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Elfter Februar

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Es war einmal ein blondes Mädchen, das nicht normal war. Es war ein spezielles Mädchen. Ein ganz spezielles. Dieses Mädchen war nämlich die Tochter eines Ritters und wurde Undine genannt.

Undine lebte mit ihrem Vater auf einer großen Burg. Es war eine riesengroße Burg. In der Burg gab es einige Häuser. Die Diener und Pagen lebten dort. Auch ein paar Tiere wurden dort gehalten. Hühner, Schweine und natürlich Pferde gab es dort. Was war ein Ritter ohne Pferd? Nichts. Oder zu mindestens fast nichts.

Rundum die große Burg des Ritters gab es Land. Es war viel Land. Dort lebten viele Menschen. Viele davon waren Bauern und arbeiteten auf dem Feld. Das Feld gehörte den Bauern nicht. Dafür hatten sie gar nicht genug Geld. Sie pachteten das Land vom Ritter und mussten dafür Abgaben leisten. Meist musste ein Zehntel des Ertrages abgegeben werden. Manchmal wollte der Ritter kein Getreide, Karotten oder sonstiges, was auf dem Feld wuchs. Manchmal wollte der Ritter Gold sehen. Gold, das eine Mindestmenge betragen musste.

Doch woher bekamen die Bauern das Gold? Sie verkauften das Getreide an den Müller. Sie verkauften die Karotten auf dem Markt. Der Markt, der in der Regel in der nächsten Stadt zu finden war. Manchmal gab es genug Gold, um den Ritter zu bezahlen, aber nicht immer. Nicht immer konnte der Bauer alles verkaufen. Nicht immer war das Getreide gefragt. Nicht immer wollten die Stadtbewohner Karotten kaufen.

Manchmal gab es ein Überangebot an Waren. Das Getreide stapelte sich beim Müller. Er nahm nichts mehr an. Er hatte für die nächsten Monate genug Getreide. Unverrichteter Dinge musste der Bauer wieder nach Hause gehen. Mit seinem Esel, der den Wagen zog. Der Wagen, der mit Getreide beladen war. Ohne Einnahmen verließ der Bauer oder seine Frau den Markt. Dort gab es genügend Karotten. Jeder Marktstand verkaufte Karotten. Doch so begehrt waren sie nicht. Zu mindestens jetzt nicht.

Es kam, wie es kommen musste, der Bauer verschuldete sich. Manch ein Ritter fand es nicht toll, doch die meisten hatten ein Einsehen. Ein paar Schulden waren nicht schlimm. Bald sollte alles besser werden. So hofften der Bauer und der Ritter gleichermaßen. Schulden zu machen, kam öfters mal vor. Wenn die Ernte schlecht war oder es ein Überangebot auf dem Markt gab. Im nächsten Monat oder Jahr war der Bauer schuldenfrei. Das war in den meisten Fällen so, aber nicht immer.

Vor einiger Zeit traf es einen Bauern besonders hart. Im letzten Jahr gab es ein Überangebot an Waren. Alles, was er anbaute, bauten auch andere an. Der Bauer verkaufte nahezu nichts auf dem Markt. Einige Karotten konnte er selbst nutzen, doch der Rest wurde Müll. Leider. Früher gab es noch keinen Kühlschrank. Im Kühlschrank hätten sich die Karotten länger halten können. Doch so verdarben sie nach einigen Wochen.

Im darauffolgenden Jahr hätte er die Karotten gebrauchen können. In diesem Jahr gab es viel Regen. Sehr viel Regen. Zu viel für das Getreide. Zu viel für die Karotten. Die Ernte ging unter.

Es stand so viel Wasser auf den Feldern, dass fast alles verdarb. Das, was übrig blieb, war nicht viel. Die Pacht damit zu bezahlen war unmöglich. Als der Ritter es erfuhr, wurde er sauer. Wieder hatte er keine Einnahmen. Der Bauer kam in den Kerker. Ja und wenn der Ritter den Bauern nicht begnadigte, dann sitzt der Bauer noch immer im Kerker fest und hofft auf Gnade.

Erzählen-AG: 366 Kindergeschichten

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