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„Ich fühle mich verantwortlich, auch für meine Brüder“

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Meine Brüder sind dagegen bei meiner Mutter groß geworden. Sie hatten zwar auch die Großeltern, aber diese waren für sie nicht ihr Zuhause. Das merkt man heute noch. Mit 21 habe ich eine Therapie angefangen, um meine Familiengeschichte aufzuarbeiten. Irgendwann habe ich dann den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, weil ich merkte: Ich kann sie nicht retten, aber sie verletzt mich immer wieder viel zu sehr. Dieser Abbruch in der Beziehung geschah nicht im Bösen, denn sie ist kein böser Mensch. Ich empfinde heute viel Mitleid, wenn ich an diese Frau denke. Das ist nicht von oben herab gemeint, sondern in Dankbarkeit, dass es mir besser geht als ihr.

Bei meinen Brüdern merke ich jedoch, dass sie sich nicht abgrenzen können, sondern sozusagen immer wieder eine Tür vor den Kopf geknallt bekommen. Sie sind jetzt 23, und wir haben uns früher als Geschwister immer gesagt: „Wir wollen es besser machen.“ Doch beide hängen einfach so im Leben. Sie sind beide Kiffer, haben Drogenprobleme und versuchen, von ihrer Sucht wegzukommen. Einer war auch schon im Knast. Mein Problem ist, dass ich mich immer für sie verantwortlich fühle, weil ich das Glück hatte, bei den Großeltern aufzuwachsen und sie nicht. Deshalb fühle ich mich mehr verantwortlich, als das eine Schwester tun sollte. Das ist schon eher ein mütterliches Gefühl, weil ich denke: In meinem Beruf versuche ich so viele Menschen zu retten – und bei meinen eigenen Brüdern funktioniert das nicht.

Einer von den beiden ist schon selbst mit 18 Vater eines Sohnes geworden, der ist jetzt vier. Es gab auch viele Streitgespräche, vor allem, seitdem er im Gefängnis war. Zuerst war ich die Einzige, die ihn mit seiner Suchterkrankung konfrontiert hat und nicht immer versucht hat, ihn zu retten. Aus meiner Profession heraus habe ich gesagt: „Wir müssen ihn fallen lassen, damit er das erkennt.“ Damit habe ich mir nicht nur Freunde in der Familie gemacht. Dieses ausgeprägte Helfersyndrom meiner Großeltern hat bei mir wunderbar funktioniert, aber bei einer Suchterkrankung eben nicht! Das konnten sie nicht verstehen, dass man so hart sein muss! Es ist auch schwierig.

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