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Ziemlich viele Kaffeehäferl
ОглавлениеSIEUnlängst beklagte der Mann nebenan auf seiner Facebook-Seite unsere umfassende Kaffeehäferl-Sammlung, mit deren Verursacherin der Arme Bett und Frühstückstisch teilen muss. Originalzitat: »Es ist möglicherweise nicht von existenzieller Bedeutung, aber gerade deshalb muss es einmal geschrieben werden. Ich bin so unfassbar froh, dass sich bei uns daheim mittlerweile geschätzte 83 Häferln und Tassen im Küchenkastl stapeln. Das kostet natürlich enorm viel Platz, aber: Nicht auszudenken, welche fatalen Folgen es haben könnte, würden wir uns von etwa 73 dieser Häferln und Tassen trennen. Zumal garantiert auf jedes Häferl der Satz ›Spinnst du, das ist mein Lieblingshäferl‹ zutrifft.«
An dieser Stelle bitte eine Gedenkminute ob des Schicksals, das dem Herrn auf seinen Schultern lastet. Denn hinter dem launigen Eintrag versteckt sich eine unmissverständliche Anklage und Aufforderung, ich solle mich von dem Krempel endlich trennen. Von mir aus. Zuvor aber würde ich mich gerne ins Sammelreich von Messie Hufnagl begeben, um ihm die Augen zu öffnen. Etwa für 15 bis 20 T-Shirts, die in seinem Besitz sind, seit er vier war. Mit großen und kleinen Bären drauf. Mit Autos, Hubschraubern und ganz vielen Bällen. Oder mit Sprüchen wie »Coitus ergo sum«. Noch schlimmer sind allerdings die Vereinsleiberln, vom FC Bauchstich bis zum Wuzelteam Transdanubien. Abgesehen von dem Leiberl mit der Nackerten drauf. Jeder Versuch, diese Reliquien in Putzfetzen umzufunktionieren, endet mit einer Diskussion zum Thema »Wie viel Vergangenheit erträgt eine Beziehung?« Eh viel verträgt sie. Aber wenn der Mann nebenan mit feuchten Augen stundenlang in einem Büchlein schmökert, in dem seine Snooker-Ergebnisse aus den Jahren 1980 bis 1990 akribisch dokumentiert sind, sollte man das dann doch mal kritisch hinterfragen dürfen.
ERIch will auch den letzten Gedanken meines Facebook-Eintrags zum Thema Kaffeehäferl hinzufügen: »… Nicht auszudenken, welche fatalen Folgen es haben könnte, würden wir uns von etwa 73 dieser Häferln und Tassen trennen … Also schlichten wir weiter. Und irgendwann einmal, wenn plötzlich 79 Menschen vor unserer Tür stehen, um ganz spontan auf ein Frühstück vorbeizuschauen, werden wir für unser jahrzehntelanges Häferlsammeln unendlich dankbar sein. Und alle gemeinsam vor Glück weinen.«
Spannend ist, wie viele Reaktionen dieses Posting ausgelöst hat. Offenbar habe ich einen Sammelnerv getroffen. Den Wortmeldungen zufolge scheint jedenfalls die abenteuerliche Vielfalt in den Küchenkastln des Landes vor allem eine weibliche Selbstverständlichkeit zu sein. Mit dem häufigen Argument, dass sich Häferln besonders als Erinnerungsstücke eignen. Ich hingegen bin völlig unfähig, mit einer simplen Tasse auch nur einen Gedanken zu verknüpfen. Vor allem wenn Sprüchlein draufstehen wie: »Jetzt machen wir einmal nix, und dann warten wir ab.« Bitte, wer lässt sich so was einfallen? Egal. Meine Frau hat auf meinen Wink mit dem Zaunpfahl klarerweise sofort reagiert und a) die Kaffeehäferln 84, 85 und 86 erstanden sowie b) einen gehässigen Text voller infantiler Unwahrheiten verfasst. Gerade so, als gäbe es in unseren Küchenladen keine sinnlosen Geräte, die sie einst begeistert angeschleppt hat, weil sie entweder billig, lustig oder billig & lustig waren. Als wäre das Stapeln von Dingen wie Cevapcici-Presse oder Spargelliege ganz normal. Oder Weißwurstheber und Spaghetti-Portionierer. Oder Staubzucker-Mühle und Zwiebelkamm. Aber wehe, ich schlage für das ganze Platzvergeudungsklumpert alle paar Jahre einmal den Keller als Endlager vor. Dann sagt Frau Kuhn: »Na fix nicht.« Und kocht zum Abendessen justament Cevapcici mit Staubzucker.