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Viele Lebenswelten und eine zweite Ehe

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Für mich war es ein großer Schritt, dass ich mich noch einmal getraut habe, trotz der großen Verletzung, die einfach da ist. Ich bin froh, nicht bitter geworden zu sein, sondern sagen zu können: Ja, ich kann mir trotzdem vorstellen, dass es gelingt. Ich traue mir zu, nicht wieder zu versagen. Da bin ich fast ein bisschen stolz auf mich. Und über Ben, meinen Mann, muss ich sagen: Dass er sich auf eine ganze Gruppe eingelassen hat, davor habe ich sehr viel Respekt. Er macht das ganz großartig. Wir kennen uns schon etwas länger, aber er hat erst vor ungefähr vier Jahren angefangen, sich mit der Gruppe auseinanderzusetzen und zu überlegen, was es heißen könnte, mit mir ein Leben zu teilen. Es war interessant: In dem Moment, als ich gesagt habe, ich könnte mir auch vorstellen, mit ihm in eine andere Stadt zu gehen und irgendwo neu anzufangen, weil das hier ja alles meins ist – und man kann das nicht zur Bedingung machen, dass jemand, der vorher nicht kommunitär gelebt hat, diese Art von Zusammenleben toll findet –, in dem Moment hat er gesagt: Ich kann mir auch vorstellen, von Köln nach Essen zu ziehen. Dann haben wir überlegt, wie viel Raum wir für uns selbst brauchen. Wir haben zum Beispiel hier in meinem Arbeitszimmer jetzt seit Kurzem einen Esstisch. Der war bisher nicht nötig, weil wir immer gemeinsam essen, oft mit zehn, manchmal mit zwanzig Leuten. Es wird selten für vier gekocht, fast immer für viel mehr Menschen. Mein Mann sagte aber: „Ich brauche einen Ort, an dem wir auch mal zu zweit essen können.“ Interessanterweise gibt es diesen Ort jetzt. Wir nutzen ihn fast nie, aber es ist trotzdem schön, ihn zu haben. Ich bin glücklich, wieder verheiratet zu sein. Wir arbeiten auch zusammen als Duo „2Flügel“: Er spielt Klavier, ich lese dazu meine Texte. Wir müssen viel miteinander ausfechten, auch, weil wir sehr unterschiedlich sind.

Gleichzeitig ist es so, dass die größere Gruppe, die Kommunität, mir sehr viel gibt. Die Leute haben ganz unterschiedliche Berufe. Hier leben zum Beispiel eine Psychologin, die als systemische Familienberaterin arbeitet, ein Professor für Wirtschaftsethik, eine Physiotherapeutin, ein Sozialarbeiter, eine Eventmanagerin und ein Ingenieur und Manager. Dadurch kommen ganz viele verschiedene Lebenswelten zusammen. Und dann auch noch die Kinder mit ihren ganz eigenen Fragen! Das finde ich unglaublich inspirierend. Ohne die Aufenthalte in Indien, Afrika, Java und all die anderen Auslandserfahrungen und Freunde weltweit wäre es sehr weiß und sehr einfarbig bei uns. Es ist gut, dass wir unsere „bunten“ Geschwister auch noch haben. Ohne sie würde außerdem einiges an Spiritualität fehlen. Und dann gibt es auch die Freundinnen und Freunde, die sagen: „Ich könnte niemals in einer solchen WG wohnen. Ich könnte niemals in eine solche Gemeinde gehen.“ Das sind gerade deshalb ganz wertvolle Leute, weil sie die Dinge anders sehen.

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