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Da hängt etwas!

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SIE»Warum hängt des scho wieder?« Als der Mann nebenan das flucht, steht er an seinem Lieblingsplatz in unserer Wohnung: vor dem offenen Geschirrspüler. Wo er versucht, meine Ordnung in seine Ordnung zu verwandeln, dabei Messer, Gabel, Teller und Töpfe neu arrangiert. Bei dieser beliebten Tätigkeit scheint sich irgendwo etwas verheddert zu haben. Ich verlasse schulterzuckend und stumm lächelnd den Ort des Geschehens, nicht ohne mir bewusst zu werden, dass der Satz »Warum hängt des scho wieder?« eine ganz besondere Symbolkraft im Leben meines Herzkönigs hat. Er ist lebensbestimmend. »Warum hängt des scho wieder?« überschattet als verbale Metapher sein Sein. Es hängt … der Husten, der just ihn in so einer Unerbittlichkeit erwischt hat, dass er seit gefühlten hundert Tagen leidet. Nicht nur. Er lässt gerne (mit)leiden – mich, die Mama, den Hund. Und 2000 Facebook-Freunde.

Es hängt … ihm meine Art, den Geschirrspüler einzuräumen, seit gefühlten 25 Ehejahren (wir sind allerdings erst seit neun Jahren verheiratet) beim Hals heraus, sodass es fast täglich zu seinen Terroreinsätzen im Dienste der perfekten Ordnung kommt. So als gäbe es irgendwo einen Oberen Teller-Gerichtshof. Es hängt …, wo er Bastelhand anlegt. Das selbst bei so schlichten Tätigkeiten wie Bildaufhängen. Weil: das hängt dann nämlich eher nicht und wenn, dann: schief. Es hängt … das Bild im Laptop, exakt dann, wenn er parallel zur deutschen Bundesliga die spanische Bundesliga anschauen möchte. Und dann hängt auch der Haussegen schief, weil ich in diesen Momenten immer nachfrage, ob ich allenfalls noch ein drittes Gerät anschleppen darf, wo er die fantastischen Hattricks der süditalienischen Unterliga mitverfolgen könnte. Kann sein, dass Sie sich jetzt fragen, wie es mir sonst so geht. Ganz einfach: Das hängt nicht von mir ab.

ERDer Tragikomödie »Scheidungsgrund Geschirrspüler « will ich nicht wieder eine Bühne bieten. Ich habe gerade erst eine hartnäckige Verkühlung überwunden und muss mich schonen. Was ich aber grundsätzlich anmerken kann, ist die Tatsache, dass ich mich über Kleinigkeiten a) sehr, b) kurz, aber c) für alle gut hörbar ärgern kann. Na und? So ein »Das darf doch nicht wahr sein, verdammter Schas« baut Stress ab. Den ich eben entwickle, wenn mir auf einer Leiter stehend die Schraube nicht nur aus der Hand fällt, sondern danach auch garantiert so unter das Sofa kullert, dass die Rückeroberung nur auf dem Bauch liegend stattfinden kann. Das adäquate Fluchen schenkt meiner hungrigen Frau Kolumnen-Nahrung.

Nun ist es aber keineswegs so, dass die Dame da drüben stets vom Kwan Yin, dem lichtvollen Strahl der Gelassenheit, durchflutet ist. Nein, sie lebt Zorn nur anders. Meistens in drei Phasen. Zuerst verschwindet sie. Wortlos. Um sich irgendeiner Sache zu widmen. Nach längerer Zeit registriere ich die Stille und suche sie. Um sie etwa beim Computer zu entdecken, wie sie sich mit tiefen Denkfurchen auf der Stirn in einer iCloud verliert. Fragen wie »Was, herrje, tust du hier seit Stunden?« beantwortet sie mit Stammeln im Stil von »Nein … ich versuche … aber … das ist so … hm … warum … pff …«. Dieser Geisteszustand bedeutet: Lassen! Unbedingt lassen! Wissend, dass sie mir Stunden später nach Ablauf ihres Pitbull-Seins ohnehin die Story eines Problems, für das ich bereits nach 15 Minuten den Techniker engagiert hätte, erzählen wird. In einem wütenden Monolog zum Thema »Da hängt etwas«. Ich verstehe dann meistens nix und denke: Lieber räum’ ich fluchend den Geschirrspüler um.

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