Читать книгу Dreimal fachgerecht gemordet: Krimi Großband 3 Romane 10/2021 - Alfred Bekker - Страница 43
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Wir suchten Claudia Kunze auf, die Witwe von Kevin Kunze.
Sie war etwas überrascht, uns zu sehen.
»Ich habe Ihren Kollegen bereits alles gesagt«, erklärte sie uns ziemlich abweisend.
»Können wir trotzdem einen Moment zu Ihnen hereinkommen?«
»Natürlich.«
Sie führte uns ins Wohnzimmer. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
»Nein, danke«, sagte ich. Und auch Roy wollte nichts.
Sie zuckte die Achseln. Während wir uns setzten, blieb sie stehen und verbreitete damit unterschwellig eine Atmosphäre der Unruhe.
»Es hat inzwischen ein weiteres Opfer dieser Briefbombenserie gegeben«, erklärte Roy ihr. »Wir kommen gerade vom Tatort...«
Sie drehte den Kopf herum. Ihre Augen weiteten sich etwas.
Die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt.
»Oh, mein Gott«, flüsterte sie.
»Jan Dahms ist der Name«, sagte ich.
»Gerade Jan... Ihn hatte es ohnehin schon schwer genug erwischt.«
»Wie alle anderen Opfer, einschließlich Ihres Mannes war er eine Zeitlang Polizist.«
Sie atmete tief durch und sagte dann: »Hören Sie, Herr Jörgensen, ich weiß über die Zeit damals nichts! Ich habe meinen Mann erst später kennengelernt!«
»Er hat Ihnen niemals etwas darüber erzählt?«
»Nein.«
»Wirklich?«
»Glauben Sie vielleicht, ich lüge Sie an?«, fuhr sie auf.
Ich hob beschwichtigend die Hände.
»Diesen Eindruck wollte ich nicht erwecken«, sagte ich dann. »Ich verstehe im übrigen auch, dass es für Sie sehr schwer sein muss, die Situation zu verarbeiten, in der Sie sich befinden...«
»Situation nennen Sie das?«, rief Claudia Kunze ziemlich unwirsch. »Ich habe meinen Mann verloren! Sind Sie verheiratet?«
»Nein!«
»Dann frage ich mich, wie Sie mich verstehen wollen, Herr Jörgensen!« Sie barg ihr Gesicht in den Händen. Der Schmerz über den schrecklichen Verlust, den sie erlitten hatte, beherrschte sie vollkommen. Aber Roy und ich mussten auch an die Zukunft denken.
An die nächsten Opfer, die der unheimliche Killer vielleicht noch auf seiner Liste stehen hatte.
Und um weitere Morde zu verhindern, mussten wir nach jedem Strohhalm greifen.
Ich sagte ruhig: »Der Mörder, der Ihren Mann umgebracht hat, läuft noch immer frei herum. Und aller Wahrscheinlichkeit nach wird er noch weitere Briefe versenden... Das müssen wir verhindern.«
Sie schluckte.
»Natürlich«, flüsterte sie.
Sie wischte sich die Augen ab und sah mich offen an.
»Wissen Sie, das fällt mir jetzt gerade ein«, sagte sie dann stockend.
»Was?«
»An dem Morgen, an dem Kevin ermordet wurde, hat er kurz zuvor noch hier bei mir angerufen.«
»Was wollte er?«
»Mich warnen. Er wollte mich davor warnen, die Post zu öffnen.«
»Dann ahnte er, dass es auch ihn treffen könnte.«
»Ist das ein Wunder? Nach Ihrem Auftreten hier? Schließlich waren Maik Sutthoff und Robert Jäschke ja Ex-Kollegen von ihm. Aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke... Vielleicht wusste er doch etwas mehr, als er mir glauben machen wollte. Er wollte mich nicht beunruhigen, aber er war beunruhigt. Im Rückblick bin ich mir da sicher.«
»Hat er mal den Namen Josef Lohmann erwähnt?«
»Nein.«
»Sind Sie sicher?«
»Herrgott, ist dieser Name denn so wichtig?«
Ich zuckte die Achseln. »Wenn ich das wüsste...«
Einen Augenblick des Schweigens entstand. Eine Pause, die für alle unangenehm war. Ich hatte es schon fast aufgegeben, aus Claudia Kunze noch irgend eine brauchbare Information herauszubekommen.
Also erhob ich mich aus dem tiefen Sessel und Roy folgte meinem Beispiel.
Claudia brachte uns zur Tür.
Sie sagte kein Wort dabei.
»Auf Wiedersehen, Frau. Kunze«, sagte ich dann. »Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, dann...«
Sie unterbrach mich.
»Sie fragten nach einem gewissen Lohmann...«
»Ja«, nickte ich.
»Jetzt fällt es mir wieder ein. Ich habe Kevin diesen Namen mal erwähnen hören.«
»In welchem Zusammenhang?«
»Ich kann mich nicht mehr erinnern. Es war während eines Telefonats, das er mit Jan Dahms führte... Worum es genau ging, weiß ich nicht. Um die alten Zeiten wahrscheinlich. Kevin redete gerne darüber. Und Jan wohl auch.«
»Ich danke Ihnen«, sagte ich. »Sie haben uns sehr geholfen. Vielleicht mehr, als Sie ahnen...«