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Emotion

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Das Vergleichsmoment von ↗ Raum und E. ist ↗ Bewegung, explizit in der Etymologie von E. (lat. movere). Raum, E.en und ↗ Atmosphären konstituieren sich über ↗ Wahrnehmung, Bewegung und ↗ Begegnung mit ↗ Menschen oder Objekten und modellieren sich wechselseitig. ↗ Gefühle werden im Raum von Körpern sichtbar zur Erscheinung gebracht (verkörpert) und können als spezifische Hervorbringung gelten, die ebenso von neurologischen Vorgängen wie von Sinneswahrnehmungen (↗ Sinn), Interaktionen mit der ↗ Umwelt sowie kulturellen ↗ Kodes und Traditionen konstituiert wird. In der Neurologie gilt E. als reaktives, im Körperlichen verwurzeltes (↗ Nullpunkt) Geschehen, während Gefühle die E.en ins Mentale übersetzen. In den Kulturwissenschaften wird E. in der Regel als Überbegriff verwendet und umfasst beide Aspekte: Antonio Damasio (2005) vergleicht den menschlichen Körper mit einem Raum, zusammengesetzt aus verschiedenen, mit E.en und ↗ Affekten besetzten Abteilungen, die mit der Umwelt interagieren. Die Grundlage von Gefühlen als Wahrnehmungen werde in der ↗ Kartierung des Körpers im Gehirn geschaffen. Aus phänomenologischer Perspektive hypostasiert nach Gaston Bachelard in La poétique de l’espace von 1957 (↗ Poietik) und Elisabeth Ströker (1977) am ausführlichsten Hermann Schmitz (1969) einen Zusammenhang zwischen Leiblichkeit (↗ Leib) und Raum: Der Raum sei strukturell leiblich, das Spüren von Weite und ↗ Enge sei nur in leiblicher ↗ Anwesenheit möglich; demgegenüber sei das Ausmessen (↗ Metrik) des Raums eine rationale Tätigkeit des Verstandes (↗ Logos). Die Empfindung des Raums sei abhängig von der Beschaffenheit des Menschen und zugleich von dem, was ihm begegnet. Stimmungen und Atmosphären ‚ergießen‘ sich im Weiteraum und werden vom Subjekt leiblich erfahren. Die intentionale Ausstattung von Objekten (wie Kleidung), Gebäuden und Inneneinrichtungen mit emotionalen und atmosphärischen Werten durch Design und Werbung ist konstitutiv für die Konsumkultur (↗ Konsum), um die Reaktionen der Rezipienten – im Museum (↗ Ikonotop), in der Shopping Mall, im Geschäftshaus (↗ Kapital) – zu steuern und ggf. zum Kauf anzuregen. Aber schon früher wird Architektur, etwa im Fall von Kirchen (↗ heiliger Raum), mit kultischem Zweck emotional aufgewertet, sodass sie zur Ansteckung mit Gefühlen beitragen können.

Literatur: Böhme 2001; Fischer-Lichte et al. 2005; Lehnert 2011; Schmitz 1995 u. 2000.

Böhme, Gernot (2001): Aisthetik, München.

Damasio, Antonio R. (2005): Der Spinoza-Effekt, Berlin.

Fischer-Lichte, Erika/Schaub, Mirjam/Suthor, Nicola [Hg.] (2005): Ansteckung, München.

Lehnert, Gertrud [Hg.] (2011): Raum und Gefühl, Bielefeld.

Schmitz, Hermann (1969): Der Gefühlsraum, Bonn.

Ders. (21995): Choriologie, in: ders.: Der unerschöpfliche Gegenstand, Bonn, 275–320.

Ders. (2000): Die Verwaltung der Gefühle in Theorie, Macht und Phantasie, in: Emotionalität, hg. v. C. Benthien, A. Fleig u. I. Kasten, Köln, 42–59.

Ströker, Elisabeth (21977): Philosophische Untersuchungen zum Raum, Frankfurt a. M. [1965].

Gertrud Lehnert

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