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Wenn wir behaupten, Aristoteles sei ein Wissenschaftler gewesen, nehmen wir gleichzeitig an, dass wir einen solchen erkennen können. Soziologen und Philosophen haben lange versucht, einen Blick auf dieses Geschöpf zu erhaschen – mit mäßigem Erfolg. Denn ihre Aktivitäten und Hauptbeschäftigungen sind so unterschiedlich, dass sich nur schwer eine Definition finden lässt, die alle umfasst, aber die Astrologen ausschließt. Wissenschaftler, die sich über Definitionen viel weniger Gedanken machen, erkennen ihresgleichen einfach, aber wenn man sie bedrängte, würden sie vielleicht etwas vorschlagen wie »Ein Wissenschaftler ist jemand, der durch systematische Untersuchung die erfahrene Wirklichkeit zu verstehen versucht.« Diese großzügige Definition bietet Platz für theoretische Physiker und Käferkundler sowie einige Soziologen; und auch wenn wir an den Randgebieten herumdeuten, engt sie das Betätigungsfeld der menschlichen Aktivitäten beträchtlich ein, indem sie Gärtner und Ärzte ausschließt (keine systematische Untersuchung), ebenso Literaturkritiker und Philosophen (keine erfahrene Realität), dazu auch Homöopathen und Kreationisten, die beide Kriterien nicht erfüllen. Sie schließt jedoch Aristoteles mit ein, der seine Untersuchungen absolut systematisch durchführte und sich dem Verständnis der erfahrenen Realität fest verschrieben hatte. Zwar nannte Aristoteles sich niemals einen »Wissenschaftler«, aber er hatte ein Wort für »Naturwissenschaft« – physikē epistēmē, wörtlich das »Studium der Natur«. Und er bezeichnete sich selbst nicht nur als physiologos – »der über die Natur berichtet« sondern als einen physikos – »der die Natur versteht«.

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