Читать книгу Dreimal fachgerecht gemordet: Krimi Großband 3 Romane 10/2021 - Alfred Bekker - Страница 36
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Wir saßen kaum wieder im Sportwagen, als uns ein Funkspruch aus der Zentrale erreichte.
Es gab ein weiteres Opfer.
Kevin Kunze.
Eine Briefbombe hatte ihn in seinem Büro bei Schmidt & Kopper erwischt. Die Polizei war schon da, die Spurensicherung unterwegs. Wir setzten das Blaulicht auf das Dach des Sportwagens, und ich drückte ein bisschen auf die Tube.
»Spätestens jetzt ist es eine Serie«, sagte Roy während der Fahrt.
»Ja, und wieder ist das Opfer mal Polizist gewesen.«
»Das kann unmöglich Zufall sein.«
»Irgendetwas muss damals geschehen sein«, meinte ich.
»Etwas, für das sich jetzt jemand rächen will. Zeitlich lässt sich das eingrenzen. Es muss die Zeit betreffen, in der alle drei gemeinsam gedient haben...«
»Das ist doch auch nur eine Theorie, Uwe.«
»Hast du was besseres?«
Roy verzog das Gesicht.
»Du glaubst doch nicht, dass ich das für mich behalten würde, wenn es so wäre...«
»Das wäre immerhin eine Seite an dir, die ich noch nicht kenne. Nach all den Jahren, die wir zusammen ermitteln...«
Roy machte eine wegwerfende Handbewegung. Wir nahmen den Elbtunnel, um auf die andere Seite zu kommen.
»Auf jeden Fall sollten wir uns diesen Jan Dahms mal vorknöpfen«, meinte Roy.
»Wenn er sich wirklich an Sutthoff rächen wollte - warum dann erst jetzt?«
»Frag mich was leichteres, Uwe. Vielleicht hat er sich im Lauf der Jahre immer weiter in eine psychotische Richtung entwickelt...«
»Das werden wir ja sehen.«
Als wir den Einsatzort erreichten, war es dort bereits ziemlich schwierig, einen Parkplatz zu bekommen. Überall standen Einsatzwagen herum: Der Gerichtsmediziner, die Polizei und die Erkennungsdienstler. Ollie und Stefan waren auch dort. Ich sah Ollies Wagen. Wir trafen die beiden am Tatort.
Das Büro, in dem Kevin Kunze residiert hatte, glich einem Trümmerfeld.
Vom Schreibtisch waren noch Einzelteile zu sehen. Die Wand war schwarz angerußt. Vermutlich war es durch die Detonation der Bombe zusätzlich noch zu einer Implosion des Computer-Monitors gekommen.
Kunze war kaum zu identifizieren.
Es sah grässlich aus, wie er dalag.
Sein Kopf wirkte wie eine aufgeplatzte Melone. Und an den kreideweißen Gesichtern der anwesenden Kollegen war zu sehen, dass dieser Anblick selbst für diese hartgesottenen Burschen nichts Alltägliches war.
Ich erfuhr, dass der Gerichtsmediziner sich erstmal um die völlig hysterische Sekretärin hatte kümmern müssen. Er hatte ihr etwas zur Beruhigung gegeben und jetzt saß sie fast wie apathisch in ihrem Vorzimmer und blickte ins Nichts. Wie ein Kanonenschlag aus heiterem Himmel, so musste das Geschehene auf sie wirken.
Einer der Kollegen vom Erkennungsdienst hatte das winzige Stück eines Nylonfadens gesichert. Der ebenfalls anwesende Cheffeuerwerker der Polizei David Busche sah sich den Faden interessiert an, nachdem er sorgfältig in eine Plastiktüte gesteckt worden war.
Zwei Zentimeter, länger war das Ding nicht. Die Enden waren verschmort.
»Sagt dir das irgendetwas, David?«
»Ohne genaue Untersuchungen kaum. Könnte Anglerschnur sein. Auf jeden Fall reißfest. Aber...«
»Ich weiß, dass du gerne auf Nummer sicher gehst. Aber als du den wahrscheinlichen Zündmechanismus dieser Todesbriefe erläutert hast, war auch von Nylon die Rede...«
Er schaute mich an.
»Könnte sein, dass dieser Faden zur Bombe gehörte... Aber ich bezweifle, dass uns das weiterbringt. Es ist ein Allerweltsprodukt!«
»Scheint, als hätte dieser Killer an alles gedacht«, kommentierte Roy bitter. »Sogar daran, dass von der Bombe vielleicht noch verräterische Reste übrigbleiben könnten...«