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7 Ziel und Konzept des Buches

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Dem Buch liegt eine normative Perspektive in Bezug darauf zugrunde, was effektive Teamarbeit darstellt: Teamarbeit beinhaltet in diesem Sinne neben der Ausführung von Routineaufgaben auch, über die festgelegten Tätigkeiten hinauszugehen und nicht-routinisierte Aufgaben zu bearbeiten, z. B. um sinnvolle Veränderungen umzusetzen, sich ändernden Anforderungen der Umwelt gerecht zu werden und die Teamumwelt zu optimieren. Durch individuelles und Teamlernen wird die Entwicklung von Organisationsstrukturen und -prozessen vorangetrieben, die die Gesamtleistung der Organisation verbessern. Teams geben dann Inputs an andere Einheiten der Organisation, damit auch diese von den Lernergebnissen des Teams profitieren können. Das Autor*innenteam ist der Auffassung, dass ein wichtiger Aspekt bei der Einführung von Teams darin besteht, dass Teamarbeit zum organisationalen Lernen beiträgt ( Kap. IX).

Das allgemeine Ziel dieses Buches besteht darin, Möglichkeiten der Implementierung und Unterstützung von Teamarbeit sowie der Problemlösung aufzuzeigen und zu verdeutlichen. Dafür ist ein Verständnis darüber unerlässlich, wie komplexe systemische Interaktionen zwischen unterschiedlichen Elementen auf verschiedenen Ebenen und den Prozessen von Teamarbeit verlaufen und sich im Laufe der Zeit entwickeln. Dieses Verständnis grenzt sich von vereinfachenden Teammodellen wie den populären Stufenmodellen ab, denen zufolge alle Teams (egal welche Aufgabe oder Zusammensetzung sie haben) bestimmte Phasen während eines Lebenszyklus durchlaufen. Auf Grundlage der Elemente und Interaktionen im IMOI-Modell kann ein Team spezifisch beschrieben werden und es kann abgeleitet werden, was für die Unterstützung dieses Teams sinnvoll ist.

Das Buch verbindet Praxis und Theorie. Durch Forschung auf dem Gebiet der Teamarbeit ist zwar ein großer Wissensschatz erarbeitet worden, aber Forschung an sich kann ohne die Zusammenarbeit mit Stakeholdern keine bedeutenden Veränderungen in Organisationen herbeiführen. Deren Wunsch nach schnellen Lösungen steht im Konflikt mit der Tatsache, dass tatsächliche Veränderung auf der Zusammenarbeit zwischen einer fundierten Forschung und Stakeholdern aufbaut (Hughes, Davis, Robinson & McKay, 2020). Unser Beitrag zum Austausch zwischen Forschung und Praxis besteht darin, dass dieses Buch seinen Ausgangspunkt in Problemen und Herausforderungen nimmt, die in den meisten Organisationen vorkommen. Anstatt ein Lehrbuch zu schreiben, das die Theorie erklärt und voraussetzt, dass diese dann auf konkrete Probleme transferiert wird, wurde hier ein anderer Ansatz gewählt: Ausgangspunkt ist ein Problem mit Teamarbeit im wahren Leben – und dann wird die Frage gestellt, wie Theorien und Forschungserkenntnisse die Lösung unterstützen können. Unsere Erfahrung ist, dass Aktivitäten zur Entwicklung von Teamarbeit oft mit einem grundlegenden Manko behaftet sind: Man versucht Lösungen zu entwickeln, bevor man verstanden hat, was die Ursachen des Problems sind.

Wir haben neun wichtige und verbreitete Probleme mit Teamarbeit identifiziert und um diese herum ist das Buch strukturiert. Die Kapitelreihenfolge orientiert sich am IMOI-Modell. Zwei Kapitel konzentrieren sich auf Relevanz und Probleme kontextueller und situativer Aspekte, die die Weichen für Teamarbeit stellen ( Kap. III zur Arbeitsgestaltung; Kap. IV zur Teamzusammensetzung). Führung ( Kap. VIII) ist sowohl ein kontextueller Aspekt, der die Teamarbeit beeinflusst, als auch ein Prozess, der Teamarbeit unterstützen kann. Vier Kapitel konzentrieren sich auf Teamprozesse und Ergebnisse der Teamarbeit. Dazu gehören Probleme in Zusammenhang mit der routinemäßigen Aufgabenerfüllung ( Kap. V), mit zwischenmenschlichen Beziehungen und Konflikten, die die Effektivität beeinträchtigen ( Kap. VI), einem Mangel an Lernen und Adaption ( Kap. VII) und fehlenden Beiträgen des Teams zum organisationalen Lernen ( Kap. IX). In Kapitel X liegt der Schwerpunkt auf Interventionen und der Problematik, dass viele Bemühungen zur Erhöhung der Teameffektivität scheitern. Dabei kommt der aktuelle Forschungsstand zu evidenzbasierten Lösungen und Teamentwicklung zur Darstellung. In Kapitel XI wird gezeigt, wie verschiedene im Buch diskutierte Konzepte und Lösungen miteinander verknüpft sind und aus einer zeitlichen Perspektive betrachtet zum IMOI-Modell passen. Zudem wird die Überlegenheit formativer proaktiver Interventionen gegenüber reaktiven Interventionen thematisiert.

Für eine erfolgreiche Umsetzung von Teamarbeit und die Überwindung hinderlicher Faktoren bedarf es Kompetenzen in den Bereichen Problemlösung und Implementation. Ein häufiger Fehler bei der Problembewältigung in Teams besteht darin, Interventionen einzuführen, bevor eine gründliche Analyse der Problemursachen durchgeführt wurde. Dabei sollte an den Ursachen des Problems gearbeitet werden und nicht an den Symptomen. Meistens gibt es mehrere Ursachen für ein Problem. In diesem Buch wird ein Problemlösungszyklus dargestellt und verwendet, der in Kapitel II erläutert wird. Eine Beobachtung aus der Praxis ist, dass die Art, wie Probleme am Arbeitsplatz angegangen werden, oft ein Problem für sich darstellt. Der Versuch, ein Problem zu lösen, kann erfolglos sein, weil das Verständnis für die grundlegenden Elemente des Problemlösungsprozesses fehlt – und möglicherweise liegt genau darin das häufigste aller Probleme. Dieses Problem wird deshalb als erstes im folgenden Kapitel betrachtet.

In jedem weiteren Kapitel, in dem ein spezifisches Problem behandelt wird, ist eine Mindmap zu möglichen Ursachen enthalten. Sie bildet eine Art kognitive Landkarte, die als praktisches Werkzeug genutzt werden kann, um Problemursachen zu untersuchen. Diese Karte ist ein offenes forschungsbasiertes Untersuchungsmodell, so dass auch weitere relevante Aspekte hinzugefügt werden können. So entsteht ein grundlegendes lokales Modell darüber, wie Probleme an spezifischen Arbeitsplätzen untersucht werden können, um die richtige(n) Ursache(n) für ein konkretes Teamproblem zu finden.

1 Eine Metaanalyse ist eine statistische Auswertung, in der die Ergebnisse mehrerer wissenschaftlicher Studien zusammengefasst werden und deren Resultate valider sind als die einer einzelnen Studie.

2 Korrelation ist ein Maß für die Stärke des Zusammenhangs zwischen zwei Variablen und indiziert eine positive oder negative Richtung des Zusammenhangs. Der Faktor r variiert zwischen -1 und +1, wobei (-)1 die stärkste mögliche Beziehung darstellt. In einer Metaanalyse werden die Ergebnisse mehrerer Studien kombiniert und es ist möglich, die durchschnittliche Korrelation (r) vom Messfehler korrigiert zu berechnen; diese korrigierte Korrelation wird mit rho (ρ) bezeichnet.

Effektive Teamarbeit

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