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2.2.2 Kompetenzmodelle

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Eine modifizierte Form der Methode der kritischen Ereignisse (CIT) kann bei der Analyse auf Organisationsebene angewendet werden (vgl. Heider-Friedel et al., 2006, S. 27). Analysen auf dieser Ebene sollten stellenbezogene Analysen ergänzen. Anforderungen sind meist nicht überall gleich, sondern variieren z. B. nach Branche, Region und Organisation. Beispielsweise ähneln sich Aufgaben von und generelle Anforderungen an den Vertriebsaußendienst wie die Ansprache und Beratung von Kunden, aus der der Anspruch auf ein gewisses Maß an Extrovertiertheit und kommunikativer Kompetenz resultiert. In einem Hochtechnologieunternehmen im B2B-Umfeld werden sich Ausgestaltung und spezifische Anforderungen (z. B. Erläuterung von Produkten gegenüber Fachexperten und damit analytische Fähigkeiten) von einem wenig komplexen Umfeld im B2C-Bereich (z. B. schnelles Eingehen auf ganz unterschiedliche Kunden und damit Flexibilität und Spontaneität) unterscheiden.

Zunächst werden auf der Organisationsebene aus Vision und Strategie generelle Handlungsfelder abgeleitet. Plant ein Unternehmen bspw. im asiatischen Markt einzusteigen und überdurchschnittlich zu wachsen, resultiert daraus, dass in Politik und Wirtschaft neue Kontakte geknüpft, aufgebaut und gepflegt werden müssen. Erfolgskritisch sind dabei eine entsprechende Kultursensibilität und Fremdsprachenkenntnisse. Außerdem wird zunehmend Mobilität gefordert sein.

Mit Blick auf Anforderungen, die aus der Unternehmenskultur resultieren, werden Werte direkt in erfolgskritisches Verhalten übersetzt. So wird eine ausgeprägt wettbewerbsorientierte Organisation, wie diese in Beratungsunternehmen oft zu finden ist, Ergebnis- und Erfolgsorientierung des Einzelnen in den Vordergrund stellen. Organisationen mit hoher sozialer Verantwortung, z. B. Pflegeeinrichtungen, werden kooperatives Verhalten betonen. Herrscht Familiarität, z. B. eben in familiengeführten Unternehmen, wird Loyalität wesentlich sein. Steht Sicherheit als Wert weit oben, wie bei Unternehmen der Energiebranche, wird die Einhaltung von Vorschriften erfolgskritisch sein. Aus dem erfolgskritischen Verhalten werden die dafür erforderlichen Kompetenzen hergeleitet und definiert.

Kompetenzmodelle fokussieren weniger stark auf Fachkompetenzen in Form stellenspezifischer Anforderungsprofile (»Single-Job Kompetenzmodell«), sondern umfassen meist stellenübergreifende Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen. Folgende Arten von Kompetenzmodellen werden grundsätzlich unterschieden (vgl. Klug, 2008):

• Rollenspezifische Kompetenzmodelle vermitteln eine generische Systematik von Anforderungen für bestimmte Rollen. Rollen sind bspw. Führungskräfte, Meister, Vertriebler, Controller oder HR-Businesspartner. Ein rollenspezifisches Kompetenzmodell für HR-Businesspartner ist nachfolgend veranschaulicht. Derlei Kompetenzmodelle finden z. B. Einsatz in Wissenschaft und Forschung und bilden die Grundlage für die Definition spezifischer Modelle, können diese jedoch nicht ersetzen.

• Unternehmensspezifische Kompetenzmodelle fassen positionsübergreifend Anforderungen eines Unternehmens an seine Mitarbeiter zusammen und sollen einen einheitlichen Sprachgebrauch zu wesentlichen Kompetenzen im Unternehmen gewährleisten. Analyseeinheit ist hier das Unternehmen. Damit ergibt sich zunächst eine generische Ausgangsbasis. Für die Mitarbeiterauswahl, Leistungsbeurteilung, Weiterbildung etc. ist das Modell für die einzelnen Fachbereiche mit spezifischen Fach- und Methodenkompetenzen, für bestimmte Hierarchieebenen und/oder für Job-Familien, zu ergänzen.

• Kompetenzmodelle für Jobfamilien fassen Positionen mit ähnlichen Anforderungen an die Kompetenzen der Positionsinhaber zusammen. Es entsteht ein Kompetenzmodell für Vertrieb und Marketing, Controlling und Finanzen, den Personal- und den IT-Bereich, den Produktionsbereich usw. Bei Bedarf wird zudem nach Hierarchieebenen differenziert.

Tab. 2.2: Rollenspezifisches Kompetenzmodell eines HR-Businesspartners


Kompetenzfeld: Fach- und MethodenkompetenzenKompetenzfeld: Soziale Kompetenzen und Persönlichkeit

Unabhängig von der Bezeichnung der Kompetenzen ist eine unternehmensspezifische Definition und Operationalisierung (Messbarmachung) erforderlich, da nur in einem solchen Entwicklungsprozess ein einheitliches Verständnis entsteht. Mit dem jeweiligen Managementteam sind entsprechende Diskussionen zu führen und Verhaltensanker zu formulieren (vgl. Obermann, 2013, S. 310 f.). Um später praktischen Nutzen zu stiften, ist dabei Folgendes zu berücksichtigen: Ein Verhaltensanker sollte immer beobachtbares Verhalten beschreiben, dabei ist die Beschreibung knapp und weder zu vage noch zu spezifisch zu halten. Die Anker umfassen immer nur ein Thema, enthalten keine fragwürdigen Vorbedingungen und keine unnötigen Fach-/Fremdworte. Die Beschreibungen sollten positiv ausgedrückt sein und sich auf den Job, nicht das Privatleben, beziehen. Ausdruck und Stil sollten verständlich und respektvoll sein.

Praxisorientierte Personalwirtschaftslehre

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