Читать книгу Dreimal fachgerecht gemordet: Krimi Großband 3 Romane 10/2021 - Alfred Bekker - Страница 41
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Der Mann hatte die ganze Zeit über im Wagen gesessen und den Eingang eines bestimmten Hauses beobachtet.
Jetzt stieg er aus.
Er ging geradewegs auf den Hauseingang zu. Als jemand hinausging, kam er hinein. Er benutzte den Aufzug. Dann ging er zielstrebig einen Flur entlang. Die Aufschrift an der Tür war fast gänzlich verblichen. JAN DAHM stand dort. Das S von Dahms war völlig verschwunden.
Der Mann klingelte.
Es reagierte niemand, so klingelte er nochmal.
Endlich ging die Tür auf. Ein Mann im Rollstuhl machte auf.
Jan Dahms blickte den Mann vor der Tür stirnrunzelnd an.
Er hatte ziemlich viel getrunken und musste sich sehr konzentrieren, damit sich nicht alles vor seinen Augen drehte. Er fühlte sich scheußlich. Kaum einen klaren Gedanken konnte er fassen.
Er atmete einmal tief durch. Dann fragte er: »Was wollen Sie?« Dann murmelte er kopfschüttelnd: »Mein Gott, das gibt es doch nicht...«
Diese Ähnlichkeit!, durchschoss es ihn. Dieser Mann sah aus wie...
Wie jemand, der mit Sicherheit längst nicht mehr unter den Lebenden weilte!
Ganz kurz nur flackerte dieser Gedanke in seinem Hirn auf.
Dann war er weg. Jan zog die Stirn in Falten und hörte dem Fremden zu.
»Ich komme vom F & S Kurierdienst. Hier ist ein Brief für Sie!«, sagte der Mann kalt. Sein Gesicht blieb bewegungslos.
Seine Stimme klirrte wie Eis.
»Für mich?«
»Ja...«
Mit zitternden Fingern nahm Jan Dahms den Brief entgegen. Er lachte heiser. Er bekam selten Post. Und dann noch durch einen privaten Kurierdienst?
Es muss etwas Wichtiges sein!, ging es ihm durch den Kopf. Wenn es wirklich um etwas geht, verlässt sich kein Mensch auf die staatliche Post!
In seinen Gedanken drehte sich alles.
Was mochte in dem Brief sein?
Vielleicht endlich mal eine gute Nachricht von irgendeinem der zahllosen Gewinnspiele, an denen Jan Dahms teilgenommen hatte. Es war eine Art Besessenheit von ihm, irgendwann auf diese Weise Glück zu haben, auch wenn die statistischen Chancen dafür äußerst gering waren. Und so nahm er an jedem Gewinnspiel und jeder Lotterie teil, deren Teilnahmebedingungen er in die Hände bekam. Früher hatte er auf Pferde gewettet, aber da waren die Einsätze zu hoch.
Jetzt bevorzugte er Preisausschreiben aus der Werbung, wo die Teilnahme nur das Porto kostete.
Ja, das muss es sein! Die Benachrichtigung über einen Gewinn!
Vor zwei Jahren hatte er eine Kaffeemaschine gewonnen. Die Nachricht war auch per Kurier gekommen.
Jan schaute auf das Kuvert.
Sein Name und seine Adresse standen auf einem Computeretikett, das mit einem Tintenstrahldrucker beschriftet worden war. Der Drucker schmierte offenbar etwas.
Der Absender war so klein, dass Jan ihn im Moment nicht lesen konnte.
Eine Sekunde lang dachte er an die Kriminalpolizei, die ihn besucht hatten. Und an das, was mit Kunze passiert war.
Und mit den anderen...
Armer Kevin!, dachte er.
Aber was hatte das mit ihm zu tun?
Sein Hass hatte die anderen nicht getötet, obwohl es ihm manchmal so vorkam. Aber so etwas gab es nicht.
Mit einer schnellen Bewegung versuchte er, das Kuvert zu öffnen, aber...
»Halt!«, rief der Kurier.
Jan sah verwundert auf.
»Wieso?«
Das Gesicht des Kuriers wirkte seltsam angespannt. Jan blinzelte. War das Schweiß, was da auf der Stirn seines Gegenübers glänzte?
Du bist halb im Delirium!, sagte eine Stimme in ihm. Diesmal war es sogar für dich zuviel, Jan! Obwohl du ja eine ganze Menge verträgst...
Das Gesicht des Kuriers entspannte sich etwas.
Sein Lächeln war breit und wirkte künstlich. »Ich brauche noch eine Unterschrift von Ihnen! Schließlich muss ich sichergehen, dass diese Nachricht auch wirklich in die Hände von Herr Jan Dahms gelangt ist. Sonst macht mein Chef mir Stress...«
»Verstehe«, murmelte Jan.
Der Kurier hielt ihm einen Block mit einer Liste hin.
»Da!«, sagte er und deutete mit dem Zeigefinger auf eine Linie. Jan wirkte unsicher dabei, als er den Stift nahm, der an der Seite befestigt war. In seinem Zustand hatte er Mühe, beim Schreiben die Linien einzuhalten. Es wirkte ziemlich krakelig, was er aufs Papier brachte.
»Auf Wiedersehen«, sagte der Kurier dann. Er schien es auf einmal ziemlich eilig zu haben.
»Wiedersehen«, knurrte Jan.
Der Kurier schloss die Tür hinter sich und bewegte sich mit schnellen Schritten auf den Aufzug zu.
Er war gerade eingestiegen, als der mörderische Knall einer Explosion zu hören war.
Auf seinem Gesicht erschien die Ahnung eines Lächelns.