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Die Fifty-fifty-Falle

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SIE50 Prozent also. So hoch liegt die Scheidungsrate in Ehen, in denen die Hausarbeit gerecht aufgeteilt ist. Zumindest in Norwegen ist das so, dort wurde gerade die Untersuchung »Equality in the Home« veröffentlicht. Ich kenne ja die Norweger leider nur von den Pullovern. Norwegerpullis fand ich immer schon schön, so ich mir sie nicht selbst stricken musste. Ob ich die Studie schön finden soll, weiß ich nicht. Ich vermute ja, Gott hat aus Frau Evas Strudelteig nur deshalb einen Herrn Adam geformt, damit sie sagen kann: »So, ich sauge Staub. Und du putzt die Fenster.« Oder »Ich check’ den Mist, kümmere du dich um das Kloputzen «. Dass Herr Adam und Frau Eva – zumindest in Norwegen – daraus gleich einen Trennungsgrund basteln: a bissl komisch. Bei genauerer Betrachtung aber auch wieder nicht. Im Falle meines Herrn Adam ist es nämlich so, dass die 50:50-Teilung nur theoretisch gut funktioniert.

In der Praxis nimmt der Mann nebenan einen Besen in die Hand und schon kriege ich so ein Bauchgefühl. Ich sage dann: Du siehst eh auch den Lurch in der Ecke, gell? Er antwortet: Jo Schatzi, eh. Um sich wie ein in Trance tanzender Sufi-Derwisch im Zentrum des Raumes zu drehen. Dabei pfeift er. Erstens: Pfeifen kann ich nicht leiden. Zweitens: Der Fleiß geht, der Lurch bleibt. Also kehre ich hinter ihm nach. Ähnlich verhält es sich beim Kochen. Wenn sich der Meisterkoch aufmacht, ein Reisfleisch zu brauen, kann er sich zwar brüsten, seiner 50:50-Pflicht nachzukommen. Aber: Der Hunger geht, das Fett bleibt. Auf dem Herd. Auf dem Küchenboden. Fein vermischt mit Paprika- und Reisspuren. Beschwere ich mich, bemüht mein Adam die Chaostheorie: Naturvorgänge sind stets irreversibel. In abgeschlossenen Systemen, Puppilein, geht Chaos in Ordnung über. Unsere Küche ist aber leider offen. Und weil Momente dieser Art recht häufig sind, verstehe ich die Norweger mehr und mehr.

EREs gibt Dinge, die funktionieren eher nicht. Einem Hund das Schmatzen abzugewöhnen beispielsweise. Oder im Fernsehen Rosamunde Pilcher statt Champions League anschauen. Es gibt aber des Weiteren auch Dinge, die den Naturgesetzen folgend völlig unmöglich sind. Die Quadratur des Kreises beispielsweise. Oder Richard Lugner Chancen auf einen Nobelpreis einräumen. Und es gibt etwas, was all dem in unserem bis dato erforschten Kosmos noch übergeordnet ist. Es einer Frau recht machen. Eher wird der Stronach-Dollar als Währung dieses Landes eingeführt, als dass ich die Sätze zu hören bekomme: »Perfekt. Passt. Gut gemacht. Danke.« Als Kind habe ich nach der Beichte statt der aufgetragenen zehn »Vater unser« zur Sicherheit immer zwölf oder 13 Gebete bußmäßig abgeliefert, um es nicht versehentlich bei acht oder neun zu belassen und dann erst nicht frei von Sünde zu sein. Als Ehemann habe ich aus 50:50 längst mindestens 60:40 gemacht, um ihrem Lamento »Immer bleibt alles an mir hängen« keine Angriffsfläche zu bieten. Nur: Das zählt nicht. Weil Quantität gegen Qualität chancenlos ist. Ihre Ansicht von Qualität, wohlgemerkt.

Mache ich Betten, fehlt am Ende die Überwurfdecke (welchen Sinn auch immer die haben mag). Koche ich, ist zu viel Salz im Essen. Putze ich, wäre garantiert ein anderes der 23 zur Verfügung stehenden Reinigungsmittel das viel bessere gewesen. Sauge ich, kann ich mir der Zurechtweisung sicher sein: »Gell, du tät’st nicht von selbst drauf kommen, auch unter dem Sofa zu saugen?« Das Prinzip ist seit jeher unverändert. Mach’ ich nix, sagt sie »Mach was!«. Mach’ ich was, sagt sie: »Na bravo, da kann ich’s ja gleich selbst machen.« Gute Idee. Vom Ratschlag-Segen verschont bleibe ich nur bei ganz niederen Diensten wie etwa der Entsorgung von Glasflaschen. Da spaziere ich dann frei und unbehelligt von dannen und murmle stolz: Denn dein ist das Reich …

Du machst mich wahnsinnig

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