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3. Praxisrelevanz

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Wie Behr (2015: 12) am Beispiel des RussischenRussisch zurecht erörtert, erfordert die Entwicklung von SprachlernkompetenzSprachlernkompetenz und SprachenbewusstheitSprachenbewusstheit sprachenübergreifende Lehr- und Lernarrangements im Einzelsprachenunterricht, die Lernende anregen:

 sprachliche Phänomene bewusst, d.h. mit erhöhter Aufmerksamkeit, wahrzunehmen;

 Einzelphänomene aus komplexen Zusammenhängen zu isolieren, mit vorhandenen Sprachbeständen in der deutschen Sprache, ggf. in ihrer Herkunftssprache, und der/den anderen erlernten Fremdsprache/n sowie anderen verwandten Sprachen zu vergleichen, nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu suchen;

 sinnvoll Vergleichbares zu erkennen;

 Erklärungshypothesen auf der Grundlage von Vorwissen zu entwerfen;

 HypothesenHypothesen zu überprüfen;

 ihre Vorgehensweise und Ergebnisse zu dokumentieren, zu präsentieren und darüber zu reflektieren. (ebd.)

Diese Ausführungen machen deutlich, dass sich Sprachlernkompetenz auf der Basis von language learning awareness entwickelt. Sie umfasst nach Sinclair (2000) im Idealfall die drei folgenden Bereiche, welche bei der Förderung von SprachlernkompetenzSprachlernkompetenz systematisch berücksichtigt werden sollten:

 learner awareness bzw. LernerbewusstheitLernerbewusstheit

 subject matter awareness bzw. Sprachenbewusstheit

 learning process awareness bzw. LernprozessbewusstheitLernprozessbewusstheit (vgl. auch Martinez 2015).

Learner awareness (Who and why?)

attitudesattitudes

beliefs

cultural context

expectations

learning approach

learning style

motivation

needs

political context

preferred environment

experiences with languages

etc.

Subject matter awareness (What?)

language systems

language varieties

similarities and differences between first and target languages

social appropriacy

cultural appropriacy

pragmatics

etc.

Learning process awareness (How?)

activity evaluation

strategy evaluation

self-assessment

goal-setting

learning monitoring

monitoring progress

organizing (time, resources, environment)

awareness and exploitation of available resources

etc.

(In Anlehnung an Sinclair 2000: 9)

LernerbewusstheitLernerbewusstheit bezieht sich auf den Lerner als Individuum und die individuellen Faktoren, die seinen Fremdsprachlernprozess wesentlich beeinflussen. Lernerbewusstheit umfasst den Bereich der VolitionalitätVolitionalität bzw. des savoir-être (attitudesattitudes), speziell die Bereitschaft und Fähigkeit des Lerners, über seine MotivationMotivation, seine Einstellungen, seine (Lerner-)Rolle im Lehr- und Lernprozess (und bei der Bearbeitung von Aufgaben) sowie über seine persönlichen und favorisierten Lernwege und Lernerstrategien wie auch Lernstile und Sprach(en)lernerfahrungen zu reflektieren.

SprachenbewusstheitSprachenbewusstheit umfasst die „Sensibilität für und das Nachdenken über Sprache und sprachlich vermittelte Kommunikation“ und ermöglicht, dass Schüler, „ihre Einsichten in Struktur und Gebrauch der Zielsprache und anderer Sprachen nutzen, um mündliche und schriftliche Kommunikationsprozesse sicher zu bewältigen“ (KMK 2012: 24). Im weitesten Sinne bedeutet Sprachenbewusstheit, dass Lerner „Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Beziehungen zwischen Sprachen erkennen und reflektieren [können]“ (ebd.: 24). In der Praxis heißt dies, dass im Rahmen von sprachenübergreifenden Ansätzen (Spanisch als 3. Fremdsprache nach Französisch oder Französisch / Spanisch als 2. Fremdsprache nach Englisch) Lernende angeregt werden sollten, Gemeinsamkeiten zwischen Sprachen zu erkennen und zu reflektieren und dieses Wissen und Können als gezielte Lese-, Lern- oder KommunikationsstrategieKommunikationsstrategien zu verwenden (↗ Art. 86). Hier werden auch „Verbindungen zur PragmalinguistikPragmalinguistik und zur intra- wie interkulturellen Differenzierung deutlich“ (Burwitz-Melzer 2012: 29). Das VergleichenVergleicheninterlinguales als grundlegendes Merkmal mehrsprachigkeitsdidaktischen Lernens erklärt, weshalb dieser Ansatz auch eine wirksame fehlerprophylaktische StrategieFehlerprophylaxe ist.

LernprozessbewusstheitLernprozessbewusstheit bezieht sich auf den Prozess des Fremdsprachenlernens und bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft des Lerners, den fremdsprachlichen Lernprozess metakognitiv zu steuern und zu regulieren. Von besonderer Bedeutung erscheint mir in diesem Zusammenhang die „activity evaluation“ (Sinclair 2000) bzw. die AufgabenevaluationAufgabenevaluation zu sein. Sie geht mit der Fähigkeit der Lernenden einher, den eigenen Aufgabenlösungsprozess (Planung, Durchführung und Evaluation) zu reflektieren und zu regulieren. Darüber hinaus erlaubt sie den Lernenden, über die Relevanz der jeweiligen Aufgaben für den individuellen Lernprozess nachzudenken und an der Gestaltung des eigenen Lernprozesses mitzuwirken (Martinez 2017). Empirische Untersuchungen legen den Schluss nahe, wonach „Teaching goal setting and task classification can suddenly change a classroom from one where the students are disinterested and poor performers to one where everyone is involved in completing a task – a teacher’s dream. The studies show that students found that teaching Goal Setting and TA [Task Analysis] provides an amazing classroom transformation (…)“ (Rubin 2015: 78; auch Beckmann 2016).

Die Thüringer Lehrpläne (↗ Art. 21) für den Unterricht in Deutsch und in den Fremdsprachen (2011) greifen systematisch und konsequent die Entwicklung von Sprachlernkompetenz und Mehrsprachigkeit auf mit der Einführung eines verbindlichen Lernbereichs „über Sprache, Sprachverwendung und SprachenlernenSprachenlernenreflexives reflektieren“. Damit stehen sie exemplarisch für die konsequente Förderung von SprachlernkompetenzSprachlernkompetenz und Mehrsprachigkeit in der Sekundarstufe ISekundarstufe I (vgl. für Hessen Strathmann 2016).

Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik

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