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3. Die Unmöglichkeit einer Welt ohne Übel

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Nehmen wir also die Frage dort wieder auf, wo sie angekommen war: Die Welt, so wie sie ist und wie wir sie zu erfahren und zu erkennen vermögen, kann nicht ohne Übel sein. Jetzt aber muss die Reflexion noch einen Schritt weiter gehen, um ihre Radikalität zu vertiefen. Die neue Fragestellung soll nun ermitteln, ob jene Unvermeidbarkeit eine ausschließliche Bedingung für diese Welt ist oder jegliche Welt als solche betrifft; mit anderen Worten, ob eine Welt ohne Übel möglich ist oder auch nicht.

Wir wollen damit beginnen, dass wir anerkennen, wie jeder Versuch eines Beweises auf diesem Gebiet notwendig nur bescheiden ausfallen kann. Denn wir gehen hier mit Begriffen um, die, weil sie auf das Weltganze verweisen, auch die Vernunft selbst einbegreifen, die sie zu denken versucht, und dadurch grundsätzlich nicht nur dem Anspruch einer streng empirischen Überprüfung entgehen, sondern auch jedem Versuch einer vollkommenen ideellen Durchschaubarkeit. Es kann also nicht darum gehen, das Übel durch ein völlig apriorisches Verfahren herzuleiten, d.h. zu behaupten, dass es von einer reinen Betrachtung der Ideen her „so habe sein müssen“. Es geht vielmehr um etwas Bescheideneres, um einen aposteriorischen Modus im Sinne der rationes necessariae von Sankt Anselm: „Nunmehr können wir nach Untersuchung dessen, was geschieht und was wir festzustellen vermögen, auch verstehen, daß es so sein mußte“. In der Weise sichert man sich den Realismus eines Gedankenganges, der mit der wirklichen Erfahrung in Verbindung bleibt, und hütet sich – jetzt mehr denn je – davor, sich ohne irgendwelche Orientierung auf den unberechenbaren kantischen Ozean des empirisch nicht mehr Überprüfbaren vorzuwagen17.

Das Neubedenken allen Übels

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