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Aufstellung
ОглавлениеDie A. als Methode in der Psychotherapie wird von Virgina Satir (1916–1988) als Begründerin der US-amerikanischen systemischen Familientherapie entwickelt und in Peoplemaking 1972 publiziert. Die aufstellende Person (↗ Proxemik), nicht der Therapeut, hat dabei die Aufgabe, die Familienmitglieder in eine Familienskulptur zu stellen, die den empfundenen innerfamiliären Beziehungen (↗ Relation) entspricht. Den räumlichen Beziehungen, den ↗ Blick- und Sichtachsen, den Haltungen (↗ Halt) der Personen untereinander kommen dabei wesentliche Bedeutung zu: Sie drücken sowohl emotionale (↗ Gefühl) als auch materielle (↗ Materie) sowie soziale Beziehungen (↗ Sozialraum) aus. Durch Positionswechsel (↗ Position) der Familie untereinander soll die Veränderungsbereitschaft (↗ Werden) in der Familie angeregt werden. In der systemischen Gruppentherapie wird die A. zur Rekonstruktion, aber auch zur Neukonstruktion von Systemen und ihren internen Beziehungen genutzt, deren Mitglieder nicht persönlich an der Gruppe teilnehmen. Die sich innerhalb des A.sprozesses (↗ Prozess) entwickelnden Raumbeziehungen können analog der Wege im hodologischen Raum (↗ Hodologie) nach Kurt Lewin (1890–1947) verstanden werden. Neben der A. als Methode untersucht Satir (2005) die Kommunikationsstile (↗ Kanal) von Familien: Sie bilden heute die theoretische Basis der neurolinguistischen Programmierung (Walker 1996). Die Methode der A. wird hier für Teama., Unternehmenssumfelda., Problema., Supervisionsa. u.ä. genutzt. Insbesondere in Deutschland wird die A. von Bert Hellinger (2005 u. 2007) aufgegriffen, der diese im Sinne seiner ‚Familien-Skulptur‘ soweit verändert, dass die A. durch Stellvertreter (↗ Fleischwerdung) erfolgt, die im Nachgang keine therapeutische Einbettung haben. Ein inneres psychisches Geschehen wird veräußerlicht und vergegenständlicht. Er selbst greift durch Vorgaben und Interpretationen in den therapeutischen Prozess ein. Dies führt zu einer massiven Kritik an seinem Vorgehen (Haas 2005) und bringt die Methode in Verruf. Aleida Assmann (2006, 16) sieht den Zuspruch, den Hellinger trotz aller Kritik erfährt, in dem „prä- oder post-individuellen Modell von Identität“. Die A. eröffnet einen imaginären Raum (↗ Phasenraum), der Verstehen und Versöhnen nicht nur aus sich selbst als Individuum ermöglichen soll, sondern als Mitglied von Gruppen, die nicht selbst ausgesucht werden, wie Familie, Generation (↗ Erfahrung), ↗ Kultur oder ethnische Zugehörigkeit (↗ Rasse).
Literatur: Daimler et al. 2003; Haas 2005; Sautter/Sautter 2006.
Assmann, Aleida (2006): Erinnern und Erinnert Werden, www.culturalgenderstudies.zhdk.ch/Studium/documents/textecgs/AleidaAssmann.erinnern-erinnert-werden.pdf.
Daimler, Renate/Sparrer, Insa/Varga von Kibéd, Matthias (2003): Das unsichtbare Netz, München.
Haas, Werner (2005): Familienstellen, Kröningen.
Hellinger, Bert (2005): Der große Konflikt, München.
Ders. (82007): Ordnungen der Liebe, Heidelberg.
Satir, Virginia (172005): Selbstwert und Kommunikation, Stuttgart [amerik. 1972].
Sautter, Christiane/Sautter, Alexander (2006): Alltagswege zur Liebe, Wien.
Walker, Wolfgang (1996): Abenteuer Kommunikation, Stuttgart.
Uwe Könemann-Nunold