Читать книгу Am liebsten barfuß - Chris Livina - Страница 57
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Marjam stellte die Zuckerkartons der letzten Liefe-rung auf einen Stapel im Abstellraum und rich-tete sich auf. Mit einer Hand drückte sie gegen ihr schmer-zendes Kreuz und legte für einen kurzen Moment ihren Kopf auf den Arm, den sie gegen den Türrahmen lehnte. In diesem Moment bimmelte das Glöckchen über dem Eingang und ein attraktiver Junge mit dunklem Haarschopf betrat den La-den. Barfuß und in Latzhose ohne T-Shirt wirkte er im ersten Au-genblick wie eine Wiederauferstehung von Huckleberry Finn. Doch als Marjam seinen Blick aus den klaren, blauen Augen auffing, die sie fragend ansahen, wusste sie Bescheid. Natürlich. Claas’ Sohn. Gesprächsthema Nummer Eins ihrer ältlichen Kundinnen, be-sonders derer, die seinerzeit für den jungen Claas geschwärmt hat-ten. Vor ihre Augen trat kurz eine längst vergessene Erinnerung: ein heißer Julitag, windig, sie und Claas auf einer umbrandeten Klippe. Ein inniger Blick, ein heißer Kuss ... Marjam lächelte bei dem Ge-danken, doch er verflog genauso schnell wie ihre kurze Affäre mit dem Mann, dessen Sohn sich nun interessiert im Laden umsah. Joel erfasste den Zustand des kleinen Geschäftes mit wenigen Bli-cken. Er registrierte die vielen unausgepackten Kartons, das nicht weg-geräumte Packpapier, die Regale, in denen die Produkte nur lücken-haft für die Kunden bereitstanden. Und er sah die Hand, die Marjam noch immer in ihren Rücken presste und die kleinen Schweißperlen, die der freundlich und irgendwie scharfsinnig aussehenden Ladenbe-sitzerin auf der Stirn standen.
„Ich möchte etwas kaufen“, begann er zögernd und stellte den mitgebrachten Eimer auf den gemusterten Boden. „Öhm, Spülmittel und … Kleister, wenn Sie haben.“
„Tapetenkleister?“, fragte Marjam freundlich und stellte eine Spülmittelflasche auf den Tresen.
„Ja, genau“, erwiderte Joel begeistert. „Haben Sie den?“
„Leider nein“, meinte Marjam bedauernd. „Keine geschlossene