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Alltag der Tellerwäscher

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SIESo feinsinnig der Mann nebenan sein kann, manchmal mag er es schlicht. Beispiel? Einer seiner Lieblingsdialoge aus dem Film Rambo. Hamid: »Wozu ist das?« Rambo: »Das ist blaues Licht.« Hamid: »Und was macht es?« Rambo: »Es leuchtet blau.« Ja, eh. Mir persönlich bleibt auch nach vielen Jahren heftigen Nachdenkens das Faszinierende an diesen Worten verborgen, was nix heißen muss. Weshalb ich mich ihrer gerade jetzt entsinne, hat einen Grund: Es ist eine Studie aus einem Biologie-Fachmagazin. Und in der berichten Forscher, dass das männliche Sehzentrum anders (re-)agiert als das weibliche. Männer nehmen bläuliche Farbtöne stärker als Frauen wahr – womit der Bogen zu Rambo gespannt wäre. Nicht nur: Sie haben auch einen geschärfteren Blick für Details und Kontraste. Von Rambo zu unserem Geschirrspüler scheint es also nicht weit.

Auch wenn wir uns sonst ganz fein vertragen, gebe ich zu, dass der tägliche Disput um den Inhalt unseres vollautomatischen Tellerwäschers szenisch durchaus in das Genre Kriegsfilm passen würde. Es ist der tägliche Kleinkrieg um eine Ordnung, die er meint, bestimmen zu können. Die ich aber aus seiner Sicht boykottiere. Das stimmt so nicht. Ich bin in der Küche flink. Folglich habe ich auch keinen komplizierten Geschirrspüler-Einräumplan, sondern werfe Teller & Co. spontan in die Tiefen des Geräts – schnell weg. Der – aus seiner Sicht – »Sauhaufen« macht ihn rasend: »Wie deppert muss man sein, so die Schüsseln zu schlichten?« Ich schaue hin, ich schaue her, ich sehe nichts. Also sage ich: »Wo ist da was deppert? Schüsseln halt, nebeneinander. Das muss ja nicht ausschauen wie die Parade zum Geburtstag des Bundespräsidenten. « An seinem Blick erkenne ich, dass dieser Mann da nicht lachen kann. Und ich ende erneut bei Rambo: »Um den Krieg zu überleben, muss man selbst zum Krieg werden.« Oder zum Geschirrspüler.

ERZitat: »Nur wer den Kampf gegen die Wut annimmt, kann am Ende wahrhaftig lieben.« Das könnte von John Rambo sein. Ist aber von mir. Alle Strategien habe ich beim Geschirrspüler-Drama eingesetzt – von böser Maßregelung über mantra-artige Sachlichkeit bis zu flehender Verzweiflung. Es bleibt vergeblich. Meine Frau, im Grunde ein kluger Kopf, will nicht, kann nicht, tut nicht. Nämlich dem Geschirrspüler wohlverdiente Ordnung schenken.

Und das bitte schön vor folgendem Hintergrund: Sie ist Energie-Sheriff bei uns zu Hause. Sie schimpft mit dem Kind, wenn es hinter sich das Licht nicht abdreht, und sei es nur, um kurz auf die Toilette zu gehen. Sie schimpft mit dem Ehemann, wenn der einen Akkustecker nach Beendigung des Ladevorgangs nicht sofort herauszieht (»Ja, das kostet auch Strom«). Sie schimpft mit Kind und Ehemann, wenn sie Wasser, Stand-by-Modus oder Motor zu lange laufen lassen. Nur der Hinweis, dass ein vollkommen hirnrissig eingeräumter Geschirrspüler auf lange Sicht gesehen ökonomisch und ökologisch ein Super-GAU ist, lässt sie partout nicht innehalten. Nicht einmal dann, wenn ich vorrechne, dass ich im Gegenzug zu der von ihr gepflegten Platz- und Energieverschwendung alle Lichter der Wohnung bis ins Jahr 2371 brennen lassen könnte. Vielleicht sogar noch länger. Ganz egal. Es ergibt sich der immer gleiche Dialog. Ich: »Das ist idiotisch.« Sie: »Na und? Dann bin ich halt idiotisch.« In diesem Sinne ignoriert sie die zahlreichen Halterungen und mein akribisches Schlichttalent beharrlich. Vielleicht platziert sie Schüsseln, Teller und Gläser auch nur deshalb quer, um nie sagen zu müssen: »Schatz, du hast recht.« Stattdessen würde sie drei Mal spülen, wo ich es mit gleicher Geschirrmenge nach erfolgreicher Umstrukturierung auf einen Durchlauf bringe. Und das seit Jahren. Ich glaube daher, es gibt tatsächlich nur eine Lösung: getrennte Geschirrspüler.

Du machst mich wahnsinnig

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