Читать книгу Dreimal fachgerecht gemordet: Krimi Großband 3 Romane 10/2021 - Alfred Bekker - Страница 28
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Seine makellosen Zähne blitzten. Der Mund verzog sich zu einer grimmigen Fratze. Die Augen quollen hervor und die dicke Ader auf seiner Stirn pulsierte.
Er brüllte wie ein Irrer.
Jan Dahms saß im Rollstuhl. Mit einem seiner gewaltigen Oberarme schleuderte er sein halbvolles Whiskyglas gegen eine Glasvitrine. Scherben regneten auf den Boden.
Jan keuchte.
Die Flasche, die er in der anderen Hand gehalten hatte, setzte er an die Lippen. Die letzten Tropfen rannen ihm die Kehle hinunter. Im nächsten Augenblick schleuderte er auch die Flasche durch den Raum. Sie klatschte gegen die Wand und zerplatzte.
Jan ächzte.
Ein Geräusch ließ ihn herumwirbeln.
Schritte auf dem harten Holzboden. Es knarrte.
Jan griff in die Speichen der Rollstuhlräder und drehte den Stuhl innerhalb eines Sekundenbruchteils herum.
Eine hoch aufgeschossene, breitschultrige Gestalt hatte den Raum betreten. Ein Mann mit dunklen, inzwischen grau durchwirkten Haaren und einem dichten Schnurrbart. Er trug Jeans, einen Lederblouson und einen blauen Rollkragenpullover.
Inmitten der Stirn hatte sich eine dicke Falte gebildet.
Die Augenbrauen sahen aus wie eine Schlangenlinie.
»Kevin!«, entfuhr es Jan.
Kevin Kunze ließ den Blick durch die unaufgeräumte Wohnung schweifen. Über das Sofa, das über und über mit Zeitschriften bedeckt war und den Tisch, auf dem leere Packungen eines Pizza-Service herumstanden.
»Die Tür stand offen«, entschuldigte sich Kevin. Er kam etwas näher.
»Was willst du?«, knurrte Jan unfreundlich. Er musste aufstoßen. »Dir angucken, wie tief man sinken kann?«
»Ich dachte, ich sehe mal wieder nach dir, Jan...«
Jörgs Gesicht verzog sich.
»Ich brauche dein Mitleid nicht!«
»Ich komme nicht aus Mitleid!«
»Oh, doch! Und aus schlechtem Gewissen! Geh in dein wohlgeordnetes Büro und mach deine Arbeit und lass mich in Frieden saufen...«
»Jan, du machst dich kaputt...«
»Bist du mein Arzt?«
»Jan!«
»Hau ab!«
Kevin warf einen Blick auf den niedrigen Wohnzimmertisch.
Eine schwarze Mappe lag dort. Der Inhalt war auf dem Tisch verteilt. Es handelte sich um Zeitungsausschnitte. Sie behandelten alle ein einziges Thema.
Kevin machte einen Schritt auf den Tisch zu.
Er bückte sich und nahm einen der Artikel in die Hand.
Jan musterte ihn dabei unruhig.
Nach einigen Augenblicken des Schweigens, schaute Kevin Jan fragend an. »Die alte Geschichte«, murmelte Kevin.
»Ja!«, knirschte Jan hervor. »Die alte Geschichte...«
»Du bist nie drüber hinweg gekommen, nicht wahr?«
Jan lachte heiser. »Das siehst du ja.« Er ballte die Fäuste. Ein Muskel zuckte unruhig in seinem Gesicht. Hass leuchtete aus seinen Augen. »Immerhin hat Maik Sutthoff jetzt seine Rechnung bezahlt!«, knirschte er dann zwischen den schmalen Lippen hindurch.
Seine Stimme klirrte wie Eis.
Er ließ die Fäuste auf die kraftlosen Oberschenkel sinken.
Maik Sutthoff hat bezahlt, echoten seine eigenen Worte in ihm wieder. Und er setzte in Gedanken noch hinzu: So, wie ich bezahlen musste!
»Verschwinde jetzt, Kevin«, sagte Jan Dahms dann etwas ruhiger. »Du kannst mir nicht helfen. Und die alten Zeiten sind vorbei...«
Kevin zuckte die Achseln.
Jan sah ihn nicht an.
Er blickte stur an ihm vorbei, hin zu dem zerstörten Vitrinenschrank.
»Du trinkst zuviel, Jan.«
»Ich weiß. Aber es geht dich nichts an.«
Kevin zögerte, ehe er sich schließlich zum Gehen wandte.
Dann sagte er: »Mach keine Dummheiten, Jan! Hörst du?«
Er hörte ihn nicht. Jedenfalls tat er so. Er drehte den Rollstuhl herum und schaute starr gegen die Wand.
Wie eine wandelnde Zeitbombe, ging es Kevin durch den Kopf, während er die Wohnung verließ.