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Wir waren gerade auf dem Weg nach Hause gewesen. Eine Kreuzung noch und ich hätte Roy an der gewohnten Ecke abgesetzt, an der ich ihn am nächsten Morgen vor Dienstbeginn wieder abholen würde.

Aber bevor es soweit war, erreichte uns über Funk die Nachricht, dass in der Wohnung eines gewissen Jan Dahms eine Explosion gegeben.

Mehr brauchten wir im Grunde nicht zu wissen, um uns ausmalen zu können, was geschehen war.

»So ist Jan Dahms nicht der Täter, sondern ein weiteres Opfer«, kommentierte ich, drehte bei der nächsten Gelegenheit und setzte das Blaulicht auf das Dach des Sportwagens. Bei dem Betrieb, der zur Zeit in den Straßen von Hamburg Mitte herrschte, brachte das allerdings auch nicht gerade besonders viel. Die Straßen waren so verstopft wie die Adern eines Herzkranken kurz vor dem Infarkt.

Und auch ein blaues Licht konnte die Blechlawine nicht dazu veranlassen, sich einfach aufzulösen.

Als wir Dahms Wohnung erreichten, war die Polizei schon da und sicherte den Tatort. Außerdem war ein Einsatzwagen der Feuerwehr vorgefahren. Ein kleinerer Brand hatte gelöscht werden müssen.

Rauchschwaden drangen aus dem Fenster heraus. Die Scheibe war zerborsten.

Für uns bedeutete das nur, dass es vermutlich noch weniger Spuren gab, als bei den Attentaten zuvor.

Wir mussten die Treppen nehmen, um hinauf zu Dahms Wohnung zu gelangen. Die Benutzung des Fahrstuhls hatte die Feuerwehr unter den gegebenen Umständen untersagt.

Und dafür hatte sie sicher gute Gründe.

Vor der Wohnung stand ein Uniformierter, dem gegenüber wir uns erstmal ausweisen mussten.

»Sind der Erkennungsdienst und der Gerichtsmediziner informiert?«, fragte ich den Polizisten.

Er nickte.

»Ja. Sie müssten unterwegs sein.«

»Immerhin gehören wir mal zu den ersten, die sich umschauen können«, meinte Roy. Keiner von uns war von der Aussicht auf Überstunden begeistert. Aber dieser Fall konnte jetzt womöglich eine neue Wende nehmen. Und da hieß es, am Ball zu bleiben.

Das Bild am Tatort war das übliche. Jan Dahms grässlich zerfetzte Leiche war kaum noch zu identifizieren. Ein Arm war komplett abgetrennt und lag relativ gut erhalten in ein paar Meter Entfernung auf dem Boden. Durch das zerstörte Fenster blies kühler Wind herein. Blut war bis an die Tapeten gespritzt und dort mittlerweile angetrocknet.

»Ich frage mich, ob er das letzte Opfer sein wird«, murmelte Roy vor sich hin.

»Um das zu sagen, müssten wir das Motiv wissen, das diesen Killer leitet...«

Ich sah mich ein bisschen um. Die rechte Seite des Kleiderschranks war durch den Brand schwarz angekohlt. Es roch streng. Aus reiner Neugier öffnete ich die Tür des Schranks.

»Die von der Spurensicherung werden dich dafür lynchen, Uwe«, meinte Roy.

»Schon möglich, aber ich habe keine Lust, so lange zu warten, bis die mit ihrem Kleinkram fertig sind. Da läuft ein wahnsinniger Killer frei herum, der systematisch Attentate der perfidesten Sorte verübt. Es ist auch ein Wettlauf mit der Zeit, Roy. Wer weiß schon, wie viele noch auf seiner Liste stehen...«

Auf der rechten Seite des Kleiderschranks hingen Jacken und Hemden, auf der anderen Seite waren Fächer. Aber nur in den oberen drei befand sich Kleidung. Im unteren Fach befand sich eine dicke schwarze Mappe. Daneben ein Schuhkarton, voll von Zeitungsausschnitten. Beides nahm ich an mich und legte es auf eine nahe Kommode. Roy kam zu mir und deutete auf den Schuhkarton.

»Schau dir das mal an...«

Ich schlug die Mappe auf. Es war eigentlich ein Fotoalbum, aber Jan hatte auch hier alle möglichen Zeitungsausschnitte eingeklebt. Auf den letzten Seiten waren die Ausschnitte herausgerissen. Die Klebeflächen waren noch zu sehen.

Offenbar hatte er hier die Artikel über den Tod von Maik Sutthoff aufbewahrt, die er dann in einer Art plötzlichem Anfall vernichtet hatte.

»Dahms scheint sich sehr für Fälle interessiert zu haben, in den die Justiz die Täter laufen lassen musste!«, hörte ich Roy sagen, während dieser in dem Schuhkarton herumwühlte.

Ich blätterte in der schwarzen Mappe ganz nach vorne. Die ältesten Ausschnitte betrafen einen mir bisher unbekannten Fall aus den siebziger Jahren. Ein Mann namens Josef Lohmann war verdächtigt worden, seinen Schwager aus Eifersucht erschlagen zu haben. Wenig später musste er aber wieder auf freien Fuß gesetzt werden, weil die Beweise für eine Anklage nicht ausreichten. Zeugen widersprachen sich und es gab darüber hinaus Verfahrensfehler bei der Festnahme. So war Lohmann nicht ordnungsgemäß über seine Rechte belehrt worden, was bedeutete, dass der Großteil der Angaben, die er bei der Polizei gemacht hatte, nicht gerichtsverwertbar war. Ich blätterte weiter.

Kurze Zeit nach seiner Freilassung war Lohmann unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen.

Der Fall war nie aufgeklärt worden, obwohl immer vermutet worden war, dass es sich dabei um irgendeine Form von Rache handelte.

Aber das wirklich Interessante war etwas anderes.

Zuständig für die polizeiliche Ermittlungsarbeit war damals das Revier gewesen, in der alle Opfer der Mordserie gemeinsam Dienst taten!

»Ich glaube, ich habe etwas, Roy«, murmelte ich.


Dreimal fachgerecht gemordet: Krimi Großband 3 Romane 10/2021

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