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Ein Baby, das den Eltern schnell zu viel wurde

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Ich bin 29 Jahre alt und arbeite als Sozialpädagogin im Evangelischen Jugendhaus „Weigle-Haus“ (WH) in Essen. Da bin ich auch groß geworden. Ich bin schon mit 13 Jahren ins WH gekommen. Im Studium war ich in Kassel am CVJM-Kolleg und vorher ein Jahr als Freiwillige der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Afrika, in Tansania. Später habe ich an der Fachhochschule in Bochum studiert, zuerst Sozialpädagogik und dann Religionspädagogik auf Diplom. Danach habe ich zuerst beim Diakoniewerk in Essen als flexible Erziehungshilfe gearbeitet und später eine Beratungsstelle geleitet, dann hat es mich aber wieder ins „Weigle-Haus“ verschlagen.

Dort bin ich heute für die Jugendgemeinde, für Öffentlichkeitsarbeit und die sechs Jahrespraktikantinnen und -praktikanten zuständig: ein bunt gemischtes Team, das aus Zimbabwe, Sri Lanka und vielen verschiedenen Ecken in Deutschland stammt und ganz verschiedene Frömmigkeitsstile lebt. Nebenbei mache ich noch Nachtdienste in einer Mädchenaufnahmestelle des Sozialdienstes der Katholischen Frauen in Essen. Hier können Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren zunächst einmal eine Zuflucht finden, die aufgrund einer Notsituation von zu Hause weg müssen. Sie können dort bis zu drei Monaten bleiben, bis das Jugendamt sie weitervermittelt.

Meine Eltern waren beide noch relativ jung, beide Anfang zwanzig, als ich geboren wurde. Mein Vater kam mit 16 Jahren aus Pakistan nach Deutschland und ist hier bei Onkel und Cousin aufgewachsen. Nachdem sie sich kennengelernt hatten, ist meine Mutter relativ schnell schwanger geworden. Die beiden haben dann kurz nach meiner Geburt geheiratet, wobei damals wohl schon abzusehen war, dass sie es besser nicht getan hätten. Sobald ich auf der Welt war, sind sie zusammengezogen, aber ich bin schon nach wenigen Monaten unter der Woche immer bei meinen Großeltern geblieben, bei den Eltern meiner Mutter, und nur am Wochenende bei meinen Eltern gewesen.

Meine Mutter hatte damals schon Alkoholprobleme, mein Vater hat ziemlich krumme Geschäfte gemacht und mit Drogen gedealt. Es gab viele Konflikte, sodass ich eben meistens bei meinen Großeltern war und dort aufgewachsen bin. Vor allem meine Großmutter hat sich um mich gekümmert, denn mein Großvater war ja noch berufstätig. Er arbeitete im Außendienst einer Firma als Kundenberater und war manchmal mehrere Tage in ganz Europa unterwegs. Meine Oma und meine Uroma waren meine wichtigsten Bezugspersonen, außerdem auch noch mein Onkel, der 17 Jahre älter ist als ich. Er war wie ein großer Bruder für mich. Also haben wir mit vier Generationen unter einem Dach gelebt. Irgendwann hat es sich dann so eingependelt, dass ich ganz dort gelebt habe. Da war ich etwa ein Jahr alt, keiner von uns weiß mehr so ganz genau, ab wann das war.

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