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XXI

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Plinius’ Geschichte ist bezaubernd. Alexander, mehr als nur ein Lüstling mit kajalumrandeten Augen oder ein megalomanischer Eroberer, hat auch eine Schwäche für Pflanzen und Tiere, und als er sich an die Interessen seines alten Lehrers erinnert, legt er ihm liebevoll die zoologische Ausbeute eines Weltreichs zu Füßen. Ein oder zwei Jahrhunderte später schreibt Athenaios, dass Alexander Aristoteles 800 Talente für seine Forschungen bezahlte, und macht den König so im Vorübergehen zur nationalen Wissenschaftsstiftung von Makedonien. Ein Hauch Romantik umweht diese Geschichten. 800 Talente war ein Vielfaches des jährlichen Bruttosozialprodukts von Makedonien und in seinen biologischen Werken schreibt Aristoteles nichts von Subventionen, einem Zoo oder auch nur von Alexander selbst.

Ebenso ist klar, dass Aristoteles Teil seiner exotischen Tierkunde aus Reisetagebüchern bezog. Ktesias von Knidos, ein griechischer Arzt am persischen Hof im 5. Jahrhundert, schrieb mehrere Bücher über Persien und Indien, von denen Aristoteles meinte, dass er sie weder ignorieren noch ihnen trauen könnte.

Keine dieser Arten [genē] von Tieren [lebend gebärende Landwirbeltiere, d.h. Säugetiere] hat eine doppelte Zahnreihe. Nun, eine gibt es, wenn man Ktesias glaubt. Er behauptet, dass ein Tier, das die Inder martichōras nennen, eine dreifache Zahnreihe hat, in der Größe einem Löwen ähnelt, ebenso zottig ist und dieselbe Art von Füßen hat. Es hat ein Gesicht und Ohren wie ein Mensch, blaue Augen, zinnoberrotes Fell und einen Schwanz wie ein Skorpion. Am Schwanz sitzt ein Stachel, es verschießt lange Stacheln wie Pfeile und seine Stimme liegt zwischen der Flöte eines Hirten und einer Trompete. Es rennt so schnell wie ein Hirsch, ist wild und ein Menschenfresser.

Hinter dem Fabeldickicht von Ktesias’ martichōras versteckt sich der Tiger (das persische Wort lautete martijaqāra, wörtlich »Menschenfresser«). An anderer Stelle sagt Aristoteles: »Was Ktesias über das Sperma des Elefanten geschrieben hat [dass es hart wie Bernstein ist], ist falsch.« – »Und in Indien, behauptet Ktesias, gibt es keine wilden oder zahmen Schweine, aber die blutlosen und schuppigen Tiere sind alle groß.« Dies bezieht sich auf Ktesias’ indischen Wurm, der in Bäumen lebt und Haustiere reißt und bei dem es sich offensichtlich um einen großen Python handelt.

Der vermaledeite Ktesias ist auch die Quelle eines der klassischen Probleme in der aristotelischen Tierkunde. Aristoteles nennt zwei Arten von Tieren, die ein einzelnes Horn tragen. Eins, der onos Indikos (wörtlich »indischer Esel«), hat einen einzelnen Huf (ist also ein Unpaarhufer, genauer gesagt ein Pferd), das andere, der oryx, hat einen gespaltenen Huf (ist also ein Paarhufer, wahrscheinlich eine Antilope). Mit dem onos Indikos ist er zurückhaltend, und das zu Recht. Mindestens seit dem 19. Jahrhundert vermuten die Gelehrten, dass es sich dabei um eine entstellte Beschreibung des Panzernashorns handelt, und dass der oryx die Oryxantilope ist, aus weiter Ferne und von der Seite betrachtet. Aber natürlich war es da schon viel zu spät; trotz seiner Skepsis konnte Aristoteles nicht verhindern, dass sich Einhörner in seine Bücher schlichen.

Während Aristoteles Ktesias immer wieder verdächtigt, sich Dinge einfach ausgedacht zu haben, ist er wesentlich mehr geneigt, Herodot (bl. 450 v. Chr.) Glauben zu schenken, und greift häufig und vertrauensvoll auf ihn zurück. Schließlich behauptete Herodot selbst von sich, dass er lieber Dinge glaubte, die er selbst gesehen hätte. Historia animalium steckt voller unmarkierter Herodot-Fakten: dass den Priesterinnen von Karien (Anatolien) in der Menopause Bärte wachsen, dass Kamele gegen Pferde kämpfen, dass in ganz Europa Löwen nur zwischen den Flüssen Acheloos und Nestos (Makedonien) zu finden sind, dass im Herbst die Kraniche von Skythien (Zentralasien) in die Feuchtgebiete südlich von Ägypten ziehen, in denen der Nil entspringt, dass ägyptische Tiere größer als ihre griechischen Artverwandten sind und so weiter. Manchmal, wenn die Fakten Aristoteles zweifelhaft vorkommen, stellt er ihnen ein »angeblich gibt es« voran, wie in »angeblich gibt es gewisse fliegende Schlangen in Äthiopien«. Fliegende Schlangen mögen uns fantastisch erscheinen, aber Herodot behauptet, ihre Skelette in Arabien gesehen zu haben, berichtet von ihren brutalen Paarungsritualen und fügt hinzu, dass sie jedes Jahr in Ägypten einfallen, wo sie dann von Schwärmen Heiliger Ibisse zurückgeschlagen werden. Legt man das zugrunde, ist Aristoteles’ zaghafter Kommentar bewundernswert zurückhaltend. Er ignoriert einfach Herodots Geschichten über nach Gold grabenden Ameisen und Greifen und entkräftet, ohne Namen zu nennen, seine Überzeugung, dass jedes Hinterbein eines Kamels vier Knie hat. Tatsächlich nennt Aristoteles den Geschichtsschreiber nur ein einziges Mal – und man hört die Verzweiflung heraus –, nämlich als er ihn bei einer wirklich absurden Aussage ertappt: »Herodot hat unrecht, wenn er sagt, dass die Äthiopier schwarzes Sperma ejakulieren.«

Da Ktesias und Herodot nur für einen kleinen Teil dessen verantwortlich sind, was Aristoteles über Asiens und Afrikas Fauna wusste, muss er auch die Berichte anderer Reisender geplündert haben. Aber der erstaunlichste Aspekt seiner exotischen Tierkunde besteht darin, wie es ihm gelingt, exaktes Wissen mit vollkommener Ahnungslosigkeit zu kombinieren. Zum Beispiel erwähnt Aristoteles häufig den Elefanten. Er hätte durchaus von jemandem wie Ktesias etwas über das allgemeine Erscheinungsbild und die Gewohnheiten des Elefanten erfahren können – zum Beispiel, dass er groß ist, einen Rüssel und Stoßzähne hat. Aber woher wusste er, dass der Elefant keine Gallenblase hat, dass seine Leber etwa viermal so groß ist wie die eines Ochsen, dass seine Milz eher kleiner ist und dass seine inneren Hoden in der Nähe der Nieren liegen?

Solche anatomischen Daten findet man wohl kaum in den Reiseberichten des vierten Jahrhunderts. Gerade solche überraschenden Fakten hielten die Geschichte über Alexanders Großzügigkeit am Leben. Vielleicht fing also Alexander einen der Kriegselefanten von Dareios III. ein, als er 331 die Perser bei Gaugamela schlug, und sandte ihn nach Athen, auf eine Reise von etwa zweitausend Kilometern, wo Aristoteles ihn im Schatten des Peripatos im Lyzeum sezierte. Der Science-Fiction-Autor L. Sprague de Camp schrieb eine interessante Novelle namens Ein Elefant für Aristoteles (1958) auf der Grundlage genau dieser Annahme und auch einige Gelehrte halten sie nicht für absurd. Aber selbst wenn wir diesen außerordentlich reisefreudigen Dickhäuter als gegeben annehmen, können wir uns immer noch fragen, warum Aristoteles, nachdem er einen Elefanten gesehen und aufgeschnitten hatte, behauptet, dass seine Hinterbeine wesentlich kürzer sind als seine Vorderbeine.[]

Aristoteles’ übrige exotische Tierkunde ist ebenso unstet. In seiner Zusammenfassung von Aristoteles’ Bericht über den Asiatischen Löwen bemerkt William Ogle, einer der wohlwollendsten Übersetzer des Philosophen und selbst erfahrener Zoologe, scharfzüngig: »Es ist eindeutig, dass Aristoteles nie selbst einem Löwen begegnet ist, denn fast alle seine Angaben über dessen anatomische Strukturen sind falsch.« Er denkt dabei vor allem an Aristoteles’ Behauptung, dass der Löwe nur einen Knochen im Hals hätte (das stimmt nicht, wie alle Säugetiere hat er sieben Halswirbel). Der Fehler ist umso verwunderlicher, als Aristoteles Löwen hätte sehen können, ohne weit zu reisen; in seiner Zeit schlichen Asiatische Löwen noch durch die abgelegeneren Täler von Makedonien.[∗∗] Er liefert eine gute Beschreibung des Wisents, behauptet aber dann, dass es ätzenden Dung auf seine Verfolger schießt.[∗∗∗] Ebenso beschreibt er auch den Strauß überzeugend – mit der Ausnahme, dass er seine (zugegebenermaßen beeindruckenden) Krallen für Hufe hält. Beim Kamel schlägt er sich besser: Er weiß, dass es den mehrkammrigen Magen eines Wiederkäuers hat, gespaltene Klauen und überraschenderweise auch, dass der Spalt an den Hinterfüßen tiefer ist als an den Vorderfüßen. Und er liefert eine sehr gute Beschreibung der Genitalien von Hyänen.

Die Lagune

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