Читать книгу Erzählen-AG: 366 Kindergeschichten - Andreas Dietrich - Страница 53
Siebzehnter Februar
ОглавлениеEs war einmal ein junges Paar. Dieses Paar lebte in einem Königreich, welches das große Land genannt wurde. So wie es der Name verriet, dieses Königreich war riesengroß. Es war so groß, dass es einen Tag dauerte, um von der einen Seite zur anderen Seite zu gelangen. Dies galt aber nur im Sommer, wenn das Wetter mitspielte.
Wenn es regnete, waren die Wege schlecht passierbar. Überall gab es Pfützen und die Wege waren teilweise matschig. Eine Kutsche kam nur schwer voran. Zu Fuß war aber auch keine Option. Zu Fuß hätte die Reise mehr als einen Tag gedauert. Es wären sicherlich mehr als drei Tage gewesen. Doch keinem kam es in den Sinn, dieses Königreich zu Fuß zu durchqueren.
Auch dem jungen Paar nicht. Es lebte am Rande des Königreichs. Auf der anderen Seite des Königreichs wuchsen viele Pflanzen. Dort war das Wetter so gut, dass dort vieles angebaut wurde. Dort wuchs Getreide prächtig. Dort wuchs auch Grünkohl. In anderen Teilen des Königreichs lohnte sich der Anbau von Grünkohl nicht. Er wuchs nur sehr schlecht.
Dies war ein Problem für das junge Paar. Als es ihr erstes Kind erwartete, verlangte die Frau nach Grünkohl. Sie verspürte riesengroßen Appetit darauf. Ihr Mann konnte nicht das ganze Königreich durchqueren, um Grünkohl zu holen. Das ging nicht. Auf dem heimischen Markt gab es glücklicherweise Grünkohl. Doch das war viel zu wenig. Die Frau verlangte nach mehr. Woher sollte der Mann es nur nehmen?
Eines Tages fand er zufälligerweise ein kleines Feld, auf dem Grünkohl wuchs. Er schaute sich um. Gab es jemanden, dem dieser Grünkohl gehörte? Er sah keinen. So erntete er einen Grünkohl. Seine Frau verspeiste diesen an einem Tag und forderte mehr. Der Mann kam der Bitte nach. Wieder ging er zum Feld. Wieder sah er keinen. Wieder erntete er einen Grünkohl. Wieder verspeiste seine Frau den Grünkohl in Windeseile.
Seine Frau forderte noch mehr Grünkohl. Der Mann ging wieder einmal zum Feld. Wieder sah er keinen, doch diesmal griff er gleich zweimal zu. Er hoffte, dass dies nun länger reichen würde. Doch dem wahr nicht so. Innerhalb von einem Tag verspeiste seine Frau beide Kohlköpfe.
Seine Frau forderte noch mehr. Sollte dies ewig so weitergehen? Seine Frau beschwichtigte ihn. Dies wäre das letzte Mal. Sie versprach es. So ging der Mann ein letztes Mal zum Feld. Diesmal sah er sich nicht um. Diesmal erntete er gleich einen Kohlkopf. Doch diesmal sah ihn jemand. Es war eine alte Frau.
Sie sprach ihn an. Was tue er da? Er würde stehlen. Der Mann versuchte alles zu erklären, doch die alte Frau hörte nicht zu. Sie wiederholte immer nur einen Satz "Nimmst Du den Grünkohl mit, so werde ich mir in sieben Jahren dein Liebstes holen!" Der Mann ließ sich drauf ein. Er dachte nicht an Morgen. Er dachte nicht an das, was in sieben Jahren sein sollte. Er dachte nur an heute: Seiner Frau den Wunsch erfüllen.
So nahm der Mann den Grünkohl und brachte ihn seiner Frau. Seine Frau hielt Wort. Einige Tage später waren die beiden stolze Eltern von einem Mädchen. Das junge Paar nannte seine Tochter Xandra. Xandra wuchs glücklich und gut beschützt auf.
Doch eines Tages sollte sich vieles ändern. Eines Tages sollte Xandra sieben Jahre alt werden. Eines Tages sollten sieben Jahre vergangen sein. Eines Tages sollte die alte Frau ihre Drohung wahr machen. Eines Tages sollte es so kommen, wie es sich der Mann nicht gedacht hatte. Eines Tages war aber nicht heute.