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2.5.2 Bibelrhetorik

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Biblische Glaubensinhalte sind immer wieder aus belehrenden Gründen bildlich ansprechend dargestellt worden. Die mittelalterliche Bibelrhetorik hält viel vom Exemplum, vom "Beispiel", eine Technik, die auch schon die Evangelisten einsetzten. Das Senfkorn, das als Gleichnis eine belehrende Symbolwirkung hat, prägt da die Lehrinhalte ein. "Deute uns", heißt es bei Matthäus 13,49. Der Turmbau zu Babel bezeichnet eigentlich einen Bau, metaphorisch ist er ein Bild menschlicher Überheblichkeit. Die Ableitung von einem Modell, dem eine bildlich ausgeführte Metapher zugrunde liegt und schließlich die zu einem Symbol (Turm=Hybris) für die Hybris des Menschen und seiner Bestrafung wird. Gäbe es ein Unterkapitel 1.a zum 1. Gebot: "Hybris soll nicht sein." wäre dieses ja nicht anschaulich, selbst in der Übersetzung "Gotteslästerung, frevelhafte Selbstüberhebung über Gott", nicht. Dieser Gedanke, da wichtig für den Glauben und völlig abstrakt, ruft geradezu nach einer bildlichen Exemplifizierung im Sinne der Bibel-Rhetorik, die dafür ja auch erfunden wurde, als ein Instrument der Exegetik (Erklärung des Inhalts, Bibelauslegung) und Didaktik, die im Übrigen, sofern sie verbal ausgerichtet ist, den vierfachen Schriftsinn zugrunde legt, um zur Tiefe eine Breite zu gewinnen. Der symbolhaltige Bau zu Babel enthält zugleich eine Erklärung, wie und warum Sprachen in ihrer Vielfalt entstanden sind, was erst einmal in der Schöpfung der Welt Gottes als sinnvoll verteidigt werden muss wie schließlich auch, dass das Böse in der Welt heimisch ist. Und die schlimme Botschaft heißt: Es war und ist in dieser Welt der Wille des Menschen. Dieses Thema ist zentral für sein Selbstverständnis seit je. Man kann sagen, Glanz und Elend sind mit dieser schicksalshaft wirkenden Polarität verbunden. Das Erwachen des menschlichen Geistes ist das Erwachen seiner Sündhaftigkeit mit ihren Folgen. Das kann man als kulturbedingte Parallele zum wissenschaftlichen Ergebnis anthropologischer Forschung heranziehen, weil es unsere Kultur ist, die dieses Thema so oder so als praktisch-ethisches Problem im Gepäck hat. Der Geist des Menschen als diachronische, evolutive Kraft, warum hat er es nicht geschafft, vieles besser einzurichten. Diese Antworten sucht ein Bibelleser vergebens.

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