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Das Problem mit den Zero-Days

Das Wandern nach diesem freien Tag erweist sich als ausserordentlich mühsam. Klar, wir sind spät gestartet, so dass uns die Hitze wieder voll erwischt. Wir schleichen die Berge rauf und runter, immer wieder rauf und runter, schleppen literweise Wasser mit uns, rauf und runter. Unsere Beine fühlen sich kraftlos an. Wie schön war es doch bei Uncle Johnny’s. Baltimore Jack hat uns gewarnt: «Passt nur auf, dass ihr nicht townsick werdet», also stadtkrank. Aus einem Zero-Day werden zwei, dann drei, dann eine Woche und schliesslich fährt man mit dem Bus nach Hause. Das machen viele Amerikaner so und aus einem geplanten Thru-Hike wird ein Section-Hike, bis nach einigen Jahren auch die gesamte Strecke geschafft ist.

Bei uns ist die Situation natürlich eine andere. Wir können nicht einfach in den Bus steigen und nach Hause fahren. Wir sind um den halben Erdball gereist, um diesen Trail zu meistern, mussten uns vor den amerikanischen Behörden «nackt» ausziehen, unsere finanziellen Verhältnisse offenlegen, Steuerbescheinigungen und etliche weitere Papiere einreichen, nur um unsere Visa zu erhalten. Wir können nicht einfach aufgeben und ehrlich gesagt, wir wollen das auch nicht.

Lieber quälen wir uns weiterhin die Berge rauf und runter. Ab Mittag beträgt die Temperatur auch im Schatten nicht weniger als 25° Celsius. Der Wald leuchtet jetzt aber in einem frischen, knackigen Grün. Überall spriesst es und blüht. Ab und zu säumen rosarote Rhododendren den Weg und besonders erfreuen uns die gelben und rosaroten Frauenschuhe, eine Orchideenart, die hier Ladyslippers genannt wird.

Drei Tage nach Erwin wählen wir die Stan Murray Shelter zum Übernachten. Wir sind zwar nur 12.6 Meilen gewandert, aber mit dem Aufstieg Richtung Roan High Knob haben wir ein happiges Stück Arbeit hinter uns. Ein letztes Mal führt unser Weg auf eine Höhe von über 6000 Fuss. So hohe Berge erwarten uns erst wieder in New Hampshire. Hurra, jetzt wird es «flach», wir freuen uns.

Wir treffen einige Hiker bei der Hütte an, aber alle wollen weiter. «Kommt doch mit», raten sie uns, «die nächste Hütte ist die schönste vom gesamten Trail.» Wir jedoch sind erschöpft. Wir bleiben und wir bleiben allein.

Es ist eine Wohltat, am Ende des Tages die Wanderschuhe loszuwerden und in die Sandalen zu schlüpfen. Wir haben allerdings das Gefühl, dass durch den «Schraubstock» der hohen Schuhe gewisse Muskeln viel weniger gebraucht werden als sonst, so dass wir uns anfangs ziemlich steif und ungelenkig bewegen. Ich frage mich ernsthaft, wo letztendlich die Gefahr grösser ist, sich zu verletzen, auf dem Trail oder im Camp.


Overmountain Shelter


Early Bird, Swiss Miss, Grasshopper, Ziggy the Night Owl, Monsterfrog


Eine Aussicht, wie ein impressionistisches Gemälde

Der Appalachian Trail

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