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2.4.7 Mit Archimedes die Kultur erklären

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Dieser Topos, "Cherchez la femme" (sucht die Frau), bezieht sich darauf, dass in jedem ordentlichen Krimi eine Frau ausschlaggebend ist für die Lösung.

Nicht die Physiker haben die Reduktion erfunden oder die Chemiker mit ihrem Caramba, das eine (Rost) Oxydation-Reduktions-Methode auf praktischem Niveau und aus der Sprühdose ist. Das menschliche Denken verspürt von jeher diese Neigung, den Dingen auf den Grund zu gehen. Es hat ja mit den kurzen Ausdrücken, Symbolen, angefangen. Deren rudimentäre Potenz ist ihnen geblieben. So hat sich die Sprache entwickelt, dass es nach dem Sein fragen konnte. Und am Anfang waren es kurze Begriffe, die vier Elemente. Materie, in die Sphäre des Geistes gezogen. Ihn dabei weiterbildend. Sie haben Elemente als Grund angenommen. "Kurz und gut", hieß immer schon die Devise der alten Griechen und aller Naturwissenschaftler seitdem, die Bibel spricht vom Redestil "ja, ja, nein, nein" und dann muss Schluss sein. Die Menschen, die heute so reden, schließen sich am besten in einem esoterischen Zirkel ein; das tun auch noch die, die mit Kürzeln, Symbolen, Formeln im Vorlesungssaal arglose Menschen erschrecken. Sie waren einmal überzeugt, dass es einen einzigen Punkt geben müsse, der es erlaubt, die Welt aus den Angeln zu heben. Sie müssen geahnt haben, dass sie, die sie unter schattigen Olivenbäumen liegend ihren Gedanken nachhingen, Nachkommen haben werden, denen das gelingt. Aber tonangebend waren immer noch die Praktiker.

So kann man sagen, damals noch lässt sich die Welt der ersten Kultur dieses Kontinents auf zwei Topoi reduzieren. Topoi sind Gemeinplätze des Denkens und Handelns. So gibt es den Topos des betrogenen Betrügers, des bestohlenen Diebes oder der gejagten Jägerin in der Literatur, der immer wieder auftaucht. Aus wirklich großer zeitlicher Ferne lässt sich sagen, es waren zwei Topoi, die das Abendland besonders umgetrieben haben.

Die Praktiker beschäftigten sich variantenreich mit dem Thema, wie gesagt, "Cherchez la femme", die Theoretiker suchten nach der "Einheit des Seins". Der Raub der schönen Helena war ein Kriminalstück, das nach zehn Jahren und noch einmal zehn Jahren zu Ende ging. Helena wurde von Menelaos gefunden, verloren, wiedergefunden, wie es sich für jede Frau gehört, die etwas auf sich hält und etwas erleben möchte. Aber er musste sie suchen. Seitdem vermuten nicht nur die Franzosen, dass man bei einem Kriminalfall nur nach der Frau zu suchen hat, eine ist immer beteiligt, um der Spur des Verbrechens zu folgen. Liebe und das Verbrechen auf jeden Fall sind Konstanten im Leben der Menschen. Ein Topos. Dem Verbrechen verdanken wir die Höherentwicklung unserer Kultur, weil wir Geschmack haben und hatten, uns das Chaos der Regellosigkeit vom Leib zu halten. Wie eine verbotene Frucht reizt es uns aber immer noch. Homer besingt nicht den Raub der Helena sondern das Cherchez la femme in der Fremde mit seinem guten Ausgang. Zur Kultur gehört der Wille zur Selbstbehauptung ganz elementar (Ilias), dann muss man noch in der Welt herumkommen. (Odyssee). Das bildet.

Zu den frühen Topoi gehört, dass man Sinn entwickelte für die Forschung. Er bezieht sich auf das Theoretische, ohne darin zu verharren. Wo gelangen wir an das wirklich nicht mehr Teilbare und wie schaut es aus. Die Einheit des Seins, des Kosmos, die es erlaubt, ihre Einzelheiten sinnvoll in einem Gesamten unterzubringen, nicht zuletzt in einem einheitlichen Bewusstsein und Denken selbst, dessen Integrationskraft nicht überfordert wird. Vor lauter Bäumen haben sie den Wald sehen wollen und gesehen. Damit konnte der Ziegenhirte von "Herde" sprechen, nicht nur von einer Zahl einzelner Tiere. Die Reduktionen sind dann der Versuch, das Schema im Transfer zu nutzen. In Schichtenmodellen und in Weltenmodellen, im Modell des Spiels und der Begriffsdichotomien wie Zufall und Notwendigkeit, Gen und Mem bleibt thematisch lebendig, den alten Topos gedanklicher Reduktion des Ganzen auf eine handliche Formel der Welterklärung nicht aus den Augen zu verlieren. Das ist mehr als die Sammlung erkannter Naturkonstanten universaler Geltung, aufregend genug, dass man sie fand, wie das Wirkungsquantum (h), die Elementarlänge (l), die Elementarladung (e) und die Gravitationskonstante (G). Mit elementaren Konzepten soll ein Zugriff gelingen, der das Universum in eine Klammer zwingt. Wer das Detail begreifen will, muss das "Ganze" als Entwurf begriffen haben. Wer das begriffen hat, hat das Ganze als Faktum begriffen. Und immer ist wichtig beides zu sehen: Was der Gedanke erfasst und dass dieser Gedanke gedacht wurde. Man denkt das Atom und man kommt darauf, sich diesen Gedanken auszudenken, nach dem Unteilbaren überhaupt zu suchen. Man sucht nach einem Bakterium und muss zuvor auf den Gedanken kommen, nach einem Bakterium und nicht nach einem Virus zu suchen. Geradezu beiläufig wird das alte Problem Geist und Stoff mit erledigt. Man muss nachsehen, ob das nur gelingt, weil Fehler unterlaufen. Oder ob der monistische Materialismus tatsächlich so weit reicht, der Schlüssel für alles zu sein.

Ein interessanter Kontrast, von der äußersten Differenzierung zu einem Ganzen zu gelangen, ist darin zu sehen, dass es mehrere Elementarteilchen gibt und dass die Evolution selbst den umgekehrten Weg, in immer buntere Differenzierungen hinein, geht. Kultur scheint uns auch deshalb so wertvoll, weil sie das glatte Gegenteil von Reduktion ist. Phantasie und gestaltete Phantasie werden nicht nach ihren Grenzen befragt, sondern sekundär erst die Kultur selbst, in der sie sich bewegen.

Allgemeinbildung in der Akademischen Welt

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