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Äther

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Aristoteles (384–322 v. Chr.) nennt den Ä. (gr. aither) mit Verweis auf die Vorsokratiker das wesentliche Urelement (↗ Anfang) der Kosmologie (↗ Kosmos). Aus diesem raumfüllenden (↗ Fülle), aber selbst nicht wahrnehmbaren (↗ Wahrnehmung) fünften ↗ Element gehen, wie Aristoteles in Peri ouranos (268b) darstellt, die übrigen vier – Feuer (↗ Herd), Wasser (↗ Meer), ↗ Erde und ↗ Luft – hervor. Jede kosmologische Zäsur geht seit Aristoteles mit einem Wechsel der Ä.auffassung einher und so finden sich zahlreiche Ä.vorstellungen und -beweise innerhalb der neuzeitlichen Naturwissenschaft, u.a. im 17. Jh. bei Issac Newton (1643–1727), im 18. Jh. bei Immanuel Kant (1724–1804) und im 19.Jh. bei James C.Maxwell (1831–1879). Heinrich Hertz (1857–1894) liefert bei der Entdeckung des elektromagnetischen Wellenspektrums das Trägermedium (↗ Medium) dieser neuen ↗ Physik gleich mit und aktualisiert in seiner Schrift Ueber die Beziehungen zwischen Licht und Elektrizität von 1889 den Ä. als raumfüllenden Stoff. Im Verbund mit zahlreichen neuen Medien- und Experimentaltechniken des 19. Jh.s lässt sich der Ä. als Leitmedium einer Zeit bezeichnen, in der zwar Maschinen und Mathematik in der Lage sind, die Effekte der Elektrodynamik zu nutzen und korrekt zu beschreiben, aber ihre ‚↗ Natur‘ und v.a. die damit verknüpfte innere Beschaffenheit des ↗ Raums physikalisch noch unverstanden sind (Vagt 2007). Mit Albert Einsteins (1879–1955) Spezieller Relativitätstheorie (↗ Relativität) von 1905 verliert der Ä. seinen Status als wissenschaftlicher Akteur (↗ Aktant) innerhalb der Physik, taucht aber zugleich verstärkt in paraphysikalischen und okkulten Zusammenhängen wieder auf, wie z.B. der hypostasierten „psychomagnetischen“ Wirkung des Fernsehens (↗ Telepräsenz) in Form von „Odschwingungen“ (Bormann 1909, X). Als Synonym für das terrestrische Radio (↗ Spuk) und sein Rauschen (↗ Kanal) wird der Begriff Ä. bis heute verwendet.

Literatur: Andriopoulos 2002; Kümmel-Schnur/Schröter 2008.

Andriopoulos, Stefan (2002): Okkulte und technische Television, in: 1929, hg. v. dems. u. B. J. Dotzler, Frankfurt a.M., 31–53.

Bormann, Walter (1909): Die Nornen, Leipzig.

Kümmel-Schnur, Alfred/Schröter, Jens [Hg.] (2008): Äther, Bielefeld.

Vagt, Christina (2007): Absolut ruhend, in: Stehende Gewässer, hg. v. J. Behnstedt u.a., Zürich/Berlin, 151–162.

Christina Vagt

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