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Neunter Februar

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Es war einmal ein kleines Mädchen, das Tamara genannt wurde. Tamara ging noch in den Kindergarten und wartete sehnsüchtig auf die Faschingszeit. Diese sollte in den nächsten Tagen folgen.

Jedes Jahr wurde im Kindergarten Fasching gefeiert. Alle Kinder mussten sich verkleiden. Alle? Natürlich nicht alle. Im Kindergarten gab es Kinder ab dem ersten Lebensjahr. Die Kleinen mussten sich natürlich nicht verkleiden. Dies hätte keinen Sinn gemacht.

Nur die großen Kinder verkleideten sich. Auch deren Erzieher verkleideten sich. Einige gingen als Pirat, andere gingen als Bauarbeiter. Die Mädchen im Kindergarten waren größtenteils Feen, Bienen oder Marienkäfer. Tamara liebte es, eine Prinzessin zu sein. Während die anderen Kinder ihr Kostüm in der Regel jedes Jahr wechselten, war dies bei Tamara nicht der Fall. Sie ging jedes Jahr als Prinzessin. Jedes Jahr verkleidete sich Tamara als Prinzessin, wenn Fasching gefeiert wurde.

Tamara besaß ein rosanes Kleid. Dazu hatte sie zur Faschingszeit immer goldene Schuhe an. Eine Krone durfte natürlich nicht fehlen. Was war eine Prinzessin ohne Krone? Nichts. In Tamaras Kindergartengruppe war sie die einzige Prinzessin. Doch sie war nicht der einzige königliche Vertreter. Es gab noch einen Prinzen und einen König. Auch ein Ritter sollte dieses Jahr zu Besuch sein.

Tamara träumte oft von einem Leben als Prinzessin. Jedes Jahr gäbe es ein kleines Fest ihr zu Ehren. Jedes Jahr kämen die Ritter aus dem ganzen Königreich. Jeder Ritter, der etwas auf sich hielt, wäre anwesend. Es würde einige Turniere geben. Am Ende würde ein Sieger feststehen. Dieser würde Ruhm erlangen.

Manchmal träumte Tamara, dass sie schon erwachsen ist. Sie wäre im heiratsfähigen Alter. Sie könnte jetzt einen Prinzen heiraten. Damit Tamara den richtigen finden würde, gäbe es eine Veranstaltung wie aus ihren Träumen. Die Ritter würden am Turnier teilnehmen. Sie würden gegeneinander kämpfen. Einer gegen einen. Mit einer Lanze auf einem Pferd aufeinander zu reiten. Versuchen, den anderen Ritter vom Pferd zu stoßen. Der Sieger würde im Turnier eine Runde weiter kommen. Der Verlierer würde ausscheiden.

Am Ende des Turniers gäbe es einen Sieger. Es wäre ein Ritter, der nie vom Pferd abstieg. Ein Ritter, der anschließend um die Hand der Prinzessin anhalten würde. In manchen Träumen sagte Tamara ja, in anderen nicht.

Ein Prinz sollte sich gut benehmen. Er sollte nichts Böses tun. In vielen Träumen von Tamara war es auch so. In einigen aber nicht. Manchmal wollte ein Ritter Tamaras Nein nicht akzeptieren. Er holte sein Schwert heraus und bedrohte den König. Manchmal wurde sogar die Königin bedroht. Wenn der böse Ritter die Prinzessin nicht haben könne, müsse der König oder die Königin dran glauben.

In allen Träumen von Tamara, in denen der Ritter böse war, wendete sich aber alles zum Guten. Der böse Ritter wurde daran erinnert, wer er war. Welche Eigenschaften ein Ritter hatte. Wer jetzt sein Schwert nicht einsteckte, der wurde von den Wachen des Königs überwältigt. Manchmal waren auch die einfachen Bürger behilflich. Sie schlichen sich von hinten an den bösen Ritter an. Die einfachen Bürger brachten den Ritter zu Fall und die königlichen Wachen nahmen den Ritter fest. Der Ritter kam in den Kerker und durfte darüber nachdenken, was er getan hatte. Dazu wurde ihm trockenes Brot und Wasser gereicht.

Ja und wenn der Ritter sich nicht entschuldigte, wenn er nicht begnadigt wurde, dann sitzt dieser Ritter noch immer im Kerker von Tamaras Träumen fest und nimmt Brot und Wasser zu sich. Guten Appetit.

Erzählen-AG: 366 Kindergeschichten

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