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dritter Ort

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Mit dem Begriff des d. O.es (engl. third place) beschreibt der Soziologe Ray Oldenburg in seinem Buch The Great Good Place von 1989 ↗ Orte, die der geselligen Begegnung und dem informellen Austausch dienen. Innerhalb einer sozialräumlichen Typologie des bürgerlichen Lebens unterscheidet er diese von sog. ‚ersten‘ und ‚zweiten‘ Orten, worunter er Wohnräume (↗ Wohnen) bzw. Arbeitsstätten fasst. In seiner gegenwartsbezogenen, an Fallstudien orientierten Untersuchung kennzeichnet Oldenburg d. O.e, die er vom allmählichen Verschwinden bedroht sieht, hinsichtlich ihrer Funktion für lokale Sozialstrukturen (↗ Sozialraum) und in ihrer Wirkung (↗ Determinismus) für die Ausbildung eines lokalen Zugehörigkeitsgefühles (↗ Ortsbindung). So skizziert Oldenburg (1989, 22) Cafés, öffentliche ↗ Plätze und Biergärten als sozial integrierenden „neutral ground“, der sich durch Nähe und Behaglichkeit auszeichne, jedoch weder gänzlich der Sphäre des Staates noch der Ökonomie (↗ Kapital), weder der Familie noch der ↗ Arbeit, weder dem Privatleben noch der ↗ Öffentlichkeit zuzurechnen sei, sondern zwischen den jeweiligen Polen vermittle (↗ Dialektik) und dadurch sozial ausgleichend (↗ Aufhebung) wirke. Oldenburgs eher von politischem Engagement bestimmte denn einer konsistenten Theoriebildung (↗ Theorie) verpflichtete Analyse steht am Beginn einer Debatte in den USA Anfang der 1990er Jahre, in deren Folge die Abnahme zivilgesellschaftlichen Engagements zu konstatieren gesucht wird (Putnam 1995). Trotz der begrifflichen Nähe besteht allerdings kein Zusammenhang zu differenztheoretischen Konzepten des ↗ Drittraums von Homi K. Bhabha oder Edward W. Soja. Oldenburgs emphatisches Eintreten für d. O.e, deren modellhaftes Vorbild er in europäischen Siedlungsstrukturen (↗ Gliederung) zu erkennen glaubt, ist verschiedentlich auf Kritik gestoßen: So nennt Guido Zurstiege (2008, 124) sein Eintreten „naiv“ und „verklärend“ und kritisiert das mangelnde Bewusstsein für die historischen Bedingungen und Vorläufer des Konzeptes der d. O.e. Dessen ungeachtet – und eingedenk der Offenheit des Begriffes – lassen sich jedoch auch affirmative Bezugnahmen, etwa im Hinblick auf die empirische Analyse der sog. Kreativwirtschaft (Florida 2002, 255) als auch auf jene computergestützter, sozialer Netzwerke (Soukup 2006) finden, für welche Oldenburgs Begriff produktiv zu machen gesucht wird.

Literatur: Oldenburg 2000.

Florida, Richard (2002): The Rise of the Creative Class, New York.

Oldenburg, Ray [Hg.] (2000): Celebrating the Third Place, New York.

Ders. (1989): The Great Good Place, New York.

Putnam, Robert D. (1995): Bowling Alone, in: Journal of Democracy 1, 65–78.

Soukup, Charles (2006): Computer-Mediated Communication as a Virtual Third Space, in New Media & Society 3, 421–440.

Zurstiege, Guido (2008): Der Konsum Dritter Orte, in Räume des Konsums, hg. v. K.-U. Hellmann u. G. Zurstiege, Wiesbaden, 121–141.

Thomas Waitz

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