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Großeltern als fester Pol im Leben

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Der christliche Glaube spielte für die beiden immer eine große Rolle. Sie sind schon von klein auf in der evangelischen Gemeinde in der Kolonie gewesen und dort groß geworden, also ihr ganzes Leben dort gewesen, getauft und konfirmiert worden – und ich auch. Sie waren im Presbyterium, in der Frauenhilfe, in allen möglichen Gremien tätig. Für mich war klar, dass ich zur Jungschar ging und auch in den Kindergottesdienst – den hat mein Opa damals noch gemacht. Beide Großeltern sind bekennende Christen, aber sie haben das auch einfach vorgelebt. Das ist für mich bis heute ein riesengroßer Segen. Ich bin bei ihnen sehr geborgen und wertgeschätzt groß geworden. Durch sie hatte ich einen festen Pol in meinem Leben und ein sicheres Zuhause, obwohl draußen der Sturm tobte. Ich war sehr behütet, weil ich von klein auf das Gefühl bekommen habe: Du bist gewollt, du bist geliebt, und das bedingungslos. Das ist ein großer Schatz, den ich trotz allem auf meinen Weg mitbekommen habe.

Dadurch bin ich selbst auch ganz selbstverständlich in den Glauben hineingewachsen. Ich erinnere mich an keine Zeit, in der ich an der Existenz Gottes gezweifelt hätte. Mein Opa saß abends immer an meinem Bett. Er hat mir aus der Kinderbibel vorgelesen und wir haben zusammen ein Gutenachtgebet gesprochen. Es war selbstverständlich für mich, dass Gott da ist und mich liebt und dass ich gewollt bin.

Das stand ganz im Gegensatz zu dem, was ich von meiner Mutter erfahren habe. Ich habe sie nie wirklich als Mutter wahrgenommen, eher als große Schwester, die neidisch auf mich war und mich damit auch konfrontiert hat. Schon als ich zehn oder elf Jahre alt war, hat sie mir unmögliche Dinge an den Kopf geworfen – sie hat beispielsweise gesagt, dass sie mich besser abgetrieben hätte! In dem Alter wusste ich kaum, was eine Abtreibung ist. Aber sie hat mir andauernd klar signalisiert: Ich bin von ihr nicht gewollt. Im Nachhinein kann ich heute sagen, dass das viel mit Neid zu tun hatte, weil ich ein gutes soziales Umfeld hatte und Freunde. Ich war nie einsam und hatte eine bessere Bildung als sie: Ich habe Abitur und sie einen Hauptschulabschluss. Ich hatte all das, was sie nicht erreicht hatte.

Ich spürte eine große Zerrissenheit, und das war natürlich auch verletzend. Dazu kommt, dass mein Vater viele Jahre lang ein Tabuthema war. Als ich zwölf war, kam ein Brief aus der JVA von ihm. Ich war völlig überfordert damit, weil er in den Jahren zuvor einfach verschwunden war. Darüber wurde auch nicht mehr geredet – ich habe aber, glaube ich, auch nicht nachgefragt. Doch dann kam plötzlich dieser Brief aus dem Gefängnis an mich, in dem stand, was mit ihm passiert war, wie sehr er mich liebte und vermisste.

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