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Der Begriff A.sraum wird 1932 von Ernst Jünger (1895–1998) in seiner frühen soziologischen und radikal kulturkritischen Hauptschrift Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt geprägt. Im Gegensatz zu den bekannten Ausdrücken ‚A.swelt‘ oder ‚A.splatz‘ (↗ Platz) soll der Ausdruck bei Jünger einen ↗ Raum beschreiben, in dem eine dynamische, rücksichtslose Verschmelzung von Mensch und maschineller Technik (↗ Gestell) vorherrscht. Dieser „sehr präzis, sehr konstruktiv gewordene Raum mit seinen Uhren (↗ Zeit) und Meßapparaten (↗ Metrik)“ (Jünger 1982, 147) wird dem Menschen zur zweiten ↗ Natur. A. wird als universales dynamisches Prinzip (↗ Prozess) und leitende ↗ Metapher dieses, alle anderen sozialen Sphären (↗ Sozialraum) dominierenden, neuen A.sraums ausgemacht. Wie Walter Benjamin (1892–1940) und Siegfried Kracauer (1889–1966) liefert Jünger unter einer besonderen Chiffre einen Beschreibungsversuch der als ‚technisch‘ qualifizierten industriellen Moderne. Alle drei Autoren beschreiben eine Wechselwirkung von Technik und gesellschaftlicher Funktionalisierung oder ‚Versachlichung‘ (↗ Verdinglichung) und nehmen damit von unterschiedlichen politischen ↗ Positionen eine Revision der überlieferten ‚bürger lichen‘ Vorstellung des Individuums vor. Präfiguriert wird die Beschreibung dieses uneingeschränkt technisch und funktional dominierten A.sraums u.a. in Georg Simmels Essay Die Großstädte und das Geistesleben von 1903, in dem er ein die Individuen gefährdendes „Überwuchern der objektiven ↗ Kultur“ prophezeit, dessen „Agent“ (Simmel 1984, 203) das Geld ist, wie er es drei Jahre zuvor in seiner Philosophie des Geldes breit ausführt. Während Kracauer 1927 die Menschen „als Massenteilchen reibungslos an Tabellen emporklettern und Maschinen bedienen“ (Kracauer 1977, 53) sieht, beschreibt Ernst Jünger in dem unmittelbaren Vorläufertext des ‚A.ers‘, dem Essay Die totale Mobilmachung von 1930, den „↗ Fluß sehr beziehungsloser ↗ Massen von Individuen und den Fluß von Massen ebenso beziehungslosen Geldes, die gleiche Abstraktheit der Haltung voraussetzen“ (Jünger 1930, 27). Die schließlich von Jünger mit nietzsche anischem ↗ Pathos bejahte Abstraktheit und Versachlichungsdynamik jenes A.sraums als Bühne der „A.s demokratie“ (Jünger 1982, 298) entspringt also u.a. der Beobachtung und Übertragung eines ökonomischen Prinzips auf weitere soziale und technische Bereiche.

Literatur: Hamacher 1996; Heidegger 2004; Maengel 2005; Sonn 1971.

Hamacher, Werner (1996): Working through Working, in: Modernism/Modernity 3/1, 23–55.

Heidegger, Martin (2004): Zu Ernst Jünger, Frankfurt a. M.

Jünger, Ernst (1982): Der Arbeiter, Stuttgart [1932].

Ders. (1930): Die totale Mobilmachung, in: Krieg und Krieger, hg. v. dems., Berlin, 9–30.

Kracauer, Siegfried (1977): Das Ornament der Masse, in: ders.: Das Ornament der Masse, Frankfurt a. M., 50–63 [1927].

Maengel, Manfred (2005): Das Wissen des Kriegers, Berlin.

Simmel, Georg (1984): Die Großstädte und das Geistesleben, in: ders.: Das Individuum und die Freiheit, Berlin, 192–204 [1903].

Sonn, Werner (1971): Der Mensch im Arbeitszeitalter, o. O.

Heiko Christians

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