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Zeig mir deinen Eiskasten …

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SIEWissen Sie eigentlich, was ein RDE ist? Zugegeben: ich nicht. Bis vor Kurzem. Da erfuhr ich aus der Welt am Sonntag, dass sich ein Herr namens John Stonehill als solcher sein Geld verdient. Dem Refrigerator Dating Expert aus Los Angeles kann man Fotos vom Eiskasten seines neuen (potenziellen) Lovers schicken – und Mr. Stonehill orakelt daraus die Beziehungsfähigkeit der Neueroberung.

Interessant. Wobei ich gedanklich in der Sekunde beim Eiskasten-Verhalten des Mannes nebenan gelandet bin. Was – zugegeben – nicht ganz einfach ist, weil wir im weitesten Sinn getrennte Kühlschränke haben. Seiner steht im Keller und beherbergt Weißwein und Bier. Mein (eigentlich unser) Eisreich steht in der Küche und kühlt das Familienfutter. Nur wenn ich ein paar Tage weg bin, bekomme ich anschließend eine Ahnung von seinem Eiskasten-Leben. Und das sieht so aus: vier Bier, zwei Gelbe Muskateller als Notration für »oben«. Zwei Packerln Käsekrainer (im Sommer). 80 dag Roastbeef (im Winter). All das schön griffbereit. Dahinter: eine verschimmelte Gurke (wohl als Reminiszenz an mich), fünf faltige Paradeiser (siehe Gurke), acht begonnene Paradeis-Sugos – als Metapher für das, was passiert, wenn Mutti nicht den Kochlöffel schwingt und die Tageskarte »à la Chef« so aussieht: Spaghetti mit Tomatensauce. Spaghetti mit Fleisch-Tomatensauce. Gnocchi mit Tomatensauce und einer Idee von Basilikum. Tomatensauce mit Brot. Tomatensauce getarnt als Tomatensuppe. Tomatensuppe getarnt als Tomatensauce. Ketchup getarnt als Sugo. Irgendwie sieht unser Eiskasten also wie ein Schüttbild von Hermann Nitsch aus – und das wiederum führt mich zu folgender Frage: Mister Stonehill, was sagt das jetzt über den Mann nebenan und seine Beziehungsfähigkeit? Antworten bitte dringend erbeten an: mich.

ERNur so nebenbei: Als ich vom Refrigerator Dating Expert las, musste ich spontan an Michael Spindelegger denken. Der hatte sich vor der Wahl bei den ORF-Konfrontationen bekanntlich mit dem Satz »Bei uns daheim bin ich der Herr des Kühlschranks« sein Platzerl in den Anekdotenbüchern der österreichischen Politik gesichert. Welche Rückschlüsse John Stonehill vom Eiskasten des Vizekanzlers auf dessen Liebesfähigkeit ziehen würde, mag ich mir aber lieber nicht ausmalen.

Was ich hingegen sehr wohl weiß: Der Text nebenan strotzt vor Pointenhascherei. Denn wenn ich etwas sicher nicht bin und nie sein werde, dann ist es Finanzminister und folglich Herr des Kühlschranks. Im Gegenteil. Meine Ingredienzien zum kleinen kulinarischen Depotglück reduzieren sich in Wahrheit tatsächlich auf ein paar Würsteln oder ein Viertel Wassermelone. Der Rest ist: ihres. Vom Dinkeljoghurt bis zum Kapernglas, von der Kokosmilch bis zum Sojadrink, vom Gemüse über das Gemüse bis zum Gemüse. So, wie auch die Kleiderkästen des gemeinsamen Domizils in erster Linie dazu dienen, das Reich meiner Herzkönigin zu repräsentieren, während ich quasi in kleine Regalreservate verdrängt werde und für jeden zusätzlichen Kleiderbügel ein untertänig formuliertes Gesuch verfassen muss. So, wie auch die Unterlagen auf, neben und unter dem Schreibtisch, die Magazine im Zeitungskorb oder der Firlefanz in den Krimskrams-Laden keine Zweifel daran lassen, wer sich als Doyenne der Verteilungsgerechtigkeit fühlt. In Anbetracht unserer Verhältnisse würde der Dating-Experte vermutlich sofort zwei Fragen stellen: 1. »Was, hier lebt auch ein Mann?« Und 2. »Bitte, wie macht er das?« Und ich würde ihm nur antworten: Die große Kunst der Liebe ist es, irgendwann das Dinkeljoghurt nicht mehr zu sehen.

Du machst mich wahnsinnig

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