Читать книгу Love@work - Collection 1 - 4 - Dani Merati - Страница 6
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ОглавлениеMarcel warf einen Blick auf den bezogenen Himmel, als er in die Limousine einstieg, die ihn am Flughafen von Nizza in Empfang nahm. Das Gewitter war zum Glück abgedreht, sodass sie ihren Flugplan hatten einhalten können.
Der Chauffeur verstaute seinen Trolley im Kofferraum, stieg dann ein und senkte die Trennscheibe.
„Herr Thalberg gibt eine Soirée. Möchten Sie bei Monsieur Pierre anhalten, bevor wir zur Villa fahren? Sie haben kaum Gepäck mitgebracht.“
Marcel lächelte und schüttelte den Kopf. „Ich werde an der Party nicht teilnehmen, Max. Außerdem bin ich nicht lange genug hier, um zusätzliche Kleidung zu benötigen. Danke für die Nachfrage.“
Die Trennscheibe glitt wieder hoch und er lehnte sich zurück. Erneut wandte er sich den Jobangeboten auf seinem Laptop zu. Neun hatte er bisher markiert, drei davon nahm er nun in die engere Auswahl.
Mit einem Handgriff schaltete er das Oberlicht an, weil er im schwindenden Tageslicht nicht mehr genug sah. Schließlich gab er auf. Bei einigen Angeboten würde er verhandeln können, doch sie kamen nicht annähernd an seinen jetzigen Job heran. Aber das wollte er ja auch gar nicht. Das war ja der Sinn der Sache. Seine neuen Aufgaben sollten sich so weit wie möglich von seiner momentanen Beschäftigung unterscheiden.
Er schob den Laptop in seine Tasche und warf einen Blick auf die sortierten USB-Sticks, die er mitgenommen hatte, um sie Christopher zu übergeben. Die wichtigen Daten, die er abgeben musste, da er vorhatte zu kündigen.
Marcel machte es sich bequem und sah aus dem Fenster. Nizza in der Abenddämmerung war mehr als einen Blick wert. Er sollte unbedingt daran denken, noch mal wiederzukommen - diesmal als Tourist. Natürlich würde er dann erst einmal eine geeignete Unterkunft finden müssen.
Er seufzte. Ja, er war verwöhnt. Da sein Chef Hotels nicht viel abzugewinnen vermochte, besaß er in fast jeder europäischen Stadt, in der er Geschäfte tätigte, ein Haus oder zumindest ein Apartment. Selbstverständlich alles vom Feinsten. Die Villa hier in Nizza direkt an einem Privatstrand war perfekt zum Entspannen.
Sofern man Empfänge mit Hunderten Gästen in die Kategorie einstufen konnte. Christopher Thalberg entspannte nicht. Er verband diese Events stets mit Arbeit und deshalb war auch für Marcel jeder Trip an die interessantesten Orte nie zum Vergnügen.
Manchmal fragte er sich, ob sein Chef überhaupt noch merkte, mit welchem Luxus er sich umgab. Vermutlich nicht. Es gab nichts, was der Mann nicht kaufen konnte - oder was man ihm bereitwillig in den Arsch steckte.
Sein Reichtum und seine Macht zogen neben seinesgleichen natürlich auch zahlreiche Schmarotzer an, die alles versuchten, etwas aus ihm herauszupressen. Personen, die in seinen Häusern herumhingen, seinen Champagner tranken und seine Speisekammern leerten, weil Christopher zu beschäftigt mit Geschäften war, um es zu merken.
Marcel konnte es denjenigen nicht einmal verdenken. Die Leute mussten sich einfach im Schatten dieses mächtigen Mannes aufhalten. Es war wie eine Sucht. Er musste es wissen, tat er es doch ebenfalls seit drei Jahren.
Er schüttelte sich. Nur, dass er komplett andere Gründe dafür hatte. Mann, wie erbärmlich er war. Das Erste, was er tun sollte, nachdem er gekündigt hatte, war ein Termin bei einem Seelenklempner zu vereinbaren. Nein, falsch. Zuerst würde er ausgehen und sich flachlegen lassen. Es war Zeit, Christopher Thalberg zu den Akten zu legen.
Er schaute auf seine Armbanduhr und runzelte die Stirn. Sie hätten die Villa längst erreichen müssen. Er drückte auf den Knopf für die Trennscheibe und Max ruhiger Blick traf seinen im Rückspiegel.
„Es tut mir leid, Herr Bender. Herr Thalberg hat sich gemeldet und angeordnet, sie zu Monsieur Pierre zu fahren. Beim Empfang heute Abend ist Smokingpflicht und ich glaube nicht, dass er ein Nein akzeptieren wird.“
Marcel unterdrückte ein resigniertes Seufzen. ‚Nur noch ein paar Stunden. Dann ist dieser Zirkus endlich vorbei‘, sprach er sich in Gedanken Mut zu.
Da er auch wusste, dass eine Diskussion sinnlos wäre, sagte er deshalb nur: „In Ordnung, Max. Ich tue ihm diesmal den Gefallen. Welchem Anlass dient die Gesellschaft heute Abend?“
Der Chauffeur lächelte. „Das gehört nicht zu den Dingen, die er mir mitteilt, Herr Bender. Aber seine Gästeliste liest sich wie das ‚Who is who‘ der Reichen und Schönen. Wie ich mitbekommen habe, gibt es Schwierigkeiten mit einer etwas sehr anhänglichen Dame.“
Oh, Max wusste genau, worum es ging.
Marcel nickte knapp und sank in den Sitz zurück. Innerlich kochte er. Also hatte wieder irgendein ein Püppchen ihre Krallen in Christopher geschlagen und er sollte einmal mehr für einen Skandal sorgen und den eifersüchtigen Liebhaber mimen.
Nicht das erste Mal, dass er für diese miese Nummer herhalten musste. Denn obwohl sein Chef stockhetero war, schockierte er die Leute gerne und um seine Anhängsel loszuwerden, waren ihm alle Mittel recht. Wie seinen Assistenten benutzen, von dem er nicht mal wusste, dass er schwul war. Ein Mann, der jedes Mal das Gefühl hatte, man stieße ihm ein Messer ins Herz, wenn er so tat, als sei Christopher Thalberg sein Geliebter. Etwas, das nie in Erfüllung gehen würde.
Ein Plan formte sich in seinem Kopf. Es war sowieso das letzte Mal, dass er diese Show abzog, also sollte er auch einen besonders bleibenden Eindruck hinterlassen. Deshalb gab er Max die Anweisung ihn nach dem Besuch bei Monsieur Pierre noch bei einem Juwelier vorbeizufahren. Ein eifersüchtiger Verlobter beeindruckte schließlich weitaus besser als ein eifersüchtiger Liebhaber, oder?
Eine Stunde später, elegant in einen Smoking gewandet, setzte sich im Juweliergeschäft ein kleines Teufelchen auf Marcels Schulter. Und so kam es, dass er nicht nur mit einem Platinband an seinem linken Ringfinger das Geschäft verließ, sondern ebenfalls mit einer neuen Uhr und einem Diamantstecker im Ohr. Das sollte ausreichen, um einen angemessenen Wirbel zu verursachen und Christopher ein wenig zu ärgern.
Bei Pierre war ihm klar geworden, dass kein Limit für seine Ausgaben gesetzt gewesen war und das hatte er ausgenutzt. Wenn sein Chef ihn schon in die Rolle des eifersüchtigen Frauchens schubste, konnte er dafür auch ein paar Euros lockermachen. Na gut, ungefähr 100.000 Euro, aber das bezahlte sein Arbeitgeber locker aus der Portokasse.
Max starrte ihn mit offenem Mund an, als er ihm die Tür zur Limousine aufhielt. Marcel zwinkerte ihm zu. „Ich kann doch meinen Mann nicht enttäuschen, oder Max? Vielleicht denkt er beim nächsten Mal zweimal darüber nach, mich mit seiner Kreditkarte allein zu lassen. Und nun auf in die Höhle des Löwen.“