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„Ich habe meinen Mann verpasst und er mich“

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Das war eine schwierige Zeit damals, kann man sich ja vorstellen. Ich war todtraurig, wir sind beide aneinander gescheitert. Dazu gehören tatsächlich immer zwei – das ist nicht nur ein platter Spruch. Ich habe meinen Mann verpasst und er hat mich verpasst, wie auch immer. Jedenfalls lebt er jetzt in einer klassischen Kleinfamilie: Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in einem kleinen Häuschen. Den alternativen Lebensstil hat er hinter sich gelassen, während ich weiter in unserer ehemals gemeinsamen WG in Essen geblieben bin.

Ich habe meine Ursprungsfamilie zurückerobert, wie ich finde. Meine beiden Schwestern haben mir sehr viel Halt gegeben, finanziell, emotional und auch spirituell. Und meine Eltern waren auf einmal ganz nah an meiner Seite. Es gab keine Vorwürfe oder dummen Fragen oder Kommentare wie: „Das darf doch nicht passieren“ oder „Wie kannst du uns nur so enttäuschen?“ Stattdessen gab es nur wenige Worte, eine offene Tür: „Sag uns, was immer du brauchst, wir sind für dich da.“ Das hat sehr viel verändert. Plötzlich spürte ich eine Solidarität, wie ich sie mir vielleicht auch nach Erfahrungen wie in Südafrika schon so gewünscht hatte, weil ich damals emotional genauso aufgewühlt war, aber diesmal war meine Familie wirklich einfach da.

In der Zeit, als ich mich mit der „Theologie nach Auschwitz“ beschäftigt habe oder damit, wo Gott in Soweto ist, habe ich sehr drängende Fragen gehabt. Das ging so weit, dass ich nicht wusste, ob ich jemals wieder so ein kindliches Gottvertrauen haben könnte. Das hätte ich mir sehr gewünscht, so eine zweite Naivität, vielleicht eine Leichtigkeit, mit der man wieder aufs Leben schauen kann, trotz allen Leidens. Aber diese Fragen haben mich, als ich dann selbst so gelitten habe – wenn man das im Vergleich überhaupt so nennen darf –, nicht besonders beschäftigt. Da hatte ich nicht die Frage: „Wo ist denn jetzt Gott?“ Das war nicht mein Thema. Aber ich habe gemerkt, dass mir bestimmte Dinge, die ich mir über die Jahre angewöhnt hatte, damals sehr viel innere Ruhe gegeben haben, also zum Beispiel zu meditieren und den Morgen für mich in aller Stille zu beginnen. Ob das nur ein Ritual oder Gott wirklich dahinter zu finden ist, das ist für mich heute nicht mehr so wichtig.

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