Читать книгу Das Neubedenken allen Übels - Andres Torres Queiruga - Страница 36
4. Anwendung auf die endliche Freiheit
ОглавлениеBisher war unser Diskurs darum bemüht, dem roten Faden seiner immanenten Logik zu folgen, indem er den Raum des äußeren Vergleichens möglichst einschränkte, ohne in die Beantwortung der Schwierigkeiten einzutreten. Jetzt naht der Augenblick, ihnen größere Aufmerksamkeit zu schenken. Der erweiterte Blick auf das Ganze mag nunmehr gestatten, ihre Bedeutung noch besser zu verstehen. Vor allem, weil hier die klärende Kraft einer Unterscheidung der Ebenen – wenigstens hoffe ich darauf – in ihrer ganzen Wirkung spürbar werden kann. Solange die guten Gründe nämlich die methodischen Grenzen einhalten, welche die Behandlung innerhalb der Ponerologie nahelegt, klären sich viele Fragen von selbst und erweist sich manche Schwierigkeit als nur scheinbar.
Wahrscheinlich wird einige Leser bzw. Leserinnen schon verwundert haben, dass bislang nicht ausdrücklich vom grundlegenden Unterschied zwischen physischer und willensfreier Wirklichkeit die Rede war, der wohl die wichtigste Gliederung unter den einzelnen Arten des Übels bezeichnet, d.h. dem naturgegebenen und dem moralischen Übel47. Da nun ersteres den notwendigen Verbindungen in der Wirklichkeit der Natur entstammt und das zweite durch das Abweichen des freien Willens verursacht wird, könnte es scheinen, dass, obgleich eine Natur ohne Übel unmöglich ist, die Frage, ob denn eine endliche Freiheit ohne Verfehlung, d.h. die niemals Schlechtes hervorbringt, nicht möglich sein mag, ohne Antwort bleiben soll.