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Zehnter Februar
ОглавлениеEs war einmal ein Junge mit schwarzen Haaren. Dieser Junge wurde von seinen Eltern Ulrich genannt. Ulrich ging in die dritte Klasse und wurde immer wieder gehänselt. Seine Mitschüler fanden seinen Vornamen alt. Der Vorname der anderen war schöner. Das meinten seine Mitschüler.
Ulrich wurde nicht gern gehänselt. Er fand seinen Namen toll. Er sei außergewöhnlich. Er sei nicht so langweilig wie die anderen. Ulrich war für Kinder seltener als Andreas, Leon oder Thomas. Dies meinte Ulrich und er hatte auch Recht. Auf seiner Schule gab es mehrere Kinder, die Thomas, Leon oder Andreas genannt wurden. Ulrich war aber allein.
Ulrich war zu Hause auch allein. Meistens. Sein Vater war auf der Arbeit und seine Mutter lebte woanders. Sie hatte eine neue Familie. Wenn Ulrich also spielte, dann spielte er meist allein. Es sei denn, sein Vater hatte Zeit. Dann spielte dieser mit Ulrich. Das war aber selten.
So schlimm, wie es vielleicht klang, war es für Ulrich nicht. Ulrich hatte ein eigenes Zimmer. Es war nicht klein. Es war aber auch keine Turnhalle. Ulrichs Zimmer war in etwa so groß, wie das Wohnzimmer. Sein Vater schlief nur in einem halben Zimmer. Auch wenn Ulrich ein großes Zimmer besaß, er konnte den Platz nicht nur für sich selbst nutzen. In seinem Zimmer standen auch einige Kleiderschränke und sein Bett. Der restliche Platz reichte aber aus, um viel Platz zum spielen zu haben.
Ulrich baute sich eine kleine Stadt auf. Es gab viele Häuser und noch mehr Autos. Von seinem Taschengeld kaufte sich Ulrich LKWs und Busse, PKWs und Legospielzeug. Zu einer Stadt gehörten Menschen. Menschen, die mit dem Auto fuhren, aber auch Menschen, die mit dem Bus fuhren.
Woher wussten die Menschen, wann und wohin ein Bus fuhr? Im realen Leben gab es einen Fahrplan. In Ulrichs Spielwelt auch. Ulrich bastelte sich selber einen Fahrplan. Ulrich überlegte sich, wie die Busse heißen sollten. In seiner Stadt wurden sie 501, 502 und so weiter genannt. Dieses Schema übernahm Ulrich. Es gab den 501, der zum Altstädtischen Markt fuhr. Es gab den 502, der zwischen Rosenthaler Platz und Patendamm pendelte.
Insgesamt gab es acht Buslinien in Ulrichs Spielwelt. Sie fuhren von A nach B und kreuzten sich teilweise. Viele der Buslinien hatten eine gemeinsame Haltestelle. Es war der Altstädtische Markt. Dort konnten die Menschen in Ulrichs Spielwelt umsteigen. Von einem Bus in den anderen, sofern der Bus dort hielt.
Ulrich orientierte sich bei der Gestaltung des Fahrplanheftes an den Busfahrplan aus seiner Stadt. Nur das Deckblatt wich davon ab. Auf diesem stand nur "Busfahrplan der Stadt Merseburg" gefolgt von der Jahreszahl, in dem der Fahrplan gültig war. Die zweite Seite, die Rückseite vom Deckblatt, war leer. Erst auf der dritten Seite folgte das Inhaltsverzeichnis. Diesem konnte jeder entnehmen, auf welcher Seite die Abfahrtzeiten der Buslinien standen. Zu jeder Linie gab es eine Haltestellenübersicht. Von wo bis wo fuhr der Bus und an welchen Haltestellen hielt er? Auf den nächsten zwei Seiten folgten tabellarisch die Abfahrtzeiten an den jeweiligen Haltestellen. Auf der einen Seite in die eine Richtung und auf der zweiten Seite für die Gegenrichtung.
Nachdem die einzelnen Seiten, Vorder- und Rückansicht, fertig waren, klebte Ulrich die Seiten aneinander und fertig war der Busfahrplan. Dieser war meist für ein Jahr gültig. Im Frühling, Sommer, Herbst und so wie jetzt im Winter. Am ersten Januar gab es meist einen neuen Fahrplan. Auch da wich Ulrich vom Original ab. Der Busfahrplan in seiner Stadt wurde schon Mitte Dezember geändert. Aber in einer Spielwelt darf es immer anders sein als in der Realität. Auch in deiner Spielwelt.