Читать книгу Am liebsten barfuß - Chris Livina - Страница 65

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jemandem hatte anfreunden können. Hier und dort hatte es Jungs gegeben, mit denen er gespielt hatte, und manchmal mochte er ein paar besonders, so wie damals Oliver oder Andrew. Doch auch aus Pernheim waren sie weggezogen, so dass sich Andrew und Joel nur noch schreiben konnten. Anderthalb Jahre war das gut gegangen, doch Joel merkte schnell, dass das geschriebene Wort den echten An-drew nicht ersetzen konnte und die Tiefe der Freundschaft ging ver-loren. Die Briefe wurden einsilbiger und oberflächlicher, zum letzten Weihnachtsfest hatte Andrew gar nicht mehr geschrieben. Vielleicht war es ihm auch zu lästig geworden, sie alle halbe Jahre woandershin zu schicken.

Joel hatte die Briefe alle aufgehoben. Manchmal las er sie noch, wenn er sich sehr einsam fühlte. Mit jeder neuen „Heimat“ kehrte er sich mehr nach innen, in den letzten beiden Städten hatte er gar keine Anstalten gemacht, sich an Gleichaltrige zu binden. Zwar stand er in der Schule in den Pausen bei den Jungen, die Hände tief in den Hosentaschen und verfolgte ihre Gespräche, aber innerlich schottete er sich ab. Wozu sollte er sich anstrengen? Für ein paar Monate? Er fürchtete den Schmerz und die Leere, die neuerliche Trennungen be-wirkt hätten.

Joel begann, sich mehr mit sich selbst zu beschäftigen und suchte nahezu verzweifelt nach dem Sinn seines Daseins. Er las alles, was ihm dazu in die Finger geriet und verbrachte Tage damit, zu erforschen, wie die Welt funktionierte. Was Darwin, Freud, Einstein und die an-deren klugen Köpfe herausgefunden hatten, waren zweifellos Meilen-steine in der Erkenntnis über die Welt und über die Menschen. Aber was war wirklich das Zentrum menschlichen Daseins, was war wirklich wichtig?

Er war überrascht, als er eine banale Erklärung herausfand, die für ihn passte. Seltsam, dass er jetzt erst drauf kam. In seinem Weltbild, das er sich in seinen einsamen Stunden erschuf, gab es eine Energie, die sich selbst immer wieder aus Liebe speiste und es gab eine große