Читать книгу Love@work - Collection 1 - 4 - Dani Merati - Страница 5

3. Kapitel 2

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Am Flughafen angekommen, stieg Marcel rasch aus der Limousine. Er nahm das, ihm vom Chauffeur angereichte, Gepäck entgegen und eilte im Laufschritt zum privaten Rollfeld, wo er dem Sicherheitsbeamten zunickte, der ihm das Tor öffnete. „Herr Bender.“

Der Mann lächelte freundlich, als er an ihm vorbeiging.

„Hallo Jochen. Wie geht es Ihrer Frau? Ist das Baby schon da?“ „Sie ist zwei Wochen überfällig. Unsere Kleinen haben es anscheinend nicht eilig. Das Erste kam auch zu spät. Also kein Grund zur Aufregung.“

„Das freut mich, zu hören. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Jochen und alles Gute für Sie, Ihre Frau und natürlich den Nachwuchs.“

„Danke, Herr Bender. Ihnen einen angenehmen Flug und stabile Nerven.“ Der Wachmann zwinkerte und Marcel grinste zurück.

Am Flugzeug wurde er vom Piloten persönlich empfangen, während eine Flugbegleiterin ihm sein Gepäck abnahm. Nachdem er es sich in einem der komfortablen Sitze bequem gemacht und nach einer Flasche Wasser gefragt hatte, wandte er sich an den Flugkapitän.

„Wie sieht es aus?“

„Der Wetterbericht meldet eine Gewitterfront, die über Frankreich aufzieht. Es könnte sein, dass wir ein anderes Ziel anfliegen müssen und es dürfte turbulent werden. Ich informiere Sie natürlich rechtzeitig, falls wir nicht in Nizza landen dürfen.“

Der Pilot lächelte, als er ihm einen Stapel Comics reichte, über die sie beim letzten Flug geplaudert hatten. Marcel akzeptierte sie dankbar. „Sie kennen ja den Ablauf. Sobald das Signal ausgeht, können Sie aufstehen und sich etwas zu Essen besorgen. Herr Thalberg hat die Fertiggerichte aufstocken lassen. Große Auswahl. Aber Veronika war so frei, frische Salate und vegetarische Sandwiches hinzuzufügen.“

Marcel lächelte Hendrik Werner an und dankte ihm für seine Aufmerksamkeit. Sein Chef wusste nach drei Jahren immer noch nicht, dass er Vegetarier war, obwohl sie schon unzählige Male zusammen gespeist hatten. Er seufzte zum gefühlt hundertsten Mal heute. Nur ein weiterer Punkt auf seiner Liste.

Er schloss seine Augen und lehnte sich zurück. Nur Minuten später rollte die Maschine bereits los und kurz darauf befanden sie sich in der Luft. Behaglich kuschelte Marcel sich tiefer in den bequemen Ledersitz. Das würde er vermissen. Nie lange Warteschlangen oder langwierige Sicherheitskontrollen. Keine verspäteten oder gecancelten Flüge. Keine Extrakosten für die 1. Klasse.

Verdammt, er war verwöhnt. Aber das durfte ihn nicht daran hindern, seinem Chef zu sagen, was er von ihm hielt. Wo er seine lächerlichen Forderungen und seine mangelnde Rücksicht hinschieben konnte. Christopher Thalberg wusste ganz genau, welche Pläne sein Assistent für dieses Wochenende hatte. Er hatte es bereits vor Wochen in dessen Terminplaner eingetragen und bei zahlreichen Gelegenheiten darauf hingewiesen. Unerreichbar vom 13. - 14. September. Es waren verschwendete Worte gewesen.

Sein Boss war extrem egoistisch und gleichgültig gegenüber den Bedürfnissen seiner Angestellten. Zudem kam er auch nicht auf die Idee, die Privatsphäre seines Mitarbeiters zu respektieren, wenn Marcel in einem der vielen Häuer weilte, die der Millionär sein eigen nannte.

Die seltenen Momente, die er mal in seinem Apartment in Berlin verbrachte, liebte er es leger. Er lief in alten Joggingklamotten herum, fläzte sich auf dem Sofa, um irgendwelche Cartoons zu gucken. Doch sobald er mit seinem Chef unterwegs war, konnte er sich einen solchen Luxus nicht erlauben.

Dieser Bastard war sogar einmal in London in das luxuriöse Gästebad seines Penthouse gestürmt, während Marcel geduscht hatte. Christopher hatte einfach die Glastür aufgerissen und ihn wegen eines winzigen Fehlers in seinem Terminplan zusammengestaucht.

Dass Marcel zurückgewichen war, um seine Blöße zumindest etwas zu verbergen, hatte ihn absolut nicht beeindruckt. Er hatte ihn nur von oben bis unten mit einem wütenden Blick taxiert und ihn angeschnauzt, er solle gefälligst aus der Dusche kommen, sich anziehen und den verdammten Terminkalender berichtigen - gestern!

Marcel bezweifelte, dass dieses Arschloch überhaupt bemerkt hatte, dass er nackt gewesen war. Eher nicht, er hatte ja die falsche Ausstattung! Als er dann nach einigen Minuten in seinem alten Frotteebademantel ins Schlafzimmer gekommen war, wer war dort? Christoph Thalberg!

Sein Boss marschierte einfach durch den Raum, kramte in seinen persönlichen Sachen auf seinem Nachttisch. Zum Glück hatte er es sich abgewöhnt, irgendwelche peinlichen Spielzeuge auf seinen Reisen mitzunehmen. Diese Demütigung hätte er vermutlich nicht überlebt. Dann hatte sein Chef aufgesehen und knapp gesagt: „Canceln Sie alle meine Termine für heute. Ich habe eine Verabredung und möchte nicht wegen Geschäften gestört werden.“

Und danach hatte er ihn völlig überraschend zu einer mittelalterlichen Kunstausstellung geschleppt, wo Marcel Notizen von den Stücken machte, die sein Arbeitgeber später erwerben wollte. Die Anmerkungen beschränkten sich jedoch auf ein Minimum, was ihm die wunderbare Gelegenheit gegeben hatte, wieder mal in Geschichte zu schwelgen.

Leider war die schlechte Laune seines Chefs, der so getan hatte, als sei sein ganzer Tag durch den winzigen Fauxpas ruiniert, ein erheblicher Dämpfer für sein Vergnügen gewesen.

Der Fehler war der vergessene Eintrag eines Interviews mit einer bekannten Celebritykolumnistin, die ihm seit Monaten hinterherlief, um ein Exklusivinterview mit dem großen Christopher Thalberg zu ergattern - oder ihn zu kompromittieren.

Tara Michaelis war pünktlich aufgetaucht und hatte es sich im Penthouse gemütlich gemacht, während sein Arbeitgeber gerade eine wichtige Telefonkonferenz wegen einer Übernahme führte. Nachdem sein Boss dann eine halbe Stunde gebraucht hatte, sie aus seinem Haus hinauszukomplimentieren, war er einfach zu ihm ins Bad gestürmt und hatte ihn in der Luft zerrissen.

Und danach hatte sein Chef es nicht einmal für nötig gehalten, sich für die Invasion in seine Privatsphäre zu entschuldigen. Dafür hatte Marcel, als er am nächsten Tag seinen alten Bademantel gesucht hatte, an dessen Stelle einen aufwendig bestickten Seidenkimono gefunden. Um die Demütigung noch zu perfektionieren, hatte er auch den bequemen Flanellpyjama, den er trug, weil er immer fror, durch völlig unpassende Pants ersetzt und nichts weiter.

Marcel war so wütend gewesen, dass er in die Privaträume seines Chefs gestürmt war, um ihm die Sachen, um die Ohren zu schlagen ... Nur um feststellen zu müssen, dass dieser bereits abgereist war. Nachdem er sich abgeregt hatte, war ihm klar geworden, dass Christopher sich vermutlich gar nichts dabei gedacht hatte. Er wollte wahrscheinlich damit sein Bedauern ausdrücken, aber eine verbale Entschuldigung hätte ihm einiges mehr bedeutet.

Marcel schmunzelte bei der Erinnerung, als er sich abschnallte und aufstand, um etwas zu Essen zu holen. Sein Chef war eben nicht der Typ Abbitte zu leisten und einen Fehler zugeben? Nie im Leben. Brauchte er auch nicht. Geld regelte schließlich alles in seiner Welt.

Und der Kimono war wirklich elegant, dabei bequem und gehörte mittlerweile zu seinen Lieblingsstücken. Dazu passte es mit der dunkelblauen Farbe genau zu seinen Augen - Stopp! Er tat es schon wieder.

Diesen Gedanken zu Ende zu führen, würde ihm nur Kummer bringen. Nach dem atemberaubenden Auftritt eines zornigen Christopher Thalberg, der ihm heute noch feuchte Träume bescherte, hatte er vorsichtshalber alle Türen zwischen ihm und seinem Chef künftig abgeschlossen.

Undenkbar, was geschehen könnte, wenn er auf die Idee käme, irgendetwas Dummes zu tun - sich diesem Gott zu Füßen werfen beispielsweise.

Marcel stöhnte, als er sich von Veronika einen gemischten Salat reichen ließ und zurück zu seinem Sitz ging. Er musste sich konzentrieren. Bloß nicht weich werden! Er fuhr den Laptop hoch und rief die Jobangebote auf, die er gestern markiert hatte. Bei der Bezahlung, die die meisten anboten, zuckte er schmerzhaft zusammen, doch das war ja nur ein Faktor.

Zumindest gäbe es endlich anständige Arbeitszeiten für ihn und damit Zeit für Freunde und Familie. Er las weiter. Eine Menge Jobs wurden angeboten - kein Wunder. Niemand nahm gerne eine Arbeit an, die die besten Fähigkeiten verlangte, aber kaum mehr als das Existenzminimum bezahlte.

Auf der anderen Seite erwarteten diese Arbeitgeber auch keinen Assistenten, der ihnen rund um die Uhr zur Verfügung stand. Geregelte Arbeitsstunden. Wochenenden zum Ausspannen. Zeit, etwas für sein Privatleben zu tun.

Er hatte in den letzten Jahren genug von der großzügigen Bezahlung seines Jobs angelegt, um mit einem geringeren Gehalt klarzukommen. Kluge Investitionen, die sich sehr reichlich ausgezahlt hatten - dank der Thalberg Corperation.

Marcel knirschte mit den Zähnen. Selbst das verdankte er diesem Bastard. Mehr als einmal hatte der ihm einen Tipp gegeben, der sich als goldrichtig erwiesen hatte. Verdammt! Egal, wie er es auch drehte und wendete, bei jeder Entscheidung in den letzten Jahren spielte Christopher irgendwie eine Rolle. Mal eine gute, aber meistens eine schlechte, ermahnte er sich stumm.

Daran musste er nur denken. Seine Welt durfte sich nicht länger um seinen Boss drehen. Er würde einen stinknormalen Job annehmen, einen stinknormalen, netten Mann kennenlernen und ...

Gott, wem machte er eigentlich etwas vor? Egal, wie sehr es sich einredete, es gab keinen, der Christopher das Wasser reichen konnte und allein der Gedanke, was sich unter den teuren Anzügen verbarg, ließ ihn hecheln.

Marcel wusste, warum er eingestellt worden war. Jeder Assistent vor ihm hatte einen entscheidenden Fehler gehabt: das falsche Geschlecht! Denn ein Credo besaß sein Boss: Er wilderte nie im eigenen Revier und die Damen in seinem Vorzimmer waren wohl eine zu große Versuchung gewesen.

Und genau das hatte ihm den Einstieg ermöglicht. Die Tatsache, dass er ein Mann war. Schon echt lächerlich. Quotenregelung mal anders. Es war nur gut, dass sein Chef nicht wusste, dass er schwul war. Sonst hätte er sich wahrscheinlich schneller auf der Straße wiedergefunden, als er die Worte „Ich kündige“ aussprechen konnte.

Stattdessen war er zum persönlichen Leibeigenen des attraktivsten männlichen Wesens jenseits der Hemisphäre mutiert, der jede Nacht von fiebrigen Träumen mit diesem Zwei-Meter-Hünen heimgesucht wurde. Was für ein Los!

Es gab bestimmt zig Kerle, die den Job mit Kusshand nahmen! Sollten sie doch! Er würde zwar vor Eifersucht platzen, es änderte trotzdem rein gar nichts an seinem Entschluss! Die Zeiten, in denen er für seinen Arbeitgeber den Fußabtreter gespielt hatte, waren endgültig vorbei!

Egal, ob ein Blick aus den stahlgrauen Augen einen Kurzschluss in seinem Gehirn auslöste. Auch egal, dass die lässige Zehn-Finger-Frisur ein Kribbeln in seinen Fingerspitzen verursachte und er seine Hände in Gedanken festbinden musste, um nicht durch die dunkle, seidige Masse zu streicheln. Heute Abend holte er zum letzten Mal die Kohlen für Christopher Thalberg aus dem Feuer.

Dann würde er sich erst einmal eine Woche - oder besser einen Monat - in seine Wohnung einschließen und seinen Liebeskummer auskurieren. Leb wohl, Traummann aus der Hölle. Hallo, mein normales, langweiliges Leben.

Love@work - Collection 1 - 4

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