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Einrahmen

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Als E. (engl. framing) wird gemeinhin die Tätigkeit (↗ Praxis) bezeichnet, etwas einzufassen, zu säumen (↗ Saum) oder zu umgrenzen (↗ Grenze). Dies kann sowohl konkret den ↗ Rahmen eines Bildwerkes oder auch die Freistellung eines Objektes oder visuellen Elementes durch Hervorhebung umfassen, als auch auf der Ebene der Kommunikationstheorie (↗ Kanal) und Soziologie die Fähigkeit, ↗ Ereignisse und ↗ Erfahrungen durch ↗ Formen zu organisieren und damit eine Anordnung (↗ Angebot) der ↗ Wahrnehmung sowie ein Verständnis für das weitere ↗ Handeln herbeizuführen. Letzteres geht auf Erving Goffman (1922–1982) zurück (Goffman 1977), der sich wiederum auf Gregory Bateson (1904–1980) beruft (Bateson 1972). Im spezifischen Sinne geht der Begriff des E.s auf Timothy Mitchells (1988, 44f.) Studie zur Kolonialgeschichte Ägyptens zurück: „Enframing is a method of dividing up and containing (↗ Schachtel), as in the construction of barracks or the rebuilding of villages, which operates by conjuring up a neutral surface or volume called ‚space‘ (↗ Raum)“. Wie Mitchell darlegt, stellt E. eine Technik der (politischen) ↗ Macht und der kolonialen ↗ Ordnung dar, die als konzeptuelle ↗ Struktur alle Lebensbereiche durchzieht: So ist sie als ↗ Strategie der ↗ Repräsentation wirksam und wird zum Instrument des modernen Staates. Mitchell entfaltet die Struktur des E.s und des Rahmens (engl. framework) in seiner kulturellen wie politischen Tragweite, insbesondere für die Moderne. Mitchells Definition des E.s geht auf den Begriff des ↗ Gestells bei Martin Heidegger (1889–1976) zurück. Zudem bezieht sich Mitchell dabei wesentlich auf Michel Foucaults (1926–1984) Überlegungen zu den Kontroll- und Machtmechanismen durch Raumordnungen (↗ Panoptismus). Innerhalb der Filmwissenschaft lässt sich die Debatte um die apparativen, institutionellen und ideologischen Rahmungen des Kinos mit den Theorien des ↗ Dispositivs nach Jean-Louis Baudry (↗ Apparatus) in Verbindung bringen. Der filmische Rahmen wiederum vermittelt zwischen dem On und dem Off (↗ Außerhalb) und dient u.a. auch als ↗ Metapher der architektonischen Rahmung durch den Proszeniumsbogen (↗ Bogen) antiker Theater (↗ Schauplatz).

Literatur: Aumont 2008; Körner/Möseneder 2010.

Aumont, Jaques (2008): Griffith, in: Early Cinema, hg. v. Th. Elsaesser, London, 348–359 [frz. 1980].

Bateson, Gregory (1981): Eine Theorie des Spiels und der Phantasie, in: ders.: Ökologie des Geistes, 241–261 [engl. 1954].

Goffman, Erving (1977): Rahmen-Analyse, Frankfurt a. M. [engl. 1974].

Heidegger, Martin (1954): Die Frage nach der Technik, in: ders.: Vorträge und Aufsätze, Pfullingen, 13–44.

Körner, Hans/Möseneder, Karl (2010): Rahmen, Berlin.

Mitchell, Timothy (1988): Colonising Egypt, Cambridge/New York.

Lilian Haberer

Lexikon Raumphilosophie

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