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Negative Folgen der Ökonomisierung in der Schmerzmedizin

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Im Gegensatz dazu kann die vollstationäre IMST ( Kap. 4.2.3) von jedem Krankenhaus durchgeführt werden, das die Qualitätsanforderungen des OPS 8-918.ff erfüllt. Seit Einführung der Fallpauschalen Vergütung im Krankenhaus im Jahr 2003 begann die zunehmende vollstationäre Versorgung von chronischen Schmerzpatienten. Im Jahr 2005 wurden die ersten Schmerztherapie-Fallpauschalen eingeführt und im Laufe der Jahre immer weiter diversifiziert (Thoma 2018). Dadurch konnten durch die multimodale Schmerztherapie leerstehende Betten gefüllt werden. Die Kostengewichte der Fallpauschalen stiegen. Dies machte die IMST auch wirtschaftlich interessant. Leider führte die Ökonomisierung der IMST dazu, dass es wirtschaftlich interessant wurde, multimodale Schmerztherapie möglichst kurz zu betreiben, da bei gleichem Fallpauschalenpreis die Tagesvergütung deutlich ansteigt. Dies widerspricht allen wissenschaftlichen Studien und Metaanalysen, die bei chronifizierten Schmerzpatienten eine hohe Therapieintensität verlangen, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen.

In der Zwischenzeit übersteigt die Zahl der vollstationär versorgten Schmerzpatienten die der tagesklinischen Patienten um ein Vielfaches. Dies widerspricht der Forderung der Ambulantisierung und des »ambulant vor stationär«-Gesetzes des SGB V.

In einer Studie von Oberender und Partner (Baierlein und Leibinger 2019, S. 47) wird die Angebotssituation und die Inanspruchnahme der vollstationären IMST sowie die Patentenherkunft analysiert und der zukünftige Bedarf an vollstationärer IMST ermittelt. Im Jahr 2016 wurden demnach 65.219 Patienten im Rahmen einer vollstationären IMST behandelt (Prävalenz 79,2, Auslastung 90 %, 858.947 Belegungstage, 2.615 Betten). Auf dieser Datenbasis wurde die benötigte zukünftige Bettenkapazität im Jahr 2025 für drei Szenarien berechnet:

• Szenario 1: Der Demografieeffekt wird berücksichtigt, die Prävalenz nach Altersgruppen bleibt gleich:

– bei einer Fallzahl von 66.985 und 882.207 Belegungstagen werden 2.686 Betten benötigt.

• Szenario 2: Der Demografieeffekt wird berücksichtigt, die höchste Prävalenz von 2016 wird angenommen sowie auf Gesamtdeutschland übertragen:

– die Fallzahl steigt in diesem Fall auf 108.736. Es werden 1.432.075 Belegungstage in 4.359 Betten erbracht.

• Szenario 3: Der Demografieeffekt wird berücksichtigt, Anstieg der Prävalenz mit jährlicher Wachstumsrate von 8,9 % (wie in den Jahren 2012–2016):

– die Fallzahl steigt auf 139.663, die Prävalenz auf 170,7. Es werden 1.839.392 Belegungstage in 5.599 Betten erbracht.

Für alle Szenarien galt eine Auslastung von 90 %.

Im Falle des Szenario 3 würden im Jahr 2025 doppelt so viele Betten für die vollstationäre multimodale Schmerztherapie benötigt als im Jahr 2016. Welches Szenario realistisch ist, bleibt in Anbetracht der Entwicklungen unter der Covid-19-Pandemie und deren nicht absehbaren Folgen offen.

Multimodale Schmerztherapie

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