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Unser erster Zero-Day

Die Roaring Fork Shelter ist eine der angenehmsten auf dem bisherigen Trail. Wir bleiben liegen, bis all unsere Mitbewohner verschwunden sind, stehen dann erst auf und essen gemütlich unser Frühstück. Es sind nur noch 15 Meilen bis nach Hot Springs. Wir wollen übermorgen pünktlich zu den Trail Days dort eintreffen. Ausserdem wollen wir zwei Zero-Days einlegen, also Tage, ohne zu wandern.

Die Trail Days sind ein Wanderfest und gleichzeitig Höhepunkt des sozialen Lebens in diesem Dorf. Wir haben Rambazamba erwartet und sind nun enttäuscht. Das Fest besteht aus einem Verkaufsstand mit Trekkingartikeln, einem Chinesen, der teures Essen anbietet sowie einer Bühne, wo alle, die nur halbwegs ein Instrument beherrschen, auftreten dürfen. Aber kann man mehr erwarten in einem Dorf mit 580 Einwohnern? Am späteren Nachmittag findet noch die unvermeidbare Parade statt, wie sie bei amerikanischen Feierlichkeiten üblich ist.

Immerhin, es herrscht herrliches Wetter, wir geniessen das Faulenzen und die Sonne und unterhalten uns mit unseren Wanderfreunden. Grasshopper und Tripper sind da und auch Monsterfrog. Wir lernen Blister Sister kennen, die nach Baltimore Jack sucht und ihn auch findet. Auch wir machen erstmals seine Bekanntschaft. Später kommen noch Nemo, Grumpy, Riddler, Sailboat und unsere pensionierten Freunde Pa und Papa Doc dazu und noch einige mehr.

Papa Doc ist bereits 68 Jahre alt und hat seit kurzem zwei künstliche Kniegelenke. Jetzt wandert er den AT als Thru-Hiker. Ich liebe diese positive amerikanische Lebenseinstellung. Man muss die neuen Gelenke testen und schauen, was noch alles damit möglich ist. Ein Schweizer würde sich möglichst wenig bewegen, damit sie ewig halten. Anfangs hatte Papa Doc zwar seine Mühe mit dem Trail. Wie ein ungestümer Jungspund stürzte er sich in die Aufgabe und überforderte sich dabei. Glücklicherweise hat er in Pa den perfekten Schrittmacher gefunden. Seither wandern sie zu zweit.

Am Abend ist ein Trommelkonzert angekündigt. Überall wurden Plakate angeschlagen. Allerdings weiss niemand, wo es stattfinden soll, nicht einmal die Musiker. So irren wir gemeinsam im Dorf umher, bis ein geeigneter Platz gefunden ist. Wir amüsieren uns köstlich.

Wir schreiben den Sonntag, 30.04.2000, Tag 29 auf dem Trail. Es ist unser erster Zero-Day. Der Tag beginnt perfekt, nämlich mit einem All you can eat-Frühstücksbuffet für $ 5 im Gemeindezentrum. Klar, dass kein Hiker diese Gelegenheit verpasst. Baltimore Jack macht uns mit seinem Freund, dem berühmten Dan Wingfoot Bruce, bekannt, dem 8-maligen Thru-Hiker und Autor, der hier in Hot Springs lebt. Wir geniessen das üppige Mahl und lauschen den Erzählungen und Räubergeschichten dieser zwei Koryphäen.

Nach dem Frühstück dichte ich endlich die Nähte unseres Zeltes ab, worauf hunderte von lästigen kleinen Fliegen im klebrigen Silikon ihren Tod finden. Bis jetzt haben die Nähte dichtgehalten, vielleicht würde das auch ohne abzudichten so bleiben. Es würde mich allerdings seelisch belasten, am Ende unseres Abenteuers noch eine volle Tube Silikon in meinem Rucksack zu finden.

Zero-Days sind in der Regel nicht wirklich freie Tage. Es gibt jeweils viel zu erledigen und so kommen immer wieder etliche Zusatzmeilen zusammen. Heute wollen wir es aber richtig geniessen. Hot Springs hat ja seinen Namen aus gutem Grund. Wir gönnen unseren strapazierten Körpern ein Bad in den heissen Quellen, das heisst, wir buchen im Spa für eine Stunde einen eigenen kleinen Whirlpool – einfach herrlich!


Dieses Bad haben wir uns mehr als verdient!

Die Lebensmittelversorgung unterwegs

• Einkaufen vor Ort

Wir haben vor allem diese Methode praktiziert. Man ist frei in der Planung, muss sich allerdings nach dem örtlichen Angebot richten. Oft sind natürlich nicht die favorisierten Produkte erhältlich. Ab und zu ist dadurch Improvisation angesagt.

• Maildrop

Vor allem die Amerikaner praktizieren die Methode des Maildrops. Man bereitet für die gesamte Wanderung zu Hause Fresspakete vor und lässt sie durch Freunde postlagernd nachschicken. Man ist dadurch natürlich zeitlich verplant und richtet all seine Tagesetappen nach den Öffnungszeiten der Postämter aus. Was man durch den Einkauf von Grosspackungen spart, geht für die Posttaxen wieder drauf.

Eigentlich ist ein Maildrop nur in Port Clinton (Pennsylvania) und Bear Mountain (New York) zwingend anzuraten, da es dort keine Einkaufsmöglichkeiten gibt und auch Mitfahrgelegenheiten schwer zu erhalten sind.

Im Sommer macht es auch Sinn, die warmen Kleider, ev. sogar den Regenschutz und den Schlafsack in den Norden, vorzugsweise nach Hanover (New Hampshire) zu schicken. Man spart so einiges an Gewicht. Wenn man das Paket mit «Keep for AT-Thru-Hiker» anschreibt, wird es von der Post ein halbes Jahr lang aufbewahrt.

• Hiker-Box

In jedem Hostel, aber auch in vielen Motels und Hotels, gibt es eine sogenannte Hiker-Box. Was man an Lebensmitteln nicht benötigt, kann man dort hinterlegen. Wer etwas braucht, bedient sich einfach. Das ist selbstverständlich kostenlos. Vor allem Waren aus den Maildrops landen dort. Entweder hat man zuviel eingeplant oder die Essgewohnheiten haben sich unterwegs geändert, so dass man vermehrt Lebensmittel vor Ort einkauft.

• Kombinierte Methode

… wird schlussendlich am meisten praktiziert.

Der Appalachian Trail

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