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Spannendes WG-Leben in Wuppertal und Südafrika

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Das Leben in der Wohngemeinschaft war nicht wirklich wie das in einer Familie, aber es war damals für vier Jahre eindeutig mein Zuhause. Dort habe ich auch meinen ersten Mann kennengelernt, und ich glaube, das hat uns sehr geprägt. In der WG lebten mehrere Singles und zwei verheiratete Paare. Die beiden Ehepaare haben sehr spät ein Kind bekommen, das dann auch ihr einziges blieb. Das war bei ihnen also etwas ganz anderes als bei Frauen, die mit 25 ihr erstes Kind bekommen und dann noch weitere, und die ganz in der Familie aufgehen. In dieser WG haben sowohl die Frauen als auch die Männer ihre Lebensberufung und ihren Beruf sehr ernst genommen. Das Kind und das Familie-Sein gehörte dazu, aber es war nicht das einzig Wichtige im Leben. Daneben engagierten sie sich auch ehrenamtlich und politisch oder arbeiteten in der Gemeinde mit. Das Kind zu haben war für sie nicht der einzige Sinn ihrer Ehe.

Diese Lebensform hat meinen Mann und mich sehr geprägt. Wir konnten uns nicht vorstellen, einmal allein zu leben. An Kinder haben wir damals noch nicht gedacht, wir planten, mit anderen zu leben, kommunitär. Ich wollte mein Studium zu Ende bringen und es stand gar nicht zur Debatte, das etwa wegen einer Schwangerschaft zu unterbrechen.

Wir sind dann von 1994 bis 1995, kurz nach der Heirat, für ein Jahr nach Südafrika gegangen. Dort haben wir auch wieder mit anderen zusammengelebt. Das war die lustigste WG, in der ich je gewohnt habe: ein schwarzes Ehepaar in unserem Alter mit einem Sohn und einem Vater in einem schwarzen Township – und wir als einzige Weiße dazwischen! Das fühlte sich manchmal an, als seien wir im Zoo. Die Leute guckten neugierig, was wir denn für Typen sind. Wir hatten dort im Haus ein Zimmer und haben versucht, den Rhythmus dieser Familie mitzumachen. Aber wir haben natürlich auch ein paar Neuigkeiten hineingebracht. Zum Beispiel das Frühstück jeden Morgen. Unsere Gastgeberfamilie stolperte morgens nur schnell die Treppe hinunter, schob ein Brot in den Toaster und trank den Tee im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Wir dagegen haben eine Kerze angemacht, die Losungen gelesen und gemütlich gefrühstückt. Das fand der kleine Junge so attraktiv, dass er irgendwann anfing, sich einen eigenen Teller dazuzustellen und mit uns zu essen. Das fand ich toll.

Heute lebe ich wieder in einer WG und da beobachte ich auch, dass Kinder sich ihre Nischen suchen und sich dadurch die Verantwortung für die Kindererziehung auf viele Schultern verteilt. Für mich als Kinderlose ist das faszinierend, dass ich sie so mitprägen kann, auch wenn ich keine eigenen habe. Dieses Jahr in Südafrika war schon wie in einer WG, aber wir sind ganz klar immer im Gaststatus gewesen. In dieser Kommunität, in der ich jetzt lebe, ist das anders. Wir leben hier völlig gleichberechtigt miteinander. In diesem Jahr in Südafrika habe ich auch gemerkt, dass ich gar nicht mehr darauf achte, was jemand für eine Hautfarbe hat oder wo er herkommt, das wird unwichtig. Stattdessen hält man zusammen und reagiert auf politische Ereignisse oder darauf, ob es regnet oder gerade mal wieder der Strom ausgefallen ist. Man hält zusammen, ist füreinander da, hat sich lieb, und irgendwann sind das die vertrautesten Menschen, die man hat, weil sie den Alltag mit einem teilen.

Natürlich hat sich durch diese Zeit mein Bild von Familie auch insgesamt verändert. Es ist weiter geworden. Ich denke zum Beispiel an eine Familie mit vier Söhnen in Soweto, die war eher klassisch organisiert, so wie bei uns zu Hause: der Vater ein patriarchaler, weiser Vater und Übervater, die Mutter eher in der zweiten Reihe, die sich um alles Organisatorische kümmerte. Die Kinder sind dann eben so geraten, wie sie geraten sind, und haben heute alle ihren Weg gemacht. Das war auch sehr faszinierend. Eine tolle Familie, auch eine tolle Großfamilie, die einen unglaublichen Zusammenhalt hatte, weit über die Kernfamilie hinaus. Wenn man sonntags dorthin ging, waren schon zwanzig Menschen da. Man wusste, das war eine Sippe, die sich gegenseitig durchgetragen hat. Es gab zum Beispiel eine alleinerziehende junge Frau, um die kümmerten sich alle mit, ganz ohne Frage.

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