzielle zuständig war und wohl kalte Füße gekriegt hat. Sie müssen der Wahrheit ins Auge sehen...«
»Er hat Ihr Leben gerettet«, sagte sie dann.
»Ja«, sagte ich.
Nichts weiter. Alles, was ich mir sonst noch dazu dachte, behielt ich für mich.
Ich sah sie an.
Jetzt meldete sich Roy zu Wort.
»Alles, was wir jetzt noch für Maik tun können, ist, seinen Mörder zu finden!«
Jana wirbelte herum. »Dann tut doch endlich euren Job!«, schrie sie. »Was wollt ihr dann überhaupt hier bei mir?«
»Wir brauchen Ihre Hilfe«, sagte ich leise.
»Meine Hilfe?«, echote sie.
Ich nickte. »Die Wahrheit. Alles, was Sie wissen...«
Sie atmete tief durch. Mit einer zittrigen Handbewegung wischte sie sich die Tränen aus den Augen. Dann fasste sie sich.
»Also gut«, brachte sie dann heraus. »Ja, er hat Geld bekommen. Von wem weiß ich nicht, aber dass es nicht eine Sonderzahlung von seinem Arbeitgeber war, habe ich mir schon gedacht. Wir haben gut gelebt und ich habe keine Fragen gestellt. So einfach war das...«
»Und der Name Russo ist nicht gefallen?«
»Vielleicht hat er ihn mal erwähnt... Aber warum sollte der ihn umgebracht haben?«
»Da gibt es mehrere Möglichkeiten«, erläuterte ich. »Victor Voß, der Geschäftsführer eines Russo-Etablissements wurde erschossen. Russo hat den Mord vermutlich in Auftrag gegeben und Maik ermittelte in der Sache. Möglicherweise fand er dabei mehr heraus, als nachher in die Ermittlungsakten einging.«
Ich sah, wie es in ihr arbeitete.
Sie rang noch mit sich selbst.
Und dann ging ein Ruck durch sie. Sie schaute mich an.
Ihr Make-up war verlaufen.
»Sie haben recht. Maik war vor einigen Jahren mal finanziell in der Klemme. Damals war er noch bei der Drogenfahndung. Russo hat ihm geholfen. Damit hatte er ihn in der Hand... So hat es angefangen.« Sie ging zum Fenster und blickte hinaus. Ihr Blick war gedankenverloren.
Ein paar Augenblicke lang kaute sie auf ihrer Lippe herum.
»Maik konnte noch nie besonders mit Geld umgehen...«
Sie schwieg.
»Weiter!«, sagte ich. »Hat Maik diesen Herrn Russo vielleicht mit dem Wissen erpresst, dass er bei seinen Ermittlungen erlangte?«
Sie nickte.
»Ja«, flüsterte sie. Sie drehte ruckartig den Kopf. Eine Haarsträhne fiel ihr dabei in die Augen. »Können Sie diesen Herrn Russo festnageln? Oder geht er Ihnen durch die Lappen?«
Ich blieb ehrlich.
»Ich weiß es noch nicht«, sagte ich.